Lovina – Ubud
20. März 2011 – von Lovina nach Ubud
Ein strahlend sonniger Morgen … beim Aufwachen gleich einen Blick aufs Meer zu haben, das hat schon was! So müsste jeder Geburtstag beginnen, dann erträgt man das Älterwerden vielleicht besser…. Beim Frühstück gab es eine kleine Überraschung – für uns war ein Tisch ganz vorne mit Meerblick reserviert und mit Blumen geschmückt, Uja hatte das als Geburtstagsüberraschung arrangiert.
Uja erzählte uns beiläufig, dass er in der vergangenen Nacht noch nach Hause gefahren sei, um die Vollmondfeiern nicht zu versäumen und erst um 4 Uhr wieder – per Motorradtaxi!!! – nachLovina gekommen war!
Um 9:30 brachen wir auf, zunächst folgten wir der Küste noch ein Stück bis zu der alten Hafenstadt Singaraja. Im Dörfchen Sangsit besuchten wir den Tempel Pura Bej, der der Fruchtbarkeitsgöttin Sri Dewi gewidmet ist. Die verschiedenen Schreine sind üppig mit Fresken verziert, teils Szenen aus dem Alltag, aber auch viele Dämonen und sogar Anspielungen auf die früheren Kolonialherren.
Üppig blühende Bäume spendeten etwas Schatten im Tempelbereich….
Wir verließen die Küste, eine kurvenreiche und teilweise auch recht steile Straße brachte uns erneut in die Berge. Am Straßenrand trockneten Frauen Wäsche – entweder im Gras oder auf Büsche ausgebreitet. Riesige Engelstrompeten säumten die Straße, immer wieder auch zahlreiche Hortensienbüsche, die laut Uja gerne als Opferblumen angepflanzt werden. Wir waren etwas überrascht, denn Hortensien brachten wir eher mit dem deutlich kühleren Klima Englands in Verbindung.
In vielen Dörfern waren Anzeichen der Vollmondfeiern des Vortages zu sehen – es lag viel Abfall herum, der gerade weggeräumt wurde, an manchen Orten sah es aber auch so aus, als würden schon wieder Vorbereitungen für weitere Feiern getroffen. Offenbar wird in größeren Dörfern bis zu einer Woche lang gefeiert, damit alle Bewohner einmal teilnehmen können.
Während der Vollmond-Feiern des 10.Monats fallen alle anderen Zeremonien aus, es gibt keine Hochzeiten, keine Zahnfeilung und keine der vielen anderen Zeremonien – auch höchst selten eine Totenfeier, deren Termin ohnehin vom Votum des Schamanen und dem Geldbeutel der Hinterbliebenen abhängt …. Also mussten wir auf die oft beschriebenen farbenprächtigen Zeremonien verzichten – bei den Vollmondfeiern herrscht die Farbe Weiß in der Kleidung vor.
Auf unserem weiteren Weg gab es Pfeffersträuche, Betelnusspalmen und Kaffee am Wegrand …
Dann öffnete sich der Blick über die gewaltige Kraterlandschaft mit dem Vulkan Gunung Agung im Hintergrund und dem Kratersee.
Leider war es ziemlich dunstig, so dass der Blick nicht wirklich optimal war. Die vorgesehene Fahrt entlang des Kraterrandes musste entfallen, denn die Straße zum Dorf Kintamani war gesperrt und grimmig dreinblickende Polizisten verwehrten jedem ortsfremden Fahrzeug die Zufahrt, weil auch dort eine Vollmondzeremonie stattfand.
Noch vor wenigen Jahren waren Besucher willkommen bei diesen Zeremonien, nachdem die Touristen aber offenbar überhand genommen hatten, wird inzwischen eine Politik der strikten Abschottung betrieben und zu diesen Zeiten kein fremdes Fahrzeug mehr in die Nähe der Dörfer gelassen. Auch zu Fuß ist man dann dort nicht mehr sonderlich willkommen – die Gläubigen hatten es offenbar satt, bei Ausübung ihrer Religion wie Tiere im Zoo gefilmt und fotografiert zu werden – irgendwie verständlich …..
Auch mehrere andere Straßen waren gesperrt, wir wurden über wirklich waghalsige Wege durch den Dschungel umgeleitet – eine Kurve nach der andern, einspurig und sehr schmal und teilweise ein Gefälle, bei dem ich nur für gute Bremsen beten konnte….. Erheblich früher als geplant waren wir wieder in der Ebene.
