Siem Reap
6. Februar – Ankunft in Siem Reap
Kurz nach 15 Uhr landete unser Flieger – eine ziemlich kleine Propellermaschine, die Passagiere stiegen aus, wanderten übers Flugfeld und schon kurze Zeit später konnten wir einsteigen.
Unser Pilot hatte es wohl eilig, den schon 15 Minuten vor der Abflugszeit hob er ab – vermutlich wollten die Flughafenleute Feierabend machen. Nach nur 45 Minuten landeten wir bereits in Siem Reap, dort war es deutlich wärmer und schwüler als in Sihanoukville.
Unser Hotel holte uns kostenlos ab, ein Fahrer wartete mit Namensschild vor dem Flughafen, und 15 Minuten später waren wir im “Pavillon Indochine”. Der Empfang war sehr freundlich, der Besitzer ließ es sich nicht nehmen, uns zu begrüßen und überschüttete uns mit Informationen. Wichtig war für uns vor allem, dass es Frühstück bis 10 Uhr gibt und dass wir für 15$ pro Tag ein Tuktuk (natürlich mit Fahrer!) bekommen, das uns von Sonnenaufgang bis 22 Uhr zur Verfügung steht. Wir besprachen noch kurz unsere Pläne für die nächsten Tage und bezogen dann unser Zimmer.
Ein freundlicher Raum im 1. Stock (darum hatte ich gebeten – nichts ist schlimmer, als wenn in Räumen mit Holzboden jemand über einem herumtrampelt …), mit Blick ins Grüne. Da es nach dem Auspacken schon dämmrig wurde, gibt es noch keine Bilder von draußen.
Heute hatten wir noch kein Tuktuk, also mussten wir für die Fahrt in die Stadt eines anheuern – mit 2$ pro Strecke aber eine überschaubare Investition. Da unser Hotel relativ weit außerhalb liegt (dafür ist es aber himmlisch ruhig hier!) dauerte es eine ganze Weile, bis wir in de Altstadt waren.
Dort traf uns fast der Schlag – das beschauliche kleine Städtchen, in dem wir vor knapp 10 Jahren schon mal waren, hatte sich mächtig verändert! Als erstes waren wir völlig erschlagen von dem aberwitzigen Verkehrschaos. Zeitweise ging gar nichts mehr, Dutzende von Tuktuks, Autos und Motorrädern versuchten, quer zu unserer Fahrtrichtung abzubiegen, keiner wollte sie durchlassen, das ERgebnis war ein allgemeiner Stillstand. Da es keinerlei Ampeln oder auch nur Verkehrszeichen gibt, wiederholte sich das mehrfach.
Das Zentrum hat sich enorm ausgedehnt, gibt richtige Einkaufsmeilen, und wo es früher eher schummerig und spärlich beleuchtet war, glitzert jetzt alles in Neon- und LED-Beleuchtung. In der “Pubstreet”, reiht sich Kneipe an Kneipe, der schöne alte Markt ist zu einem Billig- und Copy-Klamotten-Markt ala Patpong in Bangkok geworden – wir waren erst mal so irritiert, dass wir einfach nur irgendwo reinstolperten und erst mal ein Bier tranken.
Da wir mit unserem Fahrer ausgemacht hatten, dass er uns nach 2 Stunden wieder abholen sollte, suchten wir uns ein Restaurant – nicht ganz einfach, wenn sich eines ans andere reiht, aber alle brechend voll sind! Wir wagten gar nicht, uns vorzustellen, wie es dann morgen bei den Tempeln aussehen würde….
Schließlich entschieden wir uns für was ganz Neues – Mexikanisch! Meine Tacos und Dieters Quesadillos schmeckten erstaunlich gut, auf die verführerischen Cocktails und Frozen Margharitas verzichteten wir heute … schließlich sind wir ja noch ein paar Tage hier.
7. Februar – Die Tempel von Angkor
Prima geschlafen, lang geschlafen – eigentlich sollte man ja früher aufbrechen, um der Hitze etwas zu entfliehen. Manche stehen sogar schon in der Dunkelheit auf, um den Sonnenaufgang am Angkor Wat zu erleben, aber wir hatten das schon mal versucht und dann war es wolkig, wie übrigens auch heute morgen …. Also saßen wir um 9:30 beim (ziemlich überschaubaren) Frühstück und um 10 Uhr im Tuktuk.
Aber erst mal müssen wir einen Angkor Pass kaufen – der kostet für 3 beliebige Tage innerhalb einer Woche 40$. Das Ganze ging blitzschnell – an einer Art Mautstelle vor dem Tempelareal waren zahlreiche Schalter geöffnet, wir wurden fotografiert (obwohl wir Passfotos dabei hatten – aber die wollten sie nicht), zahlten und hatten Sekunden später jeder einen Pass mit Foto in der Hand, hier sind sie wirklich exzellent organisiert.
