Mekong Delta
25. Januar – Nach Can Tho mit Bus und Fahrrad
Wir wollten uns Stress ersparen und hatten deshalb im Hotel eine Kombination aus Taxi und Bus gebucht, denn der Busbahnhof liegt ziemlich weit von Saigons Stadtzentrum und soll sehr groß sein, deshalb hatten wir ein bißchen Bedenken, ob wir dort auch den richtigen Bus finden würden.
Pünktlich um 9:30 stand das Auto vor dem Hotel – und wir fielen fast in Ohnmacht – so ein uraltes, verdrecktes, verrauchtes Gefährt hatten wir nicht mal in Myanmar gesehen. Aber was halfs, zähneknirschend stiegen wir ein und fuhren los. Schon 10 Minuten später hielten wir vor einer Art Kiosk, der Fahrer lud unser Gepäck aus, verschwand im Inneren und kam 5 Minuten später mit zwei Tickets in der Hand zurück. Er murmelte etwas wie “Small bus here, later big bus” und verschwand…..
Da standen wir etwas dumm in der Gegend herum, irgendwann dämmerte uns, dass wir hier bei einer Zubringer-Station zum Busbahnhof abgeladen worden waren. Kurze Zeit später kam auch tatsächlich ein Minibus, der war aber sofort voll mit Leuten, die schneller waren als wir. Inzwischen hatte auch ein Mitarbeiter der Busgesellschaft gemerkt, dass hier zwei Farangs standen, die nicht entziffern konnten, was auf den Bussen stand und bedeutete uns, dass wir in den nächsten Kleinbus einsteigen sollten. Netterweise half er uns auch mit dem Gepäck und wir saßen schließlich im Zubringer-Bus.
Eine gute halbe Stunde später kamen wir beim Busbahnhof an, wo – gefühlt – tausende von Bussen von unzähligen Busgesellschaften standen.
Wir wurden vor einer Wartehalle abgeladen, wo glücklicherweise ausschließlich Busse unserer Gesellschaft abfuhren. Jetzt mussten wir bloß noch den richtigen Bus erwischen. Da die Busse angeblich stündlich fahren sollten und wir ein Ticket für 11 Uhr hatten, setzten wir uns erst mal hin.
Kurze Zeit später fuhr ein Bus vor mit der Aufschrift “SAIGON – CAN THO”. Wir stürzten nach draußen und packten die Koffer unten rein, denn das war ja unsere Strecke – es war zwar erst 10:30, aber vielleicht war der Bus ja überpünktlich. Leider wurde uns aber sofort klar gemacht, dass das nicht unser Bus ist …. Auch der nächste war nicht unserer – aber der übernächste (von wegen, die fahren jede Stunde – die fahren alle 15 Minuten!!!)
Unsere Koffer wanderten unten in den Gepäckraum, wir setzten uns erfreut in die erste Reihe, wo Dieter sich einen guten Blick für Videos erhoffte. Wenige Minuten vor 11 Uhr kam ein alter Man, schaute uns ziemlich streng an, sagte aber nichts (vermutlich konnte er kein Englisch.) Kurz danach kam jemand in Uniform, verlangte unsere Tickets und gestikulierte wild herum, wies immer wieder auf Sitze weiter hinten im Bus. Schließlich übersetzte jemand und machte uns klar, dass die Sitze durchnummeriert sind und wir die Sitze 15 und 16 hatten – das handgeschriebene Gekritzel auf dem Ticket hatten wir natürlich nicht entziffern können bzw. nicht für relevant gehalten.
Also zogen wir um, saßen jetzt leider auf der sonnigen Seite, deshalb waren alle Vorhänge fest zugezogen und wir sahen erst mal nicht viel von der Gegend. Aber es gab ja auch anderes zu sehen – über dem Fahrer hing ein riesiger Bildschirm, auf dem eine Seifenoper nach der anderen in ziemlicher Lautstärke lief.
