Melbourne & Great Ocean Road
14. Januar 2011 – Melbourne
Wie befürchtet, war das Zimmer im Hotel Oaks on Market noch nicht bezugsfertig (es war ja auch erst knapp 11:00 Uhr), also hieß es warten. Raus konnte man nicht, es regnete in Strömen….. Aber irgendwann war nicht nur das Zimmer fertig, sondern der Regen ließ nach und es kam sogar die Sonne raus. Und um 15:00 Uhr hatten wir (und die Australian Open, die gerade hier laufen) allerbestes Sommerwetter und unsere Lebensgeister wurden wieder munter. Und der Blick aus dem Fenster war auch nicht schlecht- in der Ferne konnten wir sogar das Meer sehen! Mit der (kostenlosen) Straßenbahn fuhren wir erst mal eine halbe Runde um die Innenstadt, gingen dann kurz zu AVIS, um ein paar Unklarheiten wegen des Mietwagens abzuklären, den wir ab Montag nutzen wollten, und besuchten anschließend die Victoria Markets, eine Reihe von Markthallen, die allerdings nicht wirklich mit den asiatischen Märkten mithalten können. Immerhin konnte Dieter dort für 10$ eine Uhr – made in China – erstehen, da seine Uhr überraschend den Geist aufgegeben hatte. Ein Bummel zum Hafen, wo sich Möwen und Dieter interessiert beäugten… Dann wieder in die Straßenbahn und nach Chinatown, von dort langsam zurück zum Hotel, denn das Pflastertreten machte ganz schön müde (und nicht zu vergessen, eine Nacht fast ohne Schlaf).
15. Januar 2011 – Land unter in Down Under
Da wir weit entfernt von den Überschwemmungsgebieten in Queensland sind, hatten wir uns eigentlich auf der sicheren bzw. trockenen Seite gewähnt. Aber die Nachrichten gestern Abend brachten verheerende Informationen: Auch weite Strecken in Victoria sind nach tagelangen starken Regenfällen jetzt überflutet, einige Orte, in die wir reisen wollen, mussten teilweise evakuiert werden. Seit gestern Nachmittag hat der Regen jedoch völlig aufgehört, heute ist ein strahlender Sommertag, so dass sich die Lage hier hoffentlich bald entspannt – aber im Moment gibt es eben noch ein paar Unsicherheitsfaktoren. In Melbourne ist von Hochwasser allerdings nichts zu spüren, mal abgesehen davon, dass der Yarra River eine Farbe wie Milchkaffee und einen ziemlich hohen Wasserstand hat. Deshalb haben wir uns heute Melbourne mal etwas genauer angesehen und sind von der Stadt rundum begeistert. Melbourne hat was sehr entspanntes – zumindest im Vergleich mit asiatischen Großstädten. Architektonisch eine bunte (und sehr gelungene) Mischung aus viktorianischen Altbauten und Kirchen sowie modernen Hochhäusern, breite Flaniermeilen mit jeder Menge Geschäfte in der Innenstadt, dazwischen zauberhafte Einkaufspassagen wie die Royal Arcade aus dem 19. Jh., Uferpromenaden mit kleinen Kneipen entlang des Yarra River, der Hafen mit unzähligen Booten … Am Federation Square sitzen die Leute auf den Stufen vor futuristisch anmutender Architektur auf breiten Treppen aus hellem Sandstein … Alte und neue Architektur am Federation Square Alles etwas schräg am Federation Square … …. direkt gegenüber der scharfe Kontrast der alten Flinder Street Station, mit Kuppeldach. Flinders Station Es gibt eine Unzahl von Museen und Kunsthallen – hätte der Regen angehalten, würden wir sie sicher besuchen, so stand aber eher Frischluft-Sightseeing auf dem Programm, durch die Stadt schlendern, über die Brücken des Yarra River, in die Parks. Skyline am Yarra River Kneipenszene am Yarra River