Wenn man die Tempel von Angkor besichtigen will, ist man immer in einer Zwickmühle – entweder man entscheidet nach den besten Lichtverhältnissen (dann sind aber Massen ohne Ende da) oder man nimmt das schlechtere Licht in kauf und hofft, dass es nicht gar zu voll ist. Wir wollten erst mal lieber den Massen entrinnen, entscheiden uns also für Angkor Wat am Vormittag, obwohl die Anlage nach Westen orientiert ist, die Fassade also am Nachmittag in der Sonne liegt.
Die Massen hielten sich zunächst auch durchaus in Grenzen – zwar kamen uns ganze Busladungen von Japanern und Chinesen entgegen, aber es gab erst mal offenbar keinen Nachschub. Also wanderten wir über die Brücke, die den 150m breiten Wassergraben überquert, zum ersten Tor.
Erst wenn man durch diesen Turm geht, kommt man in den inneren Bereich. Dort führt ein langer erhöhter Weg über eine Wiese auf den inneren Tempel mit den berühmten Türmen von Angkor zu. Rechts und links sind Wasserbecken, in denen sich bei Windstille die Türme spiegeln – wir hatte leider leichten Wind, also war es nix mit einem tollen Foto.
Und außerdem war der Haupteingang durch eine hässliche blaugrüne Plane verhängt und unzugänglich!
Aber kaum waren wir im ersten Seitengang, einer Galerie mit unendlich vielen Fresken, die Kriege, Alltagsleben und das Leben des Königs darstellen, waren wir überwältigt von der Präzision und Detailverliebtheit der Darstellungen.
Wir umrundeten den gesamten Tempel, sahen uns alle 4 Galerien an, bevor es weiter ins Innere ging. Auch die fein gemeißelten schmalen Fenstergitter waren sehenswert.
Wir stellten eine Menge Veränderungen seit unserem letzten Besuch vor rund 10 Jahren fest. Nicht nur dass die Besuchermenge sich vervielfacht hatte, es gab jetzt im Inneren überall Holzstege und –treppen, vermutlich, um Unfälle auf den steilen Treppen zu verhindern. Und leider waren auch überall Bauarbeiten im Gange.
So sieht eine Treppe ohne Holzverkleidung aus – hier darf natürlich keiner rauf…
… rechts die Version für Touristen….
… die immer noch sehr steil ist. Der Aufstieg lohnte sich allerdings, denn dort oben gibt es eine komplette zweite Ebene, mit Innenhöfen und Seitengalerien.
Überall gab es filigrane Details zu sehen.
Und der Ausblick von oben war auch nicht ohne.
Unten bot sich inzwischen aber auch ein buntes Spektakel – farbenprächtige Tänzer hatten sich in einer Ecke aufgebaut und posierten für Fotografen, die japanische und chinesische Touristen mitten in der Gruppe ablichteten.
Wir hatten eine lange Zeit im Angkor Wat zugebracht, inzwischen hatten wir das Gefühl in einer Sauna zu sein und hatten keinen trockenen Faden mehr am Leib (am Flughafen zeigte gestern eine Temperaturanzeige 37°C für Siem Reap an – darunter stand “Feels like 40°!” – das konnten wir absolut bestätigen)! Also zurück zum Hotel, ab in den Pool und den Schatten – erst um 14:30 machten wir uns wieder auf die Räder.
Jetzt stand Angkor Thom, die “Große Stadt von Angkor” und dort zuerst das Südtor mit seinen Dämonen und Göttern sowie der Bayon auf der Liste – beides echte Highlights! Angkor Thom war einmal eine Großstadt mit ca. 750.000 Einwohnern auf rund 9 km² und von einer Stadtmauer mit 5 monumentalen Eingangstoren umgeben.
Zum Südtor führt eine Brücke über einen Wassergraben, die links gesäumt ist von geheimnisvoll lächelnden steinernen Göttern, die eine baumstammdicke endlos lange 7-köpfige Schlange (Naga) tragen, auf der anderen Seite trägt eine Reihe von sehr grimmig blickenden Dämonen eine weitere Naga.
Allerdings ist der Schlangenkörper an vielen Stellen zerbrochen – immerhin tragen Götter und Dämonen den Leib schon seit rund 1.200 Jahren, seit dem Jahr 861.
Auch von hinten sieht das Südtor beeindruckend aus…
Wir gingen weiter zum Bayon, der auf den ersten Blick wie ein gigantischer Trümmerhaufen aussieht,
beim zweiten Blick aber (für uns) einer der schönsten und beeindruckendsten Tempel ist. Insgesamt 216 lächelnde oder ernste riesige Gesichter blicken einen an, auf 54 Türmen ist auf jeder Seite ein Porträt eingemeißelt, so dass man an jeder Stelle des Tempels quasi unter Beobachtung steht.