Insgesamt war die Fahrt sehr bequem, der Bus relativ neu und sehr sauber, der Sitzabstand besser als in manchem Flugzeug. Jeder Gast bekam eine Flasche Wasser und ein Erfrischungstuch, es wurde also richtig viel Service geboten.
Nach knapp 2 Stunden hielten wir kurz vor Vinh Long an einer Busstation an. 30 Minuten hatte man hier Zeit, um was zu essen oder zu trinken und auf die Toilette zu gehen (die bemerkenswert sauber war!) Da alle Busse hier von unserer Gesellschaft waren, eine rote Farbe hatten und weitgehend gleich aussahen, machte ich schnell ein Foto von unserem Bus, damit wir später auch den richtigen wieder fanden .
Im Inneren der riesigen Halle sah es aus wie in einer Mensa – Schalter, wo Essen ausgegeben wurde und unzählige Tische mit Leuten, die anscheinend seit Tagen nichts gegessen hatten…
Wir hatten keinen Hunger, ich kaufte bloß eine Schachtel kandierten Ingwer, dann ging’s auch schon weiter. Da Wolken aufgezogen waren, konnten wir die Vorhänge ab und zu öffnen und die Landschaft genießen. Smaragdfarbene Reisfelder, üppige Bananenwälder und immer wieder Brücken, die über einen der unzähligen Mekong-Arme und Kanäle führten. Obwohl die Scheibe nicht übermäßig sauber war, versuchte ich, ein paar Bilder zu machen – gab aber schnell wieder auf….
Eine gute Stunde später kamen wir in Can Tho an, ein Taxi brachte uns vom Busbahnhof ins ins Hotel (später erfuhren wir, dass wir kostenlos mit einem Minibus hätten fahren können – aber das sagte uns natürlich keiner!).
Unser Wunschhotel, das Victoria, war leider ausgebucht an diesem Wochenende – deshalb hatten wir als Alternative das Nam Mon gewählt. Das kleine Hotel ist noch recht neu und wir wurden sehr freundlich empfangen. Der Hotelmanager, ein ziemlich junger Mann, begrüßte uns persönlich und eröffnete uns, dass wir eine 3-stündige kostenlose Stadtführung bekommen, und zwar mit dem Motorrad! Das sollte um 18 Uhr stattfinden und in einem Restaurant abschließen, wo wir typisch vietnamesisches Essen bekommen würden. Die richtige Begeisterung löste das Angebot bei uns allerdings nicht aus – 3 Stunden durch eine sehr lebhafte Stadt auf dem Motorrad ….?
Wir beschlossen, erst mal einzuziehen und alles weiter später zu klären. Unser Zimmer lag im obersten (3.) Stock und sah zunächst einmal sehr nett aus. Allerdings hatte es eine sehr tiefe Badewanne mit einer Handdusche ohne einen Duschvorhang – da keiner von uns in einem solchen Klima baden will, wanderte ich wieder runter zur Rezeption und fragte nach einem Zimmer mit Dusche (etliche Zimmertüren standen offen und ich hatte bereits eines auf unserem Stockwerk gesehen, das ein Bad mit Walk-in Dusche hatte).
Der Umzug ging klar, das neue Zimmer war auch sehr nett, wir packten nur das nötigste aus und stiegen wieder runter.
Zwei Dinge mussten wir noch klären, bevor wir uns erst mal auf eigene Faust in Richtung Stadt aufmachten: Wann am Sonntag der Bus nach Chau Doc geht und wie wir morgen früh zu den schwimmenden Märkten kommen. Die Sache mit dem Bus war schnell geklärt (allerdings war der 10 Uhr Bus schon voll, wir können also erst um 11 fahren), wir werden sogar kostenlos vom Hotel zum Busbahnhof gebracht. Zum Thema schwimmende Märkte können wir entweder eine Sammeltour mit zig anderen über Can Tho Tourist buchen oder mit Hieù, einem Angestellten des Hotels, eine Privattour machen. Klar, dass wir letzteres vereinbarten – wir mussten aber doch heftig schlucken, als er uns strahlend eröffnete, dass wir um 5 Uhr !!!!!! morgens aufbrechen würden. Unsere belämmerten Gesichter interpretierte er dahingehend, dass wir uns Sorgen ums Frühstück machten und er versicherte uns sofort, er werde natürlich für ein echtes vietnamesisches Frühstück sorgen….