Ziemlich buntes Völkchen … … ziemlich langes Auto …. Für Besucher gibt es eine kostenlose Straßenbahn, die einmal rings um die Innenstadt fährt, und eine ebenfalls kostenlose Buslinie, die die wichtigsten Sehenswürdigkeiten abklappert. Viktorianische Einkaufspassage “Royal Arcade”
… ziemlich alte Gebäude … … ziemlich steife Gesellen – Kunst mitten in der Stadt. Immer wieder stößt man zwischen den modernen Gebäuden auch auf fast schon rührende Relikte aus vergangenen Zeiten. Dieses winzige Pub steht fast trotzig in einer kleinen Gasse zwischen lauter hohen Gebäuden. So schön Melbourne aber auch ist, eines muss doch gesagt werden: Melbourne (d.h. vermutlich gilt das für ganz Australien) ist extrem teuer. Ich meine jetzt nicht, nicht billig, sondern echt teuer. Eine ganz normale 1 l Flasche Wasser im Supermarkt schlägt mit ca. 4 $ zu Buche, 0,75 l Orangensaft mit 3,50 $, ein kleines Bier in einer Kneipe ca. 5 $…. Bin mal gespannt, wie sich das außerhalb der Großstadt weiter entwickelt. Ein InternetCafé haben wir inzwischen auch gefunden (2$ die Stunde), also gibt es wieder Kommunikationsmöglichkeiten. Aber jetzt gibt es erst Mal ein leckeres Abendessen vom Grill, natürlich im Freien, unter den Ahornbäumen am Fluss. Für morgen steht der Sunday Market in St. Kilda und anschließend der Botanische Garten auf dem Programm.
6. Januar 2011 – Lazy Sunday in Melbourne
Wieder ein wunderbarer Sommertag – also rein in die Straßenbahn und raus nach St. Kilda, einem netten (Vor)ort an der Küste, mit vielen malerischen alten Häusern in baumbestandene Straßen. Jeden Sonntag findet an der See-Promenade ein Kunstmarkt statt, der wirklich viel Sehenswertes und Schönes bietet – Bilder, teils auch von Aborigines, Skulpturen, Schmuck, ausgefallene Kleidung, natürlich auch ein bißchen Kitsch und Skurriles …. Leider verhindert das Gepäcklimit der Airline größere Einkäufe, aber die Versuchung war groß. Am Meer wehte ein ziemlich heftiger Wind, es war auch nicht übermäßig warm, was die Australier aber keineswegs davon abhielt, sich in Badehose bzw. Bikini an den Strand zu legen. Ins Wasser ging allerdings niemand, nicht, weil es zu kalt war – das hatte sicher niemand abgeschreckt – aber das Meer hatte eine ziemlich unangenehme Farbe….
Nachdem wir von der Seeluft genug hatten, ging es mit der Straßenbahn zurück Richtung Stadt und in den Botanischen Garten. Wie fast bei allen kulturellen Einrichtungen Melbournes ist auch hier der Eintritt frei. Dementsprechend war es ziemlich voll, überall wurde gepicknickt, gespielt oder auch einfach nur im Schatten riesiger Bäume gelesen. Blumen gibt es eher wenig, der Garten ähnelt mehr einem englischen Landschaftspark, mit wunderbaren alten Bäumen, einer Teichlandschaft und verschiedenen Bereichen, die die unterschiedlichen geographischen Besonderheiten des Landes (trocken, sumpfig, Regenwald…) wiedergeben. Der Garten – der übrigens von einem Deutschen im 19. Jh. angelegt wurde – ist Teil einer Parklandschaft am Yarra, die so eine Art grüne Lunge für Melbourne ist. Am Yarra entlang wanderten wir dann auch zurück in die Stadt, auf der anderen Uferseite war ein Festival im Gange – das “Midsumma”, ein “Queer”-Festival, total schräg, laut, bunt, gut gelaunt und unglaublich voll…. Auch in den Straßen war schwer was los – heute Midsumma, morgen beginnen die Australian Open, irgendwas scheint immer los zu sein hier. Zurück im Hotel wurde noch eine Ladung Wäsche gewaschen – die meisten australischen Hotels haben eine Gäste-Laundry, sehr praktisch, wenn man länger unterwegs ist – dann die Koffer gepackt, morgen geht’s weiter, an der Küste entlang auf der “Great Ocean Road”.