Aber es gibt auch unzählige faszinierende Details, an praktisch jeder freien Stelle ist irgendetwas unglaublich schönes oder interessantes verewigt – die Steinmetze müssen echte Künstler gewesen sein.
Wir verließen den Bayon nur ungern – man kann dort Tage zubringen und ständig Neues entdecken – aber unsere Zeit war ja limitiert. Draußen fegt ein Mönch im Nahmittagslicht ein paar Blätter zusammen …
.. wir stolperten über in paar struppige Affen, die gerade ein Bad in einem der Wasserbecken des Baphuon genommen hatten.
Der Baphuon ist ein riesiger Tempelberg, erbaut im 12. Jahrhundert (leider war das Licht hier suboptimal…).
Über die Terrasse des Elefantenkönigs (leicht erkennbar an den vielen Elefantenreliefs an der Terrassenbasis) …
kamen wir zur Terrasse des Leprakönigs – und da wurde es dann zu dunkel für Fotos!
Wir machen uns auf den Heimweg – aber ein letztes Foto gab es nochmal vom Bayon im Abendlicht (wobei man hier die vielen Gesichter-Türme gar nicht mehr erkennen kann)!
So viel Kultur und Hitze machten Durst, nach einer schnellen Dusche brachte uns Mr. Chee, unser Tuktuk-Fahrer, in die Stadt, wo wir uns erneut ins Getümmel von Pub-Street und Night-Market stürzten und erst mal ein kühles Angkor Bier vom Fass tranken. Und weil wir gestern die Frozen Margharitas verschmäht hatten, gab es ein da capo beim Mexikaner, heute mit Nachos, und zum Nachtisch Frozen Margharitas, stilecht mit Salzrand und Limette – und super-lecker!
8. Februar – Noch mehr Tempel …
Nachdem es gestern Vormittag wirklich seeeehr heiß geworden war, hatten wir uns heute mit Mr. Chee bereits um 9 Uhr verabredet. Da in Siem Reap die Anmietung eines Motorrollers für Touristen nicht erlaubt ist, bleibt einem nur, ein Tuktuk – oder man bewegt sich auf dem Fahrrad fort, was übrigens eine Menge (meist junger) Leute tun. Wir haben uns fürs Tuktuk entschieden ….
Unser Vormittagsziel war die Rolous-Gruppe, drei Tempelanlagen, die ca. 12 km von Siem Reap entfernt liegen. Heute wollten wir uns mal eher nach den Lichtverhältnissen richten, nachdem wir gestern nicht wirklich das Gefühl hatten, den Massen entgehen zu können. (Wenn das auf den Fotos anders aussieht, so liegt das daran, dass ich auch schon mal 5 Minuten gewartet habe, bis eine 50-köpfige japanische Reisegruppe samt Führer weitergewandert war …)
Mr. Chee tuckerte mit seinem Tuktuk so gemächlich die Straße entlang, dass wir rund 45 Minuten für die Strecke brauchten … aber hier ist ja auch der Weg das Ziel und es gibt immer eine Menge zu sehen. Da werden Dutzende von Hühnern, Füße nach oben, Köpfe Richtung Asphalt, zusammengebunden auf einem Motorrad transportiert, ein riesiges Schwein liegt quasi als Beifahrer auf dem Rücksitz eines Rollers, ein Besenbinder transportiert seine gesamte Kollektion auf dem Fahrrad ….und immer wieder ganze Familien auf einem einzigen kleinen Motorroller.
Erster Stopp war der Tempel Preah Ko (Tempel des heiligen Bullen), während der Regentschaft von König Indravarman I erbaut und gemäß Inschrift 880 eingeweiht. Die Anlage besteht aus 6 Türmen auf einer Plattform, davor stehen teils stark verwitterte Skulpturen von liegenden Kühen (bzw. Bullen …. aber so genau ist das heute nicht mehr zu sehen).
Auch hier sind es wieder die Details, die mich faszinieren – Treppenstufen, die in einer Art Blatt enden, der Aufgang von Löwen bewacht…
… feinste Steinmetzarbeiten am Türsturz …
… man muss schon sehr genau hinschauen, um die Unterschiede zu erkennen, die sich von weitem gar nicht erschließen – es werden ganze Bildergeschichten erzählt.
Nächster Stopp war der erheblich größere Bakong, der erste von den Khmer errichtete “Tempelberg” aus Sandstein, ebenfalls Ende des 9. Jh. erbaut. Die gesamte Anlage ist 900x700m groß und war von einem großen und einem kleineren Wassergraben umgeben, von dem heute nur noch der kleinere innere Graben mit Wasser gefüllt ist. Der Tempel selbst erstreckt sich über fünf Terrassen, die jeweils über ziemlich steile Treppen erklommen werden müssen.