Noch immer leicht geschockt, machten wir uns auf den Weg in die Stadt – mit den vom Hotel bereitgestellten Leihfahrrädern! Leider habe ich kein Foto gemacht von Dieter, der mit seinen 1,86m auf einem Rad hockte, das für maximal 1,60 große Vietnamesen gebaut war. Selbst ich hatte leichte Probleme, aber Dieter musste seine Knie bei jedem Pedaltritt fast bis zu seinen Schultern hochziehen …. Zu den ungewohnten Rädern kam noch ein geradezu aberwitziger Verkehr.
Stadteinwärts ging es einigermaßen, denn wir mussten immer nur rechts abbiegen. Die ca. 3 km bis in die “Stadtmitte” schafften wir locker, dort kannten wir uns auch noch einigermaßen aus und bummelten ein bisschen herum und über den Markt.
Hier kaufen die Einheimischen bevorzugt mit dem und vom Motorroller aus ein. Man hält nur kurz an, verhandelt, kauft und fährt dann weiter – entsprechend chaotisch geht es zu.
Dazwischen sitzen die Marktfrauen und bündeln ungerührt ihr Gemüse …
Wir hatten uns inzwischen überlegt, dass wir die Motorradtour heute lieber nicht machen wollten, wenn wir um 4:30 aufstehen müssen, wollten wir lieber früh ins Bett gehen. Also radelten wir kurz nach 17 Uhr wieder nach Hause – dieses Mal mit mehreren Links-Abbiegungsmanövern, die mich völlig schweißgebadet zurück ließen …. Tausende von Motorrollern lassen einem Radfahrer kaum eine Chance – aber irgendwie schafften wir es heil nach Hause.
Zum Abendessen fuhren wir allerdings mit dem Taxi in die Stadt …..
Nach dem Essen setzten wir uns noch auf ein Bier an die „Strandpromenade“ – eine wirklich sehr gepflegte Anlage – und schauten den Einheimischen zu, die mit ihren Rollern die Straße rauf und runter fuhren. Sehen und gesehen werden war die Devise, Familien mit der gesamten Kinderschar, Mädchen mit High Heels und Helmen, die wie elegante Hüte (z.T. sogar mit Blume) aussahen. Leider hatte ich die Kamera nicht dabei ….
26. Januar – Ein richtig toller Tag !
… obwohl er bereits mitten in der Nacht anfing. Als um 4:30 der Wecker klingelte mussten wir uns schon gegenseitig etwas ermuntern, denn draußen war es noch stockdunkel. Es gab nur eine Katzenwäsche, Zähne geputzt, angezogen und runtergewankt zur Rezeption. die lag noch im tiefen Dunkel, hinter dem Tresen erhob sich eine verschlafene Gestalt, auf dem Fußboden vor dem Eingang hatte noch jemand geschlafen, mit einem faltbaren Moskitonetz drüber, darunter – auf dem harten Granitboden – lediglich eine Reisstrohmatte. Das war der Sicherheitsmann, der erst mal die Türen aufschloss und dann ein riesiges Gitter vor dem Hoteleingang beiseite schob – potenzielle Einbrecher hätten also erst mal über das Gitter klettern und dann über den Wachmann steigen müssen …
Draußen stand Hiêù , in der einen Hand eine Plastiktüte mit drei Bechern, in der anderen eine mit 2 belegten Baguettes. In den Plastikbechern war Kaffee für Dieter und grüner Tee für mich und Hieù, die beiden Baguettes waren das versprochene vietnamesische Frühstück. Die heißen Getränke waren willkommen, denn draußen war es noch recht kühl.