17. Januar 2011 – Eine der schönsten Küstenstraßen der Welt – die „Great Ocean Road“ an Victorias Südküste
Sommer ade – der Montag begrüßte uns mit kühlen Temperaturen, heftigem Wind und dicken Wolken. Und in der Zeitung gleich die nächste schlechte Nachricht – das Gesundheitsministerium warnt vor einer massiven Moskitoplage in den überfluteten Gebieten, da die Pfützen, die nach den Fluten zurückbleiben, wunderbare Brutplätze für die Viecher abgeben. Leider stechen die nicht nur und verursachen Juckreiz, sondern sie übertragen auch eklige Krankheiten – zwar keine Malaria, aber zwei andere mit Namen, die sich niemand merken kann…. Zum Glück haben wir einiges an Moskito-Abwehr im Gepäck – und sogar die richtige Variante!!!, mit DEET, was die hiesigen Biester offenbar einigermaßen wirksam abschreckt. Nachdem die Nachrichten über die Überschwemmungen in Victoria immer dramatischer klingen und etliche Orte, die wir besuchen wollen, gefährdet scheinen, habe ich gestern überall Emails hingeschickt, um zu erfahren, wie die Lage ist. So richtig Lust auf Gummistiefel und Schlamm haben wir nicht, außerdem können die Leute dort bestimmt keine Touristen brauchen, die dumm rumstehen … da ist eher tatkräftige Hilfe gefragt. Aber zunächst musste der Mietwagen abgeholt werden – und wir kamen in den Genuss eines Upgrades und erhielten statt des gebuchten Mittelklassewagens ein riesiges Ungetüm, fast ein Geländewagen, aber nagelneu, er hat erst 3.000 km auf dem Buckel. Ich könnte mit so einem Riesending keine 100m fahren, ohne irgendwo hängen zu bleiben, aber Dieter sah es positiv – zum einen sind die Straßen hier überall sehr breit, zum anderen hat das Ding eine ziemliche Bodenfreiheit und riesige Räder, was ja vielleicht nicht schlecht ist. Direkt neben der AVIS-Station gab es einen – ich traute meinen Augen nicht – ALDI!!!! Da musste ich als sparsame Schwäbin natürlich sofort rein und kaufte einen Riesenvorrat an Wasser und Saft, auch ein paar Flaschen Wein kamen ins Gepäck. Dann ging es ohne die geringsten Probleme aus der Stadt raus – allerdings hatte ich die Route auch vorher bei Google-Maps genau ausgeguckt und ausgedruckt, konnte also äußerst souverän lotsen 😉 Nachdem wir ca. 30 km von Melbourne weg waren, wurde es ländlich – Wiesen und Felder, auf der rechten Seite in der Ferne ziemlich hohe Berge. Nach weiteren 30 km waren wir dann endlich am Meer und am Beginn der “Surf Coast” und der “Great Ocean Road”. Einen ersten Abstecher Richtung Strand machten wir in Torquay, Namensschwester der südenglischen Stadt, die wir gut kennen. Und wir fühlten uns auch fast wie dort – der heftige Wind, der Geruch nach Meer … Nach Torquay fuhren wir eine Zeitlang an einem Sandstrand nach dem anderen vorbei, überall rollten schaumige Wellen an den Strand und Dutzende von Surfern versuchen ihr Glück – mit eher mäßigem Erfolg, denn der Wind kam vom Land und es war offensichtlich Ebbe. Aber der Anblick war schon bemerkenswert. Ab Anglesea begann dann die rund 300 km lange spektakuläre Great Ocean Road, die ab 1918 von Kriegsgefangenen gebaut wurde: Sie schraubt sich immer wieder die steile Küste empor, links tief unten das Meer, rechts