Zu unserem Entsetzen parkten hier schon mehrere riesige Tourbusse. Scharenweise kamen uns japanische und/oder chinesische und koreanische Touristen entgegen, andere folgten uns. Offenbar waren wir wieder mal zu spät gekommen … Aber das änderte nichts daran, dass wir völlig beeindruckt waren von der Symmetrie und Eleganz der gesamten Anlage und des Tempels. Der Weg führte über den Wassergraben, in dem Lotuspflanzen blühten.
Dann lag die Tempelanlage vor uns, in der Mitte ein hoher Turm, ebenfalls in der Form einer Lotusblüte.
Rechts neben dem großen freien Platz steht ein (modernes) Kloster, wo im Moment offenbar eine Veranstaltung im Gange war – jedenfalls schallten unentwegt Gebete oder ähnliches über den Platz und es wimmelte von Khmer, alle in weißen Blusen. Ein paar Kindern – alle ordentlich in ihre Schuluniformen gekleidet – war das offenbar langweilig geworden, sie hatten sich in den Schatten eines Seitengebäudes gesetzt und betrachteten lieber die Touristenströme.
Wir näherten uns dem Hauptgebäude, das erstaunlich gut erhalten ist
Hier waren die Treppen noch im Urzustand – aus Stein und sehr steile, hohe Stufen.
Der Blick von oben machte die Kraxelei aber mehr als wett – man konnte die Anlage gut überblicken …
… und auch sehen, wie immer weitere Menschen zu der Versammlung im Kloster (links zu sehen) strömten.
Wir wollten uns das auch mal näher ansehen und folgten den Frauen mit ihren Fahrrädern und den nach wie vor anhaltenden Lautsprecherübertragungen – inzwischen schien es eher eine Predigt als Gebete zu sein.
Rings um das Kloster waren kleine Essensstände aufgebaut – ich war besonders fasziniert von einer Frau, die über offenem Feuer eine Art Pfannkuchen buk, sehnsüchtig beäugt von einem kleinen Mädchen.
Die Versammlung war gut besucht, wir wurden neugierig betrachtet, außer uns interessierte sich keiner der vielen hundert Touristen, die sich auf dem Areal aufhielten, für das, was hier vorging. Wir sahen Mönche ins Gespräch vertieft,
ein kleines Mädchen war offenbar müde geworden….
…. die Musiker mit der riesigen Trommel warteten auf ihren nächsten Einsatz ….
… und die Gläubigen hörten der Predigt aufmerksam zu …
Wir genossen noch ein paar Momente die andachtsvolle Stimmung, dann ging es weiter, zum dritten, etwas entfernter liegenden Tempel der Rolous-Gruppe, dem Lolei Tempel. Der Weg dorthin führte mal wieder über eine Sandpiste, deren Staub der gesamten Umgebung, aber auch uns und unseren Kleidern eine interessante rotbraune Patina verlieh.
Auf den ersten (und auch auf den zweiten) Blick ist diese Anlage völlig unspektakulär – zwei ziemlich verwitterte Türme, die aussahen, als hätten sie Haare auf dem Kopf.
Geht man jedoch um die Türme herum, landet man in einem kleinen, sehr einfachen Kloster, in dem sich eine Schule befindet. Eine Gruppe Kinder hatte sich um den – offenbar einzigen – Computer geschart und schaute gebannt auf den Bildschirm …..
…. während ein kleiner Junge unten vor dem Klassenzimmer auf riesigen Tontöpfen eine Auszeit nahm.
Um die Ecke wurde von mehreren alten Leuten gerade das Essen für die Mönche vorbereitet, wir unterstützten die Küche mit einer kleinen Spende.
Ich kam noch mit einem jungen Mönch ins Gespräch, der jetzt im 3. Jahr als Novize hier lebt und noch zwei Jahre vor sich hat, bevor er endgültig zum Mönch geweiht wird. Auf meine Frage, ob es ihm hier nicht zu einsam ist, lachte er und meinte, tagsüber sei ja immer was los, es kämen Touristen, mit denen er sein Englisch praktizieren könne und abends sei es herrlich ruhig und man könne die Sterne sehen – das sei doch ein perfektes Leben.
Wir kehrten dem perfekten Leben aber erst mal den Rücken zu und fuhren wieder ins Hotel zur Mittagspause am kleinen Pool….