Wir brachen gleich auf und gingen runter zum Mekong, wo ein Boot auf uns wartete. Thy, unsere Bootsführerin (in Vietnam werden Boote – außer Fischerbooten – fast ausschließlich von Frauen gefahren, weil das angeblich eine weniger harte Arbeit ist) steuerte das unbeleuchtete kleine Boot mitten in den breiten Fluss, wo trotz rabenschwarzer Nacht schon reger Verkehr herrschte. Uns war etwas mulmig, aber Thy beherrschte ihr Geschäft offenbar bestens – es passierte nichts …
Über eine Stunde fuhren wir stromaufwärts, ganz langsam wurde es dämmrig, irgendwann ging dann auch hinter uns (und hinter Thy) die Sonne auf.
Im noch reichlich trüben Morgenlicht kamen uns schon die ersten Boote entgegen, die ihre Einkäufe offenbar bereits erledigt hatten und mit diversen Früchten und Gemüsen heimwärts steuerten.
Wir fuhren jedoch weiter und mitten in einen schwimmenden Markt hinein, wo es ziemlich lebhaft zuging. Die Boote lagen alle auf Tuchfühlung, Thy steuerte seelenruhig mittenrein.
Trotz aller Betriebsamkeit ging es relativ gelassen zu, ich bewunderte die – teils schon älteren – Frauen, die ihre Boote unbeirrt durch das Gewühl steuerten. Es war ein rein lokaler Markt, keine Touristen, wir wurden ein bißchen wie Exoten betrachtet – aber alle waren sehr freundlich.
Es wurden nicht nur Obst und Gemüse verkauft, sondern es gab natürlich auch schwimmende Garküchen.
Hiêù machte sich Sorgen um unsere Mägen, denn wir hatten bisher noch nichts gegessen und bot an, uns ebenfalls mit Suppe zu versorgen. Als ich ihm erklärte, dass wir morgens statt Nudelsuppe lieber Obst essen, kaufte er alles ein, was ich im Gespräch mal als lecker erwähnt hatte: Ananas, Melonen, Mangos, Sapodillas – sehr gut, schmeckt ein bisschen wie eine sehr reife Birne –, Milchäpfel, deren Inneres wie Pudding schmeckt und noch eine seltsame Rübe.
Wir legten an einem kleinen Restaurant an, wo es Tee und Kaffee für uns gab, Thy schnippelte inzwischen das Obst klein und präsentierte uns alles auf einem Teller.
Zusammen mit unserem Baguette – das gefüllt war mit einem Spiegelei, Schinken, diversen Kräutern und weiteren undefinierbaren Köstlichkeiten – ergab das ein sehr gutes Frühstück, man sieht, dass wir rundum zufrieden waren. Mit Hiêù unterhielten wir uns über Gott und die Welt, er wollte eine Menge über Europa und die Wirtschaftskrise wissen und erzählte uns, dass er früher als Broker in Saigon gearbeitet hatte, aber durch Fehlspekulationen hohe Summen verloren hatte,deshalb wieder in seine Heimatstadt Can Tho zurückgekehrt ist und jetzt für Brian, den Hotelbesitzer arbeitet.
Weiter ging es durch schmale Seitenarme des Mekong,
unter so genannten “Monkey-Bridges”, die nur aus einem Stück Baumstamm bestehen mit einem weiteren schmaleren Stamm als Geländer.
Wir stiegen aus dem Boot und gingen ein Stück den Uferweg entlang, vorbei an kleinen Werkstätten,
ein Schmied bearbeitet ein Messer für einen geduldig wartenden Kunden. Kinder winkten uns zu.
Wir wanderten an saftig-grünen Reisfeldern entlang, die teils von Papayabäumen gesäumt wurden,
sahen grünen Pfeffer, der zu unserem Erstaunen offenbar eine Schlingpflanze ist, die sich um Bäume wickelt.