Uja schlug einen Spaziergang durch Reisfelder vor (laut Uja gibt es übrigens auf jedem Bauernhof mit Reisfeldern mindestens einen BMW = Bauer Mit Wasserbüffel ) – wir konnten ohnehin von dem satten Smaragdgrün nicht genug bekommen und waren sofort einverstanden, außerdem fehlt uns langsam ein bisschen Bewegung….
Kleiner Altar im Reisfeld …
Dieter und Uja ins Gespräch vertieft
Vogelscheuche – der Wind bewegt ein Rad mit einem Brettchen, das klappert …
Bewässerungskanäle durchziehen die Felder
Weiter ging es zu den heiligen Quellen Gunung Kawi , einer wirklich wunderschönen Anlage mit vielen Schreinen und Wasserbecken, in denen Koi-Karpfen schwammen. Ich verbesserte mein Karma damit, die Fische zu füttern….
Im Hauptschrein fand eine Zeremonie statt, ein Priester rezitierte monoton Gesänge, die von den Gläubigen mehr oder weniger aufmerksam verfolgt wurden. Hier ist die Devise offenbar oft “Dabei sein ist alles”, ansonsten kann man mit seinen Freundinnen ein Schwätzchen halten, eine rauchen oder auch ein Schläfchen halten.
In einer offenen Halle wurde ohrenbetäubende Musik gemacht.
Auf den letzten Kilometern vor Ubud hielten wir noch einmal an, um die spektakulären Reisterrassen mitten in Kokospalm-Hainen zu bewundern.
Allerdings wimmelte es an den Aussichtspunkten von Souvenir-Verkäufern, so dass wir auf weitere Stopps verzichteten und gleich Ubud ansteuerten.
Uja drehte mit uns zuerst eine Runde durch das Städtchen, damit wir einen Überblick bekamen, bevor er uns ins Hotel brachte. Der erste Eindruck: Kein entspanntes Künstlerdorf – das war es vielleicht mal vor 20 Jahren – sondern ein sehr lebhafter und stark auf Touristen ausgerichteter Ort. Viele gut erhaltene alte Gebäude, viel Grün – hinter den Häusern konnte man Felder und Reisterrassen sehen – Tempel, Schreine verleihen dem Ort jedoch eine Menge Charme.
Aber bevor wir den Ort zu Fuß erkundeten, wurden wir erst mal im Maya Resort abgeliefert, einer ausgedehnten Hotelanlage mitten im Dschungel. Die Unterkünfte befinden sich teils in schönen reetgedeckten Villas – mit oder ohne privaten Plunge-Pool – oder in einem Trakt mit Zimmern. Bei einer dreimonatigen Reise müssen gelegentlich Abstriche gemacht werden – wir residieren also nicht in einer Villa, sondern lediglich in einem ca. 45 qm großen Zimmer –
das aber den gleichen wunderbaren Dschungelblick hat, wie die Villen.
Auch hier gab es – dank Uja – wieder einen Geburtstagsgruß …. man wird ja nicht alle Tage 60 …
Ausgepackt wurde nicht viel – wir sind ja nur zwei Tage da – dann erkundeten wir die Anlage und anschließend ging es mit dem hoteleigenen Shuttlebus nach Ubud – das Hotel liegt gute 2 km außerhalb und die Straße hat keinen Gehweg, stattdessen auf beiden Seite Kanäle – also nichts für einen Fußmarsch.
Ein Rundgang durch das Städtchen – nicht ungefährlich, denn immer wieder fehlten im Gehweg Platten. Da unter dem Gehweg ein Kanal verläuft, kann ein Fehltritt hier fatale Folgen haben … Ein kühles Bintang-Bier als Aperitiv in einem der vielen netten Cafés. Dann ein recht gutes Essen und anschließend waren wir ziemlich geschafft. Mit dem Taxi ging es zurück ins Hotel – das Hotel-Shuttle stellt seine Dienste schon um 17:20 ein – wohl, damit mehr Gäste im hoteleigenen Restaurant essen …..
