Isle of Skye
27. Juni – Isle of Skye/Waternish
Ein Wunder war geschehen – die Sonne strahlte auch am Morgen vom Himmel, an dem sich zwar ein paar weiße Wolken tummelten, die aber ziemlich unschuldig dreinsahen. Wir hatten prima geschlafen und gingen den Tag voller Elan an.
Charlotte und Bill servierten uns ein tolles Frühstück – mit Erdbeersaft und Rhabarberkompott, Porridge und pochierten Eiern – dann machten wir uns, versehen mit 1000 guten Ratschlägen und Empfehlungen von Charlotte, auf den Weg – nicht ohne vorher ein paar Fotos vom Haus und den Blicken über Hafen und Bucht zu machen.
Ben Tiavaneig – unser wunderbares B & B …
… mit traumhaftem Blick über den Hafen und die Bucht von Portree.
Zunächst wurde aber der mittlerweile wieder ziemlich volle Wäschesack in der Wäscherei “Skye Linnen” abgegeben, dann fuhren wir quer über die Insel zur Westseite – immer wieder mit Stopps an schönen Ecken oder in hübschen Dörfern, wie z.B. Stein (komischer Name für ein Dorf…) mit einem bekannten Seafood-Restaurant.
Oder auch an einem besonders schönen Friedhof…
Manchmal gab es auch tierisch nette Begegnungen ….
Im Westen der Insel liegt Castle Dunvegan – wie fast alle schottischen Burgen und Schlösser mit einer sehr bewegten Vergangenheit, aber seit rund 800 Jahren im Besitz des selben Familienclans, dem der Mac Leods. Obwohl der Clan ziemlich betucht sein soll, wirkte das Schloss reichlich heruntergekommen ….
Wir verzichteten auf einen Besichtigung des Schloss-Inneren, besuchten aber die weitläufige Gartenanlage mit einem variantenreichen Wassergarten.
Ein bunter Blumengarten …
… ein toller Blick vom See zum Schloss (das allerdings etliche mit Brettern verkleidete Fenster aufwies..)
Nach etwa einer Stunde kreuz und quer durch den Garten zog es uns weiter, zum Neist Point und dortigen Leuchtturm.
Schon der Weg dorthin war wunderschön – immer wieder Blicke aufs Meer bzw. einen Fjord, auf Weiden mit Schafen, auf kleine weiße Häuser vor blauem Meer oder inmitten grüner Wiesen….
Dann war der Leuchtturm erreicht – bzw. zunächst nur der Parkplatz in der Nähe. Vom Leuchtturm war erst mal weit und breit nichts zu sehen. Um ihm näher zu kommen, war eine ziemlich schweißtreibende Wanderung angesagt. Zunächst ging es über eine Klippe und dann die Felswand fast senkrecht hinunter – zum Glück hatten freundliche Menschen Treppen in die Steilwand gebaut, aber mir wurde schon heiß bei der Vorstellung, die mehr als 100 Stufen wieder hinauf gehen zu müssen.
Unten wurde es etwas gemächlicher, über grüne Wiesen mit Schafen – aber dann wieder hinauf.
Immer noch kein Leuchtturm in Sicht.
Nachdem die Kurve (links oben) umrundet war, zeigte sich der Turm endlich – von mir aus hätten wir jetzt ein paar Fotos machen und dann umkehren können. Aber ein Leuchtturm-Fan wie Dieter gibt sich damit nicht zufrieden – also nochmal runter und dann wieder ein Stück hinauf, um mit dem Turm quasi auf Tuchfühlung zu gehen.
Nachdem wir schon mal da waren, spazierten wir auch noch um den Turm herum – zunächst eine ziemlich sumpfige Angelegenheit, die Regenfälle der letzten Tage hatten ihre Spuren hinterlassen. Direkt am Meer wurde es zunehmend felsiger und dort sahen wir nicht nur spektakuläre Felsformationen, sondern auch jede Menge Kreationen von Menschenhand: Zahlreiche Besucher hatten hunderte von kleinen Steintürmchen aufgehäuft – sogar als wir dort waren, bauten vor allem jugendliche Besucher an neuen Türmen.
Auf dem Rückweg sahen wir den Leuchttrum noch mal aus einer anderen Perspektive …. ein winziger Turm vor einer hohen Felswand.
Auch auf dem Rückweg gab es immer wieder wunderschöne Stellen, wo wir nicht einfach vorbeifahren konnten.