Wir stiegen wieder ins Boot und fuhren bis zu einem kleinen Dorf, wo uns Hiêù zu einer kleinen Reispapier-/Glasnudelmanufaktur führte. Wir waren ziemlich erstaunt, denn so hatten wir uns die Herstellung nicht vorgestellt (allerdings hatte ich mir vorher darüber auch noch keine großen Gedanken gemacht …)
Erst mal wird in Tongefäßen ein dünner Brei aus Reismehl und Wasser hergestellt, das erledigte ein Mann, der mit bloßen Armen in der Brühe herumrührte – aber leider gerade fertig war, als meine Kamera schussbereit war.
Der Brei wird dann auf eine Platte gestrichen, das sieht ziemlich genau so aus, wie die Zubereitung von Crêpes.
Nach wenigen Sekunden ist der Fladen fertig und wird mit einem eigenartigen Instrument vorsichtig von der Platte runtergewickelt….
… und auf einen Bambusrost gelegt.
wenn auf einem Rost 4 Kreise liegen, werden sie ins Freie zum Trocknen gebracht.
Dort liegen sie ein paar Stunden, dann sind sie trocken und sehen so aus:
Die trockenen Fladen werden entweder so als Reispapier verkauft oder durch eine Maschine gejagt – dann hat man Glasnudeln.
Wir waren gebührend beeindruckt, bedankten uns für die neu gewonnen Erkenntnisse und machten uns zu einer weiteren kleinen Essens- bzw. für uns Getränkepause auf (Hiêù erzählte uns, dass Vietnamesen mindestens 7 Mal pro Tag essen – 3 Hauptmahlzeiten und dazwischen zahlreiche Snacks…. trotzdem haben wir hier fast keine dicken Menschen gesehen).
Da in dem kleinen Lokal ein Kicker stand, leisteten sich Dieter, die Wirtin und Hiêù ein kleines Match.
Durch eine Cola gestärkt, kletterten wir wieder ins Boot – und wurden von Thy mit einer zauberhaften Bastelei überrascht:
Aus den Fasern eines Kokospalmen-Blattes hatte sie ein Gebilde wie eine Blume, von einem Herz umrahmt sowie einen kleinen Vogel geschaffen. Hiêù erklärte uns, dass Thy ein Landkind sei und Kinder auf dem Land kaum gekauftes Spielzeug haben – also müssen sie sich selbst was basteln. Wir waren schwer beeindruckt – leider ist das Gebilde so fragil, dass wir es nicht mitnehmen können, wir haben es für die nächsten Gäste in unserem Zimmer gelassen….
Unser Mekong-Ausflug ging langsam zu Ende, wir machten nur noch einmal an einem anderen schwimmenden Markt Halt, weil Hiêù Melonen kaufen wollte.
Dann tuckerten wir flussabwärts Richtung Can Tho und waren kurz nach 11 Uhr wieder im Hotel.
Wir ruhten uns ein bisschen aus, ich kümmerte mich um den Blog – nach einer kühlen Dusche waren wir dann aber wieder bereit für weitere Taten. Hiêù hatte von einem kleinen Spa erzählt, das mehrere Gäste wärmstens empfohlen hatten und weil es so gut klang und wir Lust auf eine Massage hatten, schwangen wir uns ins Taxi und fuhren zum Gony Spa.
Das Spa war wirklich eine Oase – hell, sehr sauber und fast europäisch. Wir nahmen das angebotene Special – 90 Minuten Verwöhnung (60 Minuten Body-Massage, 20 Minuten Facial und 10 Minuten Fußmassage), ich buchte gleich noch eine Maniküre und Pedicure dazu – das Ganze für uns beide zusammen für knapp 25 Euro! 90 Minuten lang wurden wir sehr professionell umsorgt, wir waren hinterher so entspannt, dass wir kaum noch gehen konnten … es war wirklich himmlisch!
Tiefengereinigt (zumindest im Gesicht) und tiefenentspannt schlenderten wir die schöne Uferpromenade entlang zum Golf-Hotel, wo man von der Dachterrasse einen tollen Blick über Can Tho und den Mekong hat, der sich hier in mehrere Arme verzweigt.