Berghänge mit Pinien, Eukalyptusbäumen (der Geruch ist wunderbar!), teils auch nur Ginster, Farne… Dann fällt sie wieder bis fast auf Meereshöhe hinab. Das alles garniert mit reichlich Kurven. Wir machten immer wieder Abstecher – mal auf eine Landzunge … … dann zum alten Split Point Leuchtturm, der schon seit 1891 hier Wache steht, umgeben von Heidekraut, Wacholder und Ginster. Immer wieder kamen Assoziationen mit Südengland auf – der gleiche Geruch, die gleichen Geräusche, aber vermutlich gilt das für fast alle Küsten in den gemäßigteren Zonen ….. Ziemlich un-englisch waren allerdings die vielen gelben Warnschilder, die auf Känguruhs hinwiesen – allerdings hüpfte uns keines vors Auto. Stattdessen sahen wir massenhaft schneeweiße Kakadus, die die Bäume bevölkerten. Entlang der Straße gab es überall Spuren der Unwetter der vergangenen Tage – Erdrutsche, Steinschläge, immer wieder jede Menge Geröll und massenhaft Erde und Schlamm am Straßenrand. Teilweise waren noch Aufräumarbeiten im Gange, die Straße oft nach schlammverschmiert. Später erfuhren wir, dass die Straße drei Tage lang gesperrt war und erst gestern wieder freigegeben wurde – da hatten wir mal wieder echt Glück. Da wir unterwegs so oft anhielten, war es schon fast 18 Uhr, als wir in Apollo Bay, unserer Station für die Nacht, ankamen. Wie alle Küstenorte, durch die wir gefahren, ist auch Apollo Bay sehr malerisch, mit vielen hübschen Holzhäusern, die zum Meer hin meist total verglast sind. Zum Teil ziehen sich die Häuser die steilen Hänge empor, manchmal mit abenteuerlichen Stelzenkonstruktionen. In unserem netten und recht gemütlichen Motel gibt es zum Glück WiFi so dass wir gleich mal unsere Mails checkten – und es gab doch einiges an Entwarnung, unsere Unterkünfte scheinen alle hochwasser-sicher zu sein, jedenfalls hat uns niemand abgesagt. Nach einem Spaziergang zum Fischereihafen gab’s passenderweise Fisch & Chips zum Abendessen.
18. Januar 2011 – Great Ocean Road II
Der Sommer scheint eine Pause einzulegen. Als ich heute morgen zum Bäcker ging, um für’s Frühstück einzukaufen, nieselte es und war verdammt kalt – das Thermometer im Auto zeigte später 13°C. Dass man für sein Frühstück selbst sorgen muss, ist normal in Australien – die Übernachtung beinhaltet i.d.R. keine Verpflegung. Aber die Zimmer haben meist eine kleine Küchenzeile mit Wasserkocher, Toaster und Geschirr. Kaffee, Tee, Milch, Zucker usw. werden vom Hotel gestellt. Nach einer heißen Schokolade, Orangensaft, Zimtschneckennudeln und einer Nektarine sah der Tag schon viel besser aus, und wir verließen das Comfort Inn International in Apollo Bay – das übrigens ausgesprochen komfortabel und nett war. Angesichts der dunklen Wolken stand zuerst noch der Kauf einer Regenjacke für Dieter auf dem Programm, wir wurden auch schnell fündig und der Ladeninhaber erklärte wortreich, dass er mit genau dieser Jacke täglich auf dem Rad zu seinem Laden fahre und die Jacke eine Anschaffung für’s Leben sei. Na, schau’n wir mal ….. Die Jacke kam auch schnell zum Einsatz – wir machten einen ersten Stopp bei Maits Rest und wanderten durch einen Wald, den ich nur als märchenhaft beschreiben kann: Er besteht