Dieter schlief schon, ich wollte meinen Krimi noch zu Ende lesen, als kurz vor 0:30 unser Bett plötzlich ziemlich zu wackeln begann. Es dauerte nur ein paar Sekunden und ich wusste nicht so recht, was los war – immerhin war Dieter wieder schlagartig wach. Kurz darauf ging es wieder los – eine Art Zittern, alles wackelte, die Flaschen in der Minibar und die Gläser im Regal klirrten, unser Bett schwankte wie auf einem Schiff mit beträchtlichem Seegang – ein Erdbeben!!!! Wir saßen wie versteinert senkrecht im Bett, überlegten krampfhaft, was wir wohl tun sollten, falls das weiterging oder noch schlimmer werden würde – aber man ist in so einem Moment richtiggehend paralysiert. Schließlich beruhigte sich alles wieder und nachdem wir keinerlei Unruhe im Haus feststellen konnten, legten wir uns auch hin und versuchten, zu schlafen – was erstaunlicherweise auch problemlos gelang.
Am nächsten Tag erfuhren wir, dass es ein kleines Erdbeben der Stärke 4,9 gewesen war – nichts besonderes auf Bali ….
21. März 2011 – Faulenzen in Ubud
Nach dem Schreck in der Nacht schliefen wir ziemlich lange, Frühstück gibt es hier bis 10:30 und das nutzten wir gnadenlos aus.
Das üppige Frühstücksbüffet bot einige nette Überraschungen, über die ich mich gleich her machte: Kleine Schälchen waren mit Glasnudeln, Wonton und Kräutern gefüllt, daneben stand ein großer Topf mit einer heißen aromatischen Brühe – 2-3 Schöpfer davon ins Schälchen und fertig war eine wunderbare Suppe, die an die vietnamische Pho erinnerte.
Weiter ging es mit Sticky Rice, einem Klebreis, der ähnlich wie Milchreis schmeckt, mit kleinen Stücken von einem goldgelben würzigen Kürbis, darüber ein karamellartiger brauner Zuckersirup …. mmmmhhh. Als Ergänzung noch schwarzer Klebreis (sieht aus wie Schokolade) mit Kokosraspeln und Kokosmilch – damit war mein Blutzuckerspiegel schon fast auf Betriebstemperatur, eine frittierte Banane mit luftig-schaumiger Vanillecreme, dazu noch verschiedene frisches Früchte besorgten dann den Rest.
Der Tee wurde frisch aufgebrüht in kleinen Kännchen serviert – eine Wohltat nach den oft lauwarmen Brühen in Thermoskannen, die es leider meist auch in 5-Sterne Hotels gibt. Dass man außerdem nach allen Seiten einen Traumblick genießt, muss ich wohl nicht noch extra erwähnen….
Nach so viel Futterei mussten wir uns erst mal etwas ausruhen – zunächst noch einen Spaziergang über die weitläufige Anlage und einen kurzen Blick zu den Reisfeldern, dann machten wir es uns am Pool gemütlich. Und das ist nicht einfach irgendein hellblau gekacheltes Becken, sondern eine wirklich spektakuläre Angelegenheit: Ein dunkel gefliestes langes Becken schiebt sich an den Rand der Schlucht – wenn man bis nach vorne schwimmt, schwebt man förmlich mitten im Urwald.
Nachdem wir die tolle Szenerie ausgiebig genossen und der Schwüle im kühlen Pool getrotzt hatten, nahmen wir den hoteleigenen Shuttlebus nach Ubud und streiften durch die Straßen und Gassen.
Im Zentrum des Dorfes gibt es einen alten Fürstenpalast, in einem Teil wohnt nach wie vor die fürstliche Familie, ein anderer Teil ist öffentlich zugänglich.
Dort spielte eine reine Frauengruppe (abgesehen von einem einzigen Flötenspieler) wunderschöne und sehr melodische Musik auf traditionellen balinesischen Instrumenten.
Zudem wurden junge Frauen im traditionellen balinesischen Tanz unterrichtet …
Wir gingen die Straße weiter – immer wieder gab es tolle Ein- und Ausblicke: Ein großer Innenhof mit Lotosteich und Tempel dahinter, dann eine malerische Hauseinfahrt, abenteuerlich über einer Schlucht hängende Häuser, dann wieder ein Blick auf Reisfelder …. Ubud ist wirklich reizvoll.
Aber leider mussten wir weiter >>> nach Padang Bai