Von hier oben konnte man auch die Uferpromenade mit den Parkanlagen gut überblicken.
Wir setzten uns unten an der Promenade in ein Café und beobachteten den Auftrieb der Motorroller. Es war besser als Kino – Familien mit Kleinkindern, Sperrguttransporte, Stiletto-Mädchen – dazwischen Mönche und Nonnen und immer wieder Familien, die sich auf dem kleinen Blumenmarkt zwischen den Fahrbahnen nach Blumen für das bevorstehende Neujahrsfest umsahen.
Wir hätten hier stundenlang sitzen und schauen können, aber irgendwann trieb uns der Hunger weg zum Abendessen und wenig später ins Hotel – der Tag war ziemlich lang gewesen – aber einfach toll!
27. Januar – Wieder ’ne Busfahrt (von Can Tho nach Chau Doc)
Heute morgen wachten wir schweißgebadet auf – die Klimaanlage lief nicht. Und als ich ins Bad ging, blieb dort auch alles dunkel – naja, relativ dunkel, denn neben dem Bad war ein Fenster und wenn man die Tür (ohnehin eine Glastür) aufließ, konnte man genug sehen. Da auch im Zimmer das Licht nicht funktionierte, war klar, dass der Strom weg war.
Wir sollten erst um 10:30 mit einem Minibus abgeholt und zum Busbahnhof transportiert werden – die Abholung war im Busfahrpreis drin, das hätte man uns in Saigon auch sagen können, aber dort wollte man offenbar ein Geschäft machen….
Jedenfalls hatten wir reichlich Zeit und beschlossen, vor dem Frühstück zu packen – eine ziemlich schweißtreibende Angelegenheit bei fast 30° im Zimmer. Nachdem die Koffer gepackt waren, stiegen wir die Treppe runter auf der Suche nach dem Frühstück. An der Rezeption erfuhren wir, dass ganz Can Tho ohne Strom war – angeblich soll der Strom für das bevorstehende Neujahrsfest (Tet) gespart werden. Wie man das macht, war uns allerdings ein Rätsel – allerdings waren uns gestern Abend bei der Heimfahrt üppigste Straßenbeleuchtungen aufgefallen: Bögen über die Straße, alle Bäume mit Lichterketten, Lichtskulpturen am Straßenrand…. Vielleicht hatte man das etwas sparsamer halten können, statt der gesamten Stadt den Strom abzudrehen!
Zum Glück wurde im Hotel Nam Mon mit Gas gekocht, deshalb gab es zumindest heißen Tee und Kaffee – der Toaster funktionierte allerdings mit Strom, also blieb das Toastbrot kalt. Das Frühstück war – ganz unabhängig von den strombedingten Erschwernissen – allerdings eine äußerst überschaubare Angelegenheit: Es gab für jeden eine Tasse Tee oder Kaffee, zwei Scheiben Toastbrot, ein Spiegel- oder Rührei, auf Wunsch mit einem etwas merkwürdig aussehenden Stück Schinken.
Das war’s – kein Saft, Butter und Zucker nur auf Nachfrage (der Zucker kam dann, in ein kleines Schälchen gehäufelt….) Weil ich wusste, dass gestern Melonen gekauft worden waren, hatte ich Brian, den Besitzer, daran erinnert, dass Europäer gerne Obst zum Frühstück haben – und es wurde dann tatsächlich für jeden noch ein bisschen Melone gereicht.
Ok – das Hotel ist spottbillig, aber selbst für 20 € die Nacht wäre evtl. doch ein bisschen mehr drin gewesen … Aber die Freundlichkeit der Bediensteten, die sich immerhin rührend, wenn auch nicht immer erfolgreich, bemühten, unsere Wünsche zu erfüllen, macht vieles wieder wett.