Ganz besonders galt dies für einen einfach zauberhaften kleinen Teashop, das Ceiteag’s der von zwei älteren Damen geführt wurde. Von außen sah es aus wie eine Baracke, innen ein herrlich plüschig-gemütliches Café. Alle Kuchen hausgemacht, der Tee in einer richtig großen Kanne, zu den Scones großzügige Portionen Sahne und selbst gemachte Marmelade, Tassen und Teller feinstes Porzellan mit filigranem Blumendekor.
Gestärkt traten wir den Heimweg an – über eine kleine Straße durch eine fast unendlich erscheinende Hochebene. Zurück in Portree wurden noch ein paar Fotos gemacht – einmal vom Hafen aus nach oben zur Esplanade mit unserer Unterkunft (das rostrote Haus oben in der Mitte) …
… dann von oben nach unten. Die bonbonfarbenen Häuser im Hafen und die zahlreichen kleinen Boote in der Abendsonne waren einfach wunderschön…..
Und dann wartete wieder ein fischreiches Abendessen auf uns.
28. Juni – Isle of Skye – Trotternish
Wir trauten unseren Augen kaum – schon wieder Sonne! Dabei soll es doch auf Skye fast immer regnen oder zumindest neblig sein!
Zwar waren wir mal wieder die letzten beim Frühstück – wir schlafen hier wie die Murmeltiere – aber trotzdem kurz vor 10 Uhr schon auf dem Weg zur Tourist Information, um die morgige Fähre aufs Festland zu buchen, nachdem alle Versuche, dies online zu erledigen, gescheitert waren.
Und schon kurz darauf auf dem Weg zum alten Mann, genauer, zum “Old Man of Storr”. Als “Old Man” werden in Schottland allein stehende hohe Felsen bezeichnet – warum wohl? Der alte Mann befindet sich auf Trotternish – ein etwas seltsamer Name für einen der vielen ”Finger” der Isle of Skye.
Auf dem Weg dorthin verführte uns aber erst mal ein in der Morgensonne glitzernder Wasserfall zu einer etwas waghalsigen Kletterei den Hang empor.
Kurze Zeit später sahen wir dann den “alten Mann” (unten rechts) – im Vergleich zu den Felsmassen der umgebenden Berge sah er eigentlich ziemlich kläglich aus ….
Da macht mein “old man” doch eine deutlich bessere Figur!
Die Küstenszenerie war echt beeindruckend – schroffe Steilküsten,
– dann senkte sich das Land wieder sanfter zum Meer hinab…..
Wir umrundeten den “Finger” und gelangten auf die Westseite, wo die Szenerie völlig anders aussah. Tiefblaue See, saftig-grüne Weiden, Schafe und Kühe.
Und natürlich wieder ein Friedhof – aber dieses Mal nicht irgendeiner, sondern der von Kilmuir, auf dem Flora Mac Donald unter einem hoch aufragenden Steinkreuz liegt, die Frau, die “Bonnie Prinz Charlie” 1746 nach der verlorenen Schlacht von Culloden die Flucht vor seinen englischen Verfolgern ermöglicht hatte und dadurch zu schottischen Nationalheldin geworden ist. Diese Geschichte hat mich schon lange fasziniert (sie steckte den Prinzen in Frauenkleider und gab ihn als Zofe aus) – jetzt hier so hautnah Spuren der schottischen Geschichte zu sehen, war schon etwas Besonderes….
Nach so viel Geschichte wollten wir noch was handfesteres erleben, also besuchten wir die Talisker Whisky Destillerie, die einzige Destillerie auf Skye.
Wir besichtigten die Produktion, probierten verschiedene Whisky-Sorten (Dieter schnupperte eher, denn bei den engen Straßen wollte er nichts riskieren) – die eher rauchigen Sorten waren nicht so mein Ding, aber es gibt auch sehr weiche, die richtig gut schmecken. Mindestens 10 Jahre liegt der gute Stoff im Fass und verliert jährlich bis zu 2% seines Volumens – kein Wunder, dass mancher Whisky fast 60% Alkohol hat! Eine Flasche erstanden wir natürlich auch – mal sehen, wer die bekommt ….
Wenn man die Umgebung der Destillerie betrachtet, kommt man schon zu dem Schluss, das das, was hier entsteht, einfach gut sein muss….
Zurück in Portree schafften wir es gerade noch, pünktlich im “See Breezes” an unseren Tisch zu kommen – mit wunderbarer Aussicht über den Hafen und zum Abschied von der Insel gab es noch mal Seafood vom Feinsten und wirklich guten Wein.
Und als wir uns auf den Heimweg machten, lockten uns Dudelsack-Klänge zu einem Umweg über den Marktplatz – dort bot sich ein tolles Schauspiel: Eine Pipe-Band mit Tambourmajor trat dort auf, es war einfach umwerfend.
Eine volle Stunde lang spielte und marschierte die Band – alles nur, um die Besucher zu erfreuen.
Wenn wir von Skye nicht ohnehin schon völlig begeistert gewesen wären – spätestens jetzt hätte die Insel unser Herz erobert.
29. Juni – Von der Isle of Skye zum Loch Long
Der Abschied von Skye und unserem B&B “Ben Tianavaig” fiel uns fast so schwer wie das frühe Aufstehen. Aber es musste sein, denn wir wollten mit der 10:10 Uhr-Fähre von Armadale nach Mallaig aufs Festland zurück. Heute hatten wir einen ziemlich langen Weg vor uns, bis in die Nähe von Glasgow, nach Arrochar am Loch Long.
Die Morgensonne ließ das Wasser im Hafen glitzern – da Portree auf der Ostseite der Insel liegt, wird es morgens von der Sonne bestrahlt (wenn sie scheint, aber wir hatten da ja unwahrscheinliches Glück!) Da wir schon um 8:00 los mussten – man sollte 30 Minuten vor dem Ablegen am Hafen sein, außerdem sagte man uns, das Abholen des Tickets werde weitere ca.15 Minuten dauern, und für die Fahrt von Portree nach Armadale braucht man rund eine Stunde – gab es kein Frühstück, sondern nur Kaffee und Tee auf dem Zimmer sowie ein Proviantpaket von Charlotte zum Mitnehmen.
Im klaren Morgenlicht durchquerten wir die Insel Richtung Südwesten, stoppten noch kurz an einem Wasserfall, der bei unserer Anfahrt vor 3 Tagen wahre Wassermassen zu Tale befördert hatte, jetzt aber eher ein Rinnsal war….
Armadale, der Fährhafen, bestand nur aus ein paar Häusern und einem Pier. Immerhin gab es ein kleines Café, wo wir in der Sonne noch einen Kaffee tranken – nachdem die Tickets abgeholt waren (eine Sache von zwei Minuten) und das Auto in der Wartespur abgestellt war.
Bis sich die Fähre vom Festland näherte, hatte sich der Himmel allerdings bereits ziemlich zugezogen – offenbar wollte man uns den Abschied von der Insel leicht machen.
Auf unserer Weiterfahrt wählten wir zunächst eine kleine Küstenstraße statt der größeren Schnellstraße, auch hier gab es wieder wunderschöne Ausblicke – allerdings auch mal wieder etwas Regen….
Erfreulicherweise war es jedoch wieder trocken, als wir in Glenfinnan anhielten. Dort steht ein hoher Turm mit der Statue eines Highland-Kriegers oben drauf. Das Monument markiert den Ort, an dem”Bonnie Prinz Charlie” mit einer flammenden Rede zum Kampf gegen England aufgerufen hatte und ist wirklich beeindruckend.
Heute gehört das Monument dem National Trust, und da wir in Schottland in den National Trust for Scotland eingetreten waren, haben wir freien Eintritt, auch zu allen Schlössern, Gärten usw. des National Trust of England.
Den Turm konnte man ersteigen – innen befindet sich eine unglaublich enge Wendeltreppe, ich hatte mehrfach Sorge, stecken zu bleiben. Der Ausstieg zur Plattform erfolgte über eine Luke, die so eng war, dass man sich förmlich rauswinden musste! Eigentlich müssten sie bei den Leuten, die den Turm besteigen wollen, unten erst mal Maß nehmen, mich würde nicht wundern, wenn da öfter mal einer stecken bleibt.
Belohnt wurde die Schinderei mit einem fantastischen Ausblick – nicht nur auf den See und die Berge, sondern zu anderen Seite hin auch auf den Glenfinnan Viaduct, die berühmte Eisenbahnbrücke, die auch in Deutschland inzwischen jedes Kind kennt, denn darüber fuhr der Hogwarth Express in den Harry Potter Filmen…..
Leider hatten wir die Abzweigung zu dem Punkt, wo man den berühmten “Postkartenblick” hat, irgendwie verpasst – wir mussten uns also mit weniger spektakulären Bildern zufrieden geben.
In dem angeschlossenen kleinen Museum war die Schlacht von Culloden nachgestellt, es standen und saßen auch ein paar ziemlich echt aussehende Highländer herum ….
Weiter ging es Richtung Fort William, wo wir die “Neptuns Staircase” sehen wollten, eine Reihe von 8 unmittelbar hintereinander liegender Schleusen, die die Schiffe von der Höhe des Caledonian Canals auf den 70 Fuß (knapp 20 m) tieferen Level des Loch Linnhe bzw. des Atlantiks bringen.
Auf dem Weg von Fort William nach Oban – dort haben wir vor zwei Jahren 5 Tage verbracht und dabei die Isle of Mull besucht – passierten wir Castle Stalker, eine Burgruine, die malerisch im See steht und das Cover eines unserer Reisebücher ziert.
Ca. 45 km südlich von Oban machten wir einen weiteren, absolut lohnenden, Umweg und bogen kurz nach Kilmartin von der Hauptstraße ab auf ein kleines Sträßchen, das uns zum Crinan Canal führte.
Dieser nur 9 Meilen lange Kanal schafft eine Verbindung zwischen dem Loch Gilp, einem Seitenarm des Firth of Clyde, mit dem Sound of Jura und ersparte damit den Fischer früherer Zeiten einen langen Umweg. Auch hier gibt es wieder Schleusen – 15 insgesamt.
Als wir auf den kleinen Kanal stießen, waren wir gebannt von dem spiegelglatten Wasser, in dem sich Boote, Bäume und Häuser perfekt spiegelten.
Hinzu kam eine verträumte Landschaft.
Am Ende des Kanals, vor der letzten Schleuse, lagen wunderbare alte Boote – am Wochenende findet hier ein Oldtimer-Treffen statt und einige waren schon eingetroffen.
Mit den tollen Booten vor uns, schmeckten uns Tee und Kuchen gleich doppelt so gut – auch das Treiben in der Schleuse war spannend, fast vergaßen wir, weiter zu fahren.
Aber wir fuhren ja noch die gesamte Länge das Kanals direkt daneben, da gab es noch einige fotogene Momente …
Schließlich war das Ende des Kanals und damit die A 83 wieder erreicht. Am Ufer des Loch Fyne entlang ging es nach Norden, in Inverary waren wir vor 2 Jahren schon gewesen – das schöne Schloss hatten wir damals allerdings nur bei Regen gesehen, heute lag es im Sonnenschein, ebenso wie die Stadt.
Wir umrundeten die Nordost-Spitze von Loch Fyne und dann waren es nur noch ein paar Meilen bis zum Loch Long und Arrochar, unserer Station für die Nacht. Im Fascadail Guesthouse wurden wir bereits erwartet – es war inzwischen 18 Uhr vorbei.
Das viktorianische Haus strahlte schneeweiß in der Abendsonne, Anne begrüßte uns und zeigte uns unser Zimmer – das allerdings auf ziemlich gebremste Begeisterung bei uns stieß. Nicht, weil es relativ klein war – für eine Nacht war das völlig ok und wir hatten ja auch nur ein Standardzimmer, also die Billigvariante, gebucht. Nein, das Bett war derart kurz, dass sogar ich (bei einem kurzen Probeliegen) mit meinen 1,64m Probleme hatte.
Also fragte ich Anne, ob sie nicht noch ein Zimmer mit einem größeren Bett habe, denn nachdem wir schon in Gairloch nachts kalte Füße in einem zu kurzen Bett bekommen hatten, wollten wir das nicht noch mal erleben.
Sie zögerte ganz kurz, dann nickte sie und ging voraus in ein anderes Zimmer – da blieb mir fast der Atem weg! Ein riesiges Himmelbett, ein Traumblick auf den See und den Garten (das andere hatte Hofblick), und sogar noch ein Wohnzimmer nebenan. Ich fragte, was der Traum denn kosten sollte, sie bot uns eine Art Freundschaftspreis an, der nur wenig über dem des kleinen Zimmers lag, und wir schlugen sofort zu.
Auch der Blick war richtig luxuriös und man bekommt einen Eindruck von der Schönheit der Landschaft.
Trotz so viel Luxus packten wir nur kurz aus, dann zog es uns ins “Village Inn” zu einem Bier und einem hoffentlich genießbaren Essen. Schon von außen gefiel uns das Inn – es sah sehr einladend aus …
.. auf der kleinen Terrasse direkt vor dem Haus saßen einige Leute in der Abendsonne. Wir gingen hinein – auch innen total gemütlich.
Und nicht nur die Verpackung war gut – auch das Essen war richtig lecker. Nach dem Essen tranken wir noch ein Bier in der Abendsonne auf der Terrasse, bevor es in unser Himmelbett ging (in dem wir wunderbar geschlafen haben!).
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