Am Nachmittag stand Ta Prohm auf dem Programm – spätestens seit dem Film Tomb Rider mit Angelina Jolie einer der bekanntesten Tempel Angkors. Hier hatten wir es offenbar mal halbwegs richtig gemacht, waren etwas früher als von Mr. Chee empfohlen aufgebrochen – die Menschenmassen hielten sich zunächst auch in überschaubaren Grenzen.
Anders als früher kann man jetzt nicht mehr direkt bis zur inneren Tempelmauer fahren, sondern muss ein längeres Stück zu Fuß gehen. Durch das bröckelnde Eingangstor betraten wir den Weg zum Tempel,
der ca. 800m durch den Wald führt. Am Weg saß eine Gruppe kriegsversehrter Männer, denen Gliedmaßen fehlten oder die blind waren und die ihren Lebensunterhalt mit Musizieren verdienten, eine CD der melodischen Khmer-Musik hatten wir bereits gekauft .
Dann näherten wir uns dem Tempel, bereits außerhalb der Tempelmauer findet man geheimnisvoll anmutende kleinere Schreine in verschiedenen Stadien des Verfalls.
Wir gingen zunächst an der äußeren Umfassungsmauer entlang – hier ist fast jeder Meter ein Foto wert, andererseits muss man auch immer wieder innehalten, um einfach nur die Atmosphäre aufzunehmen.
Riesige Urwaldbäume und Würgefeigen haben sich hier im Lauf der Jahrhunderte einen Teil ihres Terrains zurückerobert und überwuchern Mauern und Gebäude.
Wir betraten das innere Tempelareal, wo seit einiger Zeit heftig restauriert wird.
Aber die mächtigen Wurzeln sind immer noch überall präsent.
Da muss man schon ein bißchen suchen, damit man die kleinen Dinge nicht völlig übersieht.
Aber die Umklammerungen der Würgefeigen sind derart beeindruckend, dass sie einen fast nicht loslassen.
Schließlich rissen wir uns doch los, denn die Sonne stand schon tief und wir wollten nicht zu spät in die Stadt.
Und dort gibt es dann das totale Kontrastprogramm zu Tempeln und Kultur:
9. Februar – Wasser statt Tempel: Zum Tonle Sap
Um 10 Uhr sollten wir abgeholt werden, wir wollten heute ein schwimmendes Dorf und einen Wald im Wasser am Tonle Sap Lake besuchen. Auf Empfehlung der Rezeption hatten wir nicht das normalerweise besuchte Dorf gewählt, sondern ein anderes, welches weniger überlaufen sein sollte.
Außerdem fuhren wir heute mit dem Auto, denn zum einen hatte Mr. Chee keine Zeit und zum anderen soll die Straße teilweise derart schlecht sein, dass ein Tuktuk dort in Schwierigkeiten geraten könnte. Dass das zutrifft, wussten wir vom letzten Besuch, wo unser Tuktuk fast einen Achsbruch erlitten hatte…
Wir waren pünktlich – aber weit und breit war kein Auto zu sehen. Unsere Nachfrage löste an der Rezeption hektische Aktivitäten aus – wir hatten den deutlichen Eindruck, dass man gestern schlicht vergessen hatte, ein Auto zu bestellen und jetzt auf die Schnelle nichts zu machen war.
Nach einiger Zeit wurde uns mitgeteilt, der Fahrer habe überraschend abgesagt, weil heute Chinesisches Neujahrsfest ist und er familiäre Verpflichtungen habe …???… Da kam uns dann doch ziemlich weit hergeholt vor, aber was sollten wir machen …. Gegen 12:15 kam dann ein schmächtiges Bürschchen, er war ganz offensichtlich alles andere als begeistert, dass er uns fahren sollte, aber schließlich ging es dann doch los. Weil Kirri (so hieß der Knabe) unentwegt mit zwei Handys telefonierte, schlich er im Schneckentempo mit 20 km/h dahin – anscheinend war seine Freundin ziemlich sauer, zumindest schrillte permanent eine sehr aufgebrachte Frauenstimme aus dem Handy. Zwischendurch rief er einen Freund an, der wohl Frieden stiften sollte, es war jedenfalls alles andere als eine angenehme Fahrt.
Entschädigt wurden wir durch die wunderbare Landschaft, durch die wir fuhren – draußen zogen Reis- und andere Felder vorbei, die Farbpalette war beeindruckend, es waren bestimmt “50 shades of GREEN …”. Vom zarten Lindgrün der jungen Reispflanzen über die satte Farbe der größeren Pflanzen, dann die gelbgrün leuchtenden Felder, wo schon einiges reif wurde, fast golden leuchteten die erntebereiten Felder, braungrün die gerade abgeernteten. Dazwischen schlammgrüne schmale Wassergräben, dunkelgrüne Bananenstauden, die Zuckerpalmen hatten wieder eine andere Schattierung, ebenso die Hibiskusbüsche oder die Mangobäume…
Nach ca. 30 Minuten bogen wir ab auf eine Sandpiste – und spätestens jetzt waren wir heilfroh über den Schutz von Blech und Glas. Der Staub war unvorstellbar, dicke rote Wolken hingen eine gefühlte Ewigkeit in der Luft, wenn uns ein Fahrzeug entgegen kam oder überholte. Rechts und links der “Straße” hatte alles eine ziegelrote Patina – Büsche und Bäume, Gras und Gebäude. Wir kamen durch winzige Weiler, schwarze und weiße Enten paddelten in kleinen Kanälen und Dorftümpeln, Hunde rannten aufgeregt hin und her, Kinder winkten uns zu.