fast nur aus Baumfarnen und dazwischen riesigen uralten “Myrtle Beeches”, kleine Bäche plätscherten, es war dämmrig und überall tropfte es. Flechten hingen von den Bäumen herab und wir erwarteten jeden Moment, einen Hobbit oder Troll zu sehen… Nachdem wir wissen, dass diese Ecke die meisten Niederschläge in ganz Victoria verzeichnet – deshalb der Regenwald – waren wir nicht mehr ganz so sauer über den Regen. Danach fuhren wir weiter durch den Otway National Park, etwas abseits der Küste, durch Eukalyptus-Wälder, deren Duft wirklich unglaublich ist. Ein weiterer Abstecher führte 12 km durch eine wunderbare Landschaft von Wäldern und Wiesen, auf denen Kühe, Schafe und Pferde grasten, zum Cape Otway und zum gleichnamigen Leuchtturm. Auf dem Weg dorthin sahen wir – unsere ersten Koalas!!!! Wir wunderten uns, weshalb einige Leute am Straßenrand standen und nach oben in die Bäume starrten, hielten an und da waren sie: pelzige Genossen, die unglaublich langsam und träge ein Blatt nach dem anderen ins Maul schoben. Sie ließen sich durch nichts beirren – weder das Klicken der Kameras noch die entzückten Ausrufe der Touristinnen störten sie, und weil sie so langsam sind, kann man sie ziemlich gut fotografieren. Der Leuchtturm geriet dann zur Nebensache – bei 17,50$ Eintritt pro Person begnügten wir uns mit der Außenansicht aus der Ferne und fuhren zurück. Immer wieder sahen wir interessante Schilder ….
Unterwegs sahen wir wunderschöne Bäume – wobei mir hier auffällt, dass die Bäume meist keine großen Blätter haben wie bei uns, sondern schmale lanzenförmige. Und die Nadelbäume – hier meist pinienartige Bäume – haben riesige weiche Nadeln. Wir fuhren Richtung Meer über Straßen mit merkwürdigen Namen: “Blue Johanna” und “Red Johanna” führten beide durch traumhafte Landschaft zu einem echt atemberaubenden Stück Strand – unser weißer Mitsubishi schlug sich tapfer –obwohl die Straßen teilweise unbefestigt waren. Dann kamen steile Klippen über feinstem Sandstrand und eine Brandung, die Surfern das Herz höher schlagen ließ. Der Wind war nach wie vor heftig, aber es schien am Meer etwas wärmer. Der nächste Stopp galt einem isolierten Felsen mitten im Meer… Wind und Wellen hatten ihn wohl vom Steilufer getrennt. Und dann kamen die 12 Apostel – die allerdings inzwischen nur noch acht sind…. Bizarre Felsformationen im Meer … aber auch an Land gab es wunderbare Natur zu bestaunen. Inzwischen war die Sonne wieder herausgekommen und wir genossen den letzten spektakuläre Stopp – Loch Ard Gorge und Umgebung – bei Sonne und Wind. Wenig später waren wir an unserem Tagesziel – Port Campbell. Da unser Motel auch wieder W-LAN bot, schauten wir kurz in unsere Mails und erfuhren, dass in Halls Gap inzwischen wegen der Überschwemmungen sowohl der Nationalpark als auch viele Teile der Stadt gesperrt sind. Unsere Gastgeber boten uns an, zu stornieren, nach kurzer Überlegung reduzierten wir jedoch unseren Aufenthalt dort nur um einen Tag und werden einen Tag länger in Port Fairy an der Küste bleiben und erst am Freitag in die Grampian Mountains fahren, denn wir müssen auf jeden Fall nach Norden, um in die Alpen zu kommen. Es bleibt also spannend.