Mit reichlicher Verspätung, die uns in gelinde Panik versetzte (was Brian & Co. überhaupt nicht verstehen konnten), kam der Minibus und setzte uns 5 Minuten später am Busbahnhof ab. Die Tickets waren schnell gekauft und weitere 5 Minuten später saßen wir im Bus nach Chau Doc, einer Provinzstadt nahe der kambodschanischen Grenze im hintersten Winkel des Mekongdeltas. Von hier fahren täglich Schnellboote nach Phnom Penh.
Wir fuhren wieder mit den knall-orangenen Bussen von Futa und dieses Mal hatten wir die Panorama-Sitze, in der ersten Reihe! Wir freuen uns auf tolle Ausblicke, allerdings machte ich mir so meine Gedanken, was mit uns passieren würde, falls der Fahrer mal scharf bremsen musste – es gab dieses Mal keine Gurte an den Sitzen und wir würdenbei einer Vollbremsung wohl mit Karacho durch die Windschutzscheibe fliegen, denn der Puffer eines Vordersitzes fehlte ja.
Schon kurz nach Fahrtbeginn mache Dieter ein besorgtes Gesicht – der Bus klang gar nicht gut. Es klapperte und knirschte, als hätte jemand einen Schraubenzieher im Getriebe vergessen, Dieter meinte, es sei die Achse oder ein Radlager. Auch unserem Fahrer schien nicht so ganz wohl zu sein, er schlich mit 40 km/h die Straßen entlang, ich rechnete aus, dass wir wohl 5 statt 3 Stunden brauchen würden bei dem Tempo!
Irgendwann wurde aber die Straße etwas besser und/oder wir gewöhnten uns alle an die Geräusche – jedenfalls wurde das Tempo deutlich schneller. Wir fuhren durch viele Dörfer und kleinere Städte, überquerten zigmal schmale Mekong-Arme, gelegentlich begleitete uns ein schmaler Kanal, auf dem Enten schwammen und wo von winzigen Booten aus gefischt wurde.
Plötzlich sah ich rosa – da paddelte ein Schwarm pinkfarbener Enten!!! Dieter hielt sie (im Scherz!) erst mal für eine neue Art von Flamingos, dann kam eine weitere rosarote Entengruppe! Und kurz darauf ein Trupp quietschgelber Enten – wir waren leicht perplex, denn so was hatten wir noch nie gesehen. Fragen konnte man niemand, die Englischkenntnisse unserer Mitfahrer beschränkten sich auf “Hello” und “Goodbye” – wir vermuteten jedoch, dass die armen Viecher fürs bevorstehende Tet-Fest irgendwie eingefärbt worden waren ….
An unseren Fenster zogen immer wieder saftige Reisfelder vorbei, es war insgesamt sehr grün. Das Mekong-Delta ist wirklich unglaublich vielfältig und schön, deshalb zieht es uns auch immer wieder hierher.
Leider war Fotografieren aus dem Bus (nicht nur wegen der etwas schmuddeligen Scheibe) mal wieder ziemlich schwierig – bis meine Kamera endlich auslöste, war das Motiv meist schon wieder verschwunden. In solchen Momenten sehne ich mich nach meiner analogen Kamera zurück!
Erstaunlich fanden wir, wie wenig Autos unterwegs waren – und die meisten waren zudem Nutzfahrzeuge, normale PkWs sieht man ziemlich selten.
Nach einer guten Stunde Fahrt machten wir eine Pause in Long Xuyen, einer mittelgroßen Universitätsstadt, dann dauerte es nochmal gute zwei Stunden, bis wir kurz vor 15 Uhr am Busbahnhof von Chau Doc angekommen waren. Auch hier lag der Busbahnhof am Stadtrand, wir mussten also ein Transportmittel für die Fahrt ins Victoria-Hotel organisieren. Taxis standen allerdings keine rum, wir wurden jedoch heftig bedrängt von Motorrad-Taxis (die dann aber selbst einsahen, dass es wohl kaum funktionieren würde, uns mitsamt unseren Koffern auf einem Motorroller zu transportieren) sