WILTSHIRE
18. Juni – Schlösser, Gärten, Kathedralen
Blauer Himmel und Vogelgezwitscher – schöner kann man nicht aufwachen! Und das nach einer herrlich ruhigen Nacht. Der Blick aus dem Fenster verhieß einen wunderschönen Tag …..
…. das Frühstück im sonnigen “Morning Room”war englisch-üppig, das meiste kam von der eigenen Farm.
Für ein schlichtes Farmhaus war Little Langford Farm ganz schön hoch-herrschaftlich.
Wir hatten heute aber noch erheblich vornehmere Häuser als Ziel – zuerst ging es nach Longleat. Weil das Haus erst um 10 öffnete, fuhren wir auf winzigen Sträßchen, durch kleinste Dörfer durch ein malerisches Tal.
Longleat, das Heim des exzentrischen Marquess of Bath, stammt aus dem 16. Jahrhundert und gilt als eines der ältesten Herrenhäuser Englands.
Die Grafen scheinen alle ein bißchen spleenig zu sein. Der derzeitige Marquess malt schrille Bilder und hat große Teile des Hauses mit Pop-Art-Wandbildern in Neonfarben versehen, sein Vater hat auf dem Landsitz den ersten Safaripark Englands eingerichtet – heute ist direkt neben dem uralten Herrenhaus ein richtiger Rummelplatz ….
Aber es gibt auch durchaus ruhige und schöne Ecken, mit Kunstwerken, die zwar seltsam, aber doch sehr harmonisch sind ….
Ob sich jedoch der kleine rote Panda, der erst am 12. Juni aus Deutschland hier eingetroffen ist, wirklich wohl fühlt ?
Wir flüchteten in ruhigere Gefilde, nach Stourhead. Der Garten ist berühmt für seine schlichte Schönheit, er wurde im 18. Jahrhundert von Capability Brown angelegt.
Als wir die stillen Wege zwischen (noch blühenden) Rhododendren und eindrucksvollen alten Bäumen am See entlang schlenderten, fragte ich mich, ob es heute wohl noch jemand geben könnte, der ein solches Projekt in Angriff nehmen würde – etwas, dessen volle Schönheit sich erst 50 oder 100 Jahre später zeigt…. Heute, wo alles möglichst gestern schon erledigt sein sollte und morgen schon vieles überholt ist, hätte eine solche Aufgabe wohl kaum eine Chance.
Um so mehr genießen wir die vielen “entschleunigten” Oasen in England, wo die Zeit stille zu stehen scheint und sich über hunderte von Jahren kaum etwas verändert hat.
Wir stärkten uns noch mit einem Cream Tea – für Unkundige: ein Cream Tea besteht aus Scones (lockere süße Mürbeteig-Brötchen) mit Clotted Cream (einer zähen, dicken Sahne, die mehrfach eingekocht wurde und am ehesten mit Mascarpone vergleichbar ist) und Erdbeer-Marmelade – dazu eine Kanne starken Tee. Netterweise gibt es in England zu jedem Tee gleich noch ein Kännchen mit heißem Wasser dazu – fehlt das mal, kann man mit seiner Tasse oder seiner Kanne jederzeit ein “Top-up” bekommen.
Dann ging es nochmal nach Salisbury, denn Dieter wollte den legendären „Turner-Blick” ausfindig machen – den Ort, wo Turner die Kathedrale gemalt hat. Klar war, dass es jenseits des Flusses Avon sein musste….. Wir zogen also los, fanden erst mal nur malerische Flusswindungen mit Schwänen….
… und erst nach längerem Suchen so etwas wie einen Blick auf die Kathedrale – allerdings sind in den letzten 100Jahren hier inzwischen einige Bäume gewachsen, so dass es keinen Panoramablick mehr gibt – schön ist es hier aber trotzdem!