19. Januar 2011 – Great Ocean Road, die Dritte!
Na geht doch – heute morgen sah ich blauen Himmel vom Bett unseres Motel-Zimmers! Also nix wie raus aus den Federn (bzw. den Wolldecken, denn die australischen Motels haben alle nur Wolldecken mit Leintüchern darunter) und draußen nachgeschaut – was denkbar einfach war, denn das Motel bestand aus lauter einstöckigen Holzhäusern, man war also vor dem Zimmer gleich im Freien. Tatsächlich – ein paar blaue Flecken am Himmel, das sah vielversprechend aus. Bis wir dann startklar waren, hatte sich die Lage noch weiter verbessert – in unserer Fahrtrichtung klarte es immer mehr auf. Kaum waren wir auf der Straße, gab es auch schon den ersten Hinweis auf einen “Scenic Lookout” – also runter von der Straße, Auto geparkt und losmarschiert Richtung Küste. Die Sehenswürdigkeit war ein Felsbogen am Meer, “The Arch”. Der extrem weiche gelbe Sandstein wird hier von Wind und Wasser zu bizarren Gestalten geformt, allerdings nagen die Elemente auch gewaltig an den Küsten. Australien wird hier sicherlich immer kleiner, weil immer wieder große Teile der Steilküste abgetragen werden und ins Meer stürzen… Nur wenige Kilometer weiter der nächste Stopp, “London Bridge”, die allerdings vor einigen Jahren teilweise eingestürzt ist. Ursprünglich hatte die “Brücke” zwei Bögen und war mit dem Festland verbunden, 1990 stürzte der erste Bogen ohne Vorwarnung ein – zu dem Zeitpunkt befand sich gerade ein Touristenpaar auf dem zweiten Bogen und war urplötzlich vom Land abgetrennt…. Es wurde dann per Hubschrauber gerettet. London Bridge Steilküste Bizarre Küstenformen Weiter ging es die Küstenstraße entlang, jetzt wurde es italienisch: “The Grotto” war die nächste Sehenswürdigkeit. Es war unglaublich schön – und wir genossen die Fahrt und die tolle Natur. Von der Straße aus sah man nicht viel vom Meer, davor war ein breiter Streifen von Ginster, Wachholder und ähnlichem stacheligem Gewächs – was es genau ist, habe ich nicht rausbekommen, die Einheimischen nennen es schlicht “Gorse”. Wenn man sich die Pflanzen im Küstenbereich aber mal genauer ansieht, sind sie unglaublich schön und vielfältig. Selbst die abgestorbenen Sträucher sehen noch dramatisch aus. Aber auch lebendige Zeitgenossen beleben die Küste – Austernfischer suchen nach Nahrung in der Brandung. Und immer wieder Felsen und Küstenlinien, die uns staunen lassen…. Gegen 15:00 Uhr kamen wir in Port Fairy an, einem wirklich netten kleinen Ort, der sowohl an einem Fluss als auch an der Küste liegt und in dem fast alle Straßen von riesigen Norfolk Pines (das sind die mit den gigantischen weichen Nadeln) gesäumt sind. Da das Wetter inzwischen nahezu makellos war – blauer Himmel, soweit das Auge reichte, wollten wir nur kurz auspacken und dann die Umgebung erkunden. Unser Motel (hier heißen alle Hotels, die eigene Parkplätze haben, Motels …) ist sehr nett, ein altes Gebäude von 1889, aber sehr schön renoviert … und das Zimmer geräumig und tiptop …. dachten wir, bis ich mir die Hände waschen wollte –kein Wasser kam aus dem Hahn am Waschbecken!! Also runter zur Rezeption, die wollten es erst nicht glauben, probierten dann selbst – kein Tropfen. Da das Hotel voll war, konnte uns kein Ersatzzimmer angeboten werden – aber der Klempner sollte es richten. Wir machten uns erst mal auf zu einem kurzen Rundgang durch den kleinen Ort, zurück im Motel gab es immer noch kein Wasser… Also nochmal ein größerer Spaziergang, dieses Mal entlang des Flusses, an dem ein paar Häuser stehen, die einem schon den einen oder anderen Anflug von Neid entlocken konnten…. Nette Boote und nette Häuser am Moyne River in Port Fairy Vom Fluss aus gelangt man auf eine Insel, Griffiths Island, einem Rückzugsgebiet für seltene Seevögel. Außerdem sollen dort einige Wallabys, kleine Kängurus, hausen, die man aber nur frühmorgens oder abends zu Gesicht bekommen soll. Es war zwar erst kurz nach 18:00, aber wir hielten mal die Augen offen, als wir vom Leuchtturm zurückgingen – und siehe da: Im Gebüsch hockte ein Wallaby und knabberte ganz gemütlich an einer Graswurzel oder was immer…. Es war zwar etwas weit weg und saß im Schatten, deshalb wurden die Fotos nicht so toll, aber immerhin ….. wir waren begeistert von unserem ersten Känguru! Zurück im Hotel legte sich unsere Begeisterung allerdings schnell – immer noch kein Wasser. Der Klempner war angeblich dagewesen und hatte den Hahn repariert, das änderte aber nichts daran, dass kein Tropfen rauskam. Ein Anruf von der Rezeption beim Klempner ergab dann allerdings, dass wohl nur der Lehrling da gewesen war – und der hatte Angst, dass der Hahn ganz kaputt geht und deshalb lieber gar nichts getan …. Also sollte jetzt der Klempnermeister höchstpersönlich jetzt kommen – wir wollten allerdings schnell duschen und dann essen gehen. Uns wurde versprochen, wenn wir vom Essen zurück sind, läuft das Wasser…. Und tatsächlich – eine leckere Pizza und Pasta nebst köstlichem australischen Rotwein später kamen wir zurück – und das Wasser lief!! Also ein gutes Ende eines wunderbaren Tages……
20. Januar 2011 – Ein letzter Tag an der Küste
Da wir uns ziemlich kurzfristig entschlossen hatten, noch einen Tag an der Küste dranzuhängen, nachdem der Grampian Nationalpark wegen Überschwemmungen, Erdrutsch, Steinschlag und umgestürzten Bäumen etc. geschlossen ist, hatten wir nichts geplant für heute und ließen es langsam angehen. Mal wieder ausschlafen, war auch nicht schlecht …. Wir bummelten gemütlich mit dem Auto nach Portland, unterwegs gab es immer mal wieder Hinweise auf besonders sehenswerte Küstenabschnitte – also auch immer wieder Stopps und kürzere oder längere Wanderungen durch die Küstenvegetation. Insgesamt sind wir in den letzten Tagen sicher um die 10km pro Tag gelaufen, abends tun mir jedenfalls ganz schön die Füße weh – wir sind halt noch untrainiert, nach der Winterpause Die meisten der spektakulären Felsen und Klippen sind allerdings Zeichen der massiven Erosion – manchmal hat man richtig Angst, zu weit vor zu gehen, oft hängt ein Teil des Bodens wie eine Art Terrasse nach vorne, da sollte man besser nicht hingehen, wenn man nicht lebensmüde ist. Die Landschaft hat sich in den letzten Tagen enorm verändert: Die ersten beiden Tage hatten wir manchmal fast den Eindruck , im Allgäu zu sein – ok, mal abgesehen vom Meer – denn es zogen sich zwar sanfte, aber doch ziemlich hohe, grüne Hügel entlang der Küstenlinie. Seit gestern wurde das Land aber merklich flacher, zuletzt war es platt wie ein Pfannkuchen, man konnte meilenweit ins Land reinblicken. Trotzdem fällt es dann an der Küste total schroff mit mit steilen Klippen meterhoch ab zum Meer. Heute wurde das Land wellig, auf beiden Seiten der Straße endlose