Schließlich wurde der rote Sand zu weißem Sand und wir erreichten die Bootsanlegestelle. Im schlammigen kreidefarbigen Wasser dümpelten ein paar Boote, aber es war kaum was los, nur ein mit Binsen oder ähnlichem beladener Wagen kam uns entgegen, sonst war es ruhig.
Auch hier schien man nicht auf uns vorbereitet zu sein und wir hatten das Gefühl, dass niemand so rechte Lust hatte, sich die Feiertagsruhe durch Arbeit verderben zu lassen. Schließlich fand sich ein junger Mann bereit, mit uns loszufahren und wir bestiegen eines der Boote.
Eine ganze Weile ging es durch einen engen schlammigen Zufluss, der allmählich breiter und sauberer wurde. Uns begegneten einige schmale Boote, auf denen alles Mögliche, sogar Motorräder, transportiert wurde.
Und dann kamen auch bereits die ersten schwimmenden Häuser. Ein schwimmender Schweinestall ist nicht gerade alltäglich ….
… ein schwimmender Tante-Emma-Laden (die Häuser schwimmen auf Plattformen, darunter sind leere Fässer zusammengebunden, die den Auftrieb geben – ein Umzug durch Abschleppen ist jederzeit möglich …)
Dieser freundliche Zeitgenosse war zum Glück eingesperrt …
Verglichen mit den Häusern der ebenfalls auf dem Wasser lebenden Inthas am Inle See in Myanmar wirkte hier alles deutlich schäbiger und ärmlicher.
Nach kurzer Fahrt hielt das Boot an einem kleinen Restaurant (wo auch das oben gezeigte Krokodil lebte), nach einer Pause ging es noch eine kurze Strecke weiter, dann hieß es, jetzt sei die Tour beendet. Wir waren ziemlich konsterniert – wo war der “Floating Forest”? Wo war der See – bisher waren wir nur in einem Zufluss … Aber jegliche Diskussion war zwecklos, keiner verstand plötzlich auch nur ein Wort Englisch, so dass wir uns fügen mussten, es ging zurück.
Schon kurz nach 14 Uhr waren wir wieder im Hotel (unterwegs gab es noch ein paar hektische Telefonate unseres Fahrers, aber die Rückfahrt verlief deutlich zügiger …) und weil dieser Ausflug so völlig anders war als vereinbart, hielten wir mit unserem Frust nicht hinterm Berg. Aber die Sache ließ sich schnell und freundlich klären – für das Auto mussten wir letztlich nur die Hälfte, das Boot gar nicht bezahlen – und zum Trost gönnten wir uns eine wirklich exzellente Massage im Hotel, gefolgt von einer Faulenzrunde am Pool.
Und abends gab es dann für mich ein klassisches Khmer-Gericht – Amok, ein Fischgericht mit mäßig scharfem Curry auf Kokosmilchbasis. Und danach ….. noch ein Gang zum Mexikaner auf eine Frozen Margharita! Für schlappe 1,50$ ein echter Genuss – vor allem bei der Hitze …
10. Februar – Verwunschene Tempel, traumhafter Tag
Ein letztes Mal wartete Chee morgens mit seinem Tuktuk auf uns, wir wollten heute den fast 40 km entfernten Banteay Srei (Tempel der Frauen bzw. Tempel der Schönheit) besuchen. Die Tempelanlage stammt aus dem 10. Jh. und ist dem Hindugott Shiva gewidmet.
Chee meinte, die Fahrt würde wohl eine Stunde dauern – es ginge auch schneller, aber er fährt lieber langsam. Offenbar hatte er mal mit dem Motorrad einen ziemlich üblen Unfall, weil ihm ein Tier vors Rad gelaufen war, seither fährt er lieber etwas gemächlicher – und uns war das bloß recht.