Rinderweiden – meist rabenschwarze Viecher –, fast jede Weide versehen mit einem “Billabong”. Bisher dachte ich ja, das sein ein Klamottenlabel – ist es auch, immerhin tragen meine Flipflops diesen Schriftzug – aber es bedeutet schlicht und einfach “Wasserloch”! Und praktisch jede Weide hat eines – ganz schön praktisch. Portland ist quasi die Wiege Victorias, hier siedelten die ersten Einwanderer schon 1834, später war die Stadt für ihren Walfang bekannt. Noch heute kann man im Winter Wale mit ihren Kälbern hier beobachten, im Sommer sieht man manchmal Blauwale – wir hatten leider kein Glück. Die alten Gebäude halten sich allerdings in Grenzen – alles erinnert sehr an die Western-Städte aus alten Filmen. Sehr stolz sind die Portlander auf ihre alte Trambahn! Auch bei die Tölpel-Kolonie, zu der wir auf abenteuerlicher unbefestigter Straße (wenn das der Mietwagenverleih wüsste) fuhren, hatten wir wenig Glück: Anders als in den schönen Infobroschüren angekündigt und zu sehen, konnte man keineswegs nah an die Vögel herankommen – schon rund 100m davor war alles durch einen Elektrozaun und dahinter auch noch Hunde (!!) abgeriegelt. Nur sehr mühevoll konnte ich mit dem Tele zumindest einen kurzen Blick auf die Vögel festhalten…. Aber der Leuchtturm von Cape Nelson war genau da, wo er sein sollte – umgeben von einem Meer, das derart intensiv blau war, dass wir es kaum glauben konnten (bei den Fotos wird wahrscheinlich jeder denken, sie wären nachbearbeitet …). Auf dem Cap wanderten wir eine Weile herum, dann gab es Kaffee und Lemon-Cheesecake mit Eis und Sahne …. hhmmm, sehr lecker …. in einem Café direkt unterhalb des Leuchtturms. Auf der Rückfahrt stoppten wir noch mal, angezogen von einem Hinweis auf einen “Enchanted Forest”, einen Geisterwald. Der aus Baumskeletten bestehende “Wald” wirkte wirklich etwas unheimlich…. Zurück in Port Fairy stellten wir etwas überrascht fest, dass hier am Strand einiges los war – obwohl das Wasser – für unsere südostasienverwöhnten Geschmäcker – eiskalt war. Und jetzt habe ich gerade einen Beutel Wäsche in die (kostenlose) Gästewaschmaschine gesteckt – hier kann man wirklich mit kleinem Gepäck reisen, denn praktisch jedes Motel bietet Waschmaschine und Trockner. Es ist jetzt kurz vor 19:00 Uhr – in Deutschland morgens um 9 – wir wollen gleich nochmal auf Griffiths Island nach den Wallabys schauen, die gegen Abend herauskommen, vielleicht sehen wir auch ein paar der Seevögel, die abends zu Tausenden von ihren Beutezügen auf See zurückkehren. Offenbar geht die Brutsaison gerade zu Ende, d.h. die meisten Vögel haben Junge, die sie täglich füttern müssen. ….. Inzwischen sind wir zurück von Griffiths Island und auch vom Abendessen – weil wir etwas zu lang bei Wallabys und Sonnenuntergang verweilt hatten und erst kurz vor 21 Uhr in den Ort zurückkamen, standen wir fast überall vor verschlossenen Türen: Die örtliche Gastronomie macht um 9 Uhr abends zu! Wir bekamen dann irgendwo noch eine Pizza, aber begeistert war man nicht, dass jemand noch soooo spät was zu essen haben wollte …. Aber die Stimmung auf der Insel und die Fotos (obwohl sie wegen des schlechten Lichts und der Entfernung nicht besonders scharf sind) waren das etwas frugale Abendessen auf jeden Fall wert!
Abendstimmung auf Griffiths Island bei Port Fairy
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