Es war noch früh, die Sonne schien, ab und zu ein paar Wolken, und der Fahrtwind umfächelte uns. Es ging vorbei an Angkor Wat, dann an einem riesigen Wasserbecken, sicher 500 m lang, in dem Kinder badeten. Auch dieses Becken ist um die 1000 Jahre alt und dennoch sehr gut erhalten. Anschließend tuckerten wir durch eine abwechslungsreiche Landschaft, wo es viel zu sehen gab: Dörfer, in denen offenbar überall das chinesische Neujahrsfest gefeiert wurde – es waren viele rote Lampions und goldene Girlanden zu sehen und auch Chee gestand uns, dass er gestern keine Zeit für uns gehabt hatte, weil er am Neujahrsfest für seine Eltern Opfer in den Tempeln darbieten musste.
Dann wieder Landschaften mit Reisfeldern, zerrupfte schwarze Hühner scharrten im roten Staub neben der Straße, magere weiße Kühe suchten Futter auf den abgeernteten Reisfeldern, behäbige Wasserbüffel aalten sich im Schlamm der Reisfelder oder der kleinen Kanäle. Das langsame Tempo entschleunigte auch uns, es war eine richtig meditative Fahrt, bei der die Seele Schritt halten konnte mit dem Tempo der Fortbewegung.
Nach einer knappen Stunde waren wir am Banteay Srei und erlitten fast einen Schock – über einen riesigen Parkplatz (der ziemlich voll war) erreichte man ein monströses Besucherzentrum, vor dem sich hunderte von Menschen ballten. Daneben war eine Art Einkaufsgalerie, auch dort wimmelte es. Offenbar hatten die Feiertage eine wahre Besucherschwemme ausgelöst, es herrschte jedenfalls ein enormer Andrang. Dabei hatten wir eigentlich gehofft, dass der doch ziemlich weit entfernte Tempel eher ruhig sein würde….
Wir wanderten den langen Sandweg entlang zum Tempel und die meisterhaften Steinmetzarbeiten ließen uns die Besuchermassen schnell vergessen. Schon das Eingangstor war überwältigend in seiner Detailfreude.
Dahinter ging es einen steinernen Weg entlang, der gesäumt war von lauter Lingams,
bevor es durch Fragemente eines Tores in den Tempelinnenhof ging.
Ein zweites Tor war noch schöner – wie man Stein so kunstvoll und filigran bearbeiten konnte, ließ uns staunen.
Die Tempelanlage war ein Meisterwerk und wir waren gebührend beeindruckt.
Nach der ausgiebigen Besichtigung baten wir Chee, uns noch zu zwei weiteren Tempeln zu bringen – dem Ta Som und dem Preah Khan. Beide stehen in den Führern weiter hinten, so dass wir uns dort weniger Besucher erhofften.
Für den Weg dort hin wählte Mr. Chee eine Strecke, die durch ein Dorf führte, wo Chee ein kleines Mädchen ansprach. Es stellte sich heraus, dass Chee dort 10 Jahre lang als Lehrer gearbeitet hatte, bevor er die sehr schlecht bezahlte Stelle aufgab und stattdessen begann, Touristen durch die Gegend zu fahren. Er hat 4 Kinder, drei davon Söhne, und während in anderen Ländern Eltern stöhnen, weil sie ihren Töchtern eine Mitgift finanzieren müssen, ist es hier so, dass Männer für eine Frau einen Brautpreis entrichten müssen. Bis zu 5000 $ kann eine Braut kosten – eine Menge Geld, wenn man nur 60$ im Monat verdient, wie Chees ältester Sohn. Er fand unsere System, bei dem sich die jungen Leute einfach füreinander entscheiden und sie lediglich zusehen müssen, wie sie ihr gemeinsames Leben finanzieren, erheblich besser – aber in Kambodscha ändern sich Traditionen nur sehr langsam.
Nach dem Abstecher durch seine alte Heimat – ergänzt durch Geschichten über die ehemalige Schule aus Bambus und Palmblättern, die schon mal in der Regenzeit weggeschwemmt wurde oder wo Wasserbüffel einfach durchs Klassenzimmer trabten (heute stehen dort allerdings feste Steinhäuser, überwiegend finanziert durch Spenden) – landeten wir am Preah Khan.
Und dort geschah ein Wunder – wir waren völlig allein an einem wunderbaren Tempeleingang, eine Brücke, flankiert von Dämonen und Göttern, die steinerne Nagas trugen, führte über einen halb zugewachsenen Wassergraben zu einem verwunschen Tempel.
Wie so oft, hatten Diebe auch hier den meisten der Statuen die Köpfe abgeschlagen und sie irgendwohin verkauft.
Wir kamen in den Innenhof, wo eine fast klösterliche Stille herrschte, nur ab und zu ein Vogelruf.
Auch hier wieder Steinmetzarbeiten vom Feinsten …
… und Versuche der Natur, sich die Tempel zurück zu erobern.
Wir gingen zu einem anderen Ausgang hinaus und dort wartete eine weitere Überraschung – eine verträumte Wasserlandschaft breitete sich vor uns aus.
Eine Weile standen wir einfach da und genossen die Stille und die Natur …. dann ging es weiter, zum wirklich allerletzten Tempel, dem Ta Som. Hier war wieder etwas mehr los, aber weiterhin keine Busse und keine größeren Gruppen. Lächelnde Khmer-Gesichter über dem Eingangstor …
das rückwärtige Tor war fast vollständig überwachsen.
Das war’s für uns in Siem Reap – noch ein Abschiedsfoto von unserem zuverlässigen und kundigen Fahrer,
dann ging’s zurück ins Pavillion Indochine, noch ein bißchen faulenzen am Pool und vor allem Packen ….
Dann ein letztes Mal in die trubelige Altstadt, Wäsche aus der Wäscherei abholen (die heftigen Flecken durch den roten Sand waren allerdings nach wie vor in Hosen und Hemden/T-Shirts – also wer vorhat, die Tempel von Angkor zu besuchen, sollte möglichst keine hellen Klamotten anziehen – rot ist am besten, da sieht man die Flecken nicht so …. ), nochmal Frozen Margharitas als Dessert – dann überraschte uns Chee, indem er uns in einem piekfeinen Auto abholte. Das sei sein Flughafen-Auto, erklärte er uns, er müsse später noch Leute von Flughafen abholen. Und er würde uns morgen auch gerne zum Flughafen bringen, wenn wir ein bißchen früher als geplant aufbrechen könnten …
Wir wollten eigentlich um 8:15 los, unser Flieger ging um 10:15, aber 8 Uhr war auch kein Problem, also sagten wir zu, denn das kleine Zubrot wollten wir Chee nicht nehmen. Weil unser Wecker morgen um 6:30 klingeln würde, waren wir – nachdem die Packarbeit erledigt war und wir unsere Hotelrechnung bezahlt hatten – ziemlich früh im Bett.
11. Februar – Wir wechseln das Land: Von Kambodscha nach Laos
Um 6:30 wird es hier gerade so langsam mal hell, aber was hilft’s, wir müssen raus. Chee stand schon um 7:45 wartend vor der Gartentür und war sehr froh, dass wir noch früher als vereinbart bereit waren. Als kleines Dankeschön machte er noch mal einen Schlenker am Angkor Wat vorbei, der im frühen Morgenlicht auch nicht schlecht aussah.
Der Weg zum Flughafen ist kur, knapp 20 Minuten, dann waren wir da und nahmen Abschied von Chee und Siem Reap. Neben einem Trinkgeld in US-Dollar übergab ich Chee auch meine restlichen Riel, viel war es nicht mehr, denn man zahlt hier überwiegend mit US-Dollar. Das Land hat ein bestens funktionierendes Zwei-Währungs-System, der Dollar rangiert gleichberechtigt neben dem Riel und das Ganze wird noch dadurch erleichtert, dass es einen von allen Währungsschwankungen unabhängigen festen Wechselkurs von 4000 Riel:1 $ gibt. Bezahlen kann man, wie man will und egal, wie etwas ausgezeichnet ist: Kostet etwas z.B. 1,50$, so blättert man entweder 2$ hin und bekommt 2000 Riel zurück, oder zahlt 1$ und 2000 Riel oder man legt gleich 6 000 Riel auf den Tisch. Wenn man’s mal kapiert hat, ist es sehr einfach….
Ein günstiges Reiseland ist Kambodscha außerdem – ein frisch gezapftes Bier (ca. 0,35l) kostet zwischen 0,50-1,00$, eine warme Mahlzeit bekommt man für 1,50-4$, nur importiertes Rindfleisch (Steaks) ist teurer – aber wer isst das hier schon …
Egal – wir mussten/wollten weiter und checkten ein. Wir hatten in Siem Reap einen der Flüge aus unserem Discovery Airpass umgebucht (eine sehr nervige Geschichte – das nur am Rande. Wer sich mit dem Gedanken trägt, einen Discovery Airpass von Bangkok Airways zu kaufen, sollte sehr sicher sein, dass er seine Reisepläne und damit die Route nicht kurzfristig ändern will ….) und deshalb ein neues Ticket mit neuem Buchungscode und neuer Ticketnummer erhalten. Wir legten Tickets und Pässe hin und bekamen nach einer Weile Pässe, Bordkarten und außerdem noch Einreiseformulare usw. zurück. Was wir nicht zurück bekamen (und was ich leider erst Stunden später merkte) war das Ticket – auf dem standen aber noch unsere beiden weiteren Flüge und wir hatten blöderweise nicht mal den Buchungscode notiert!
Aber erst mal flogen wir weiter – >>>>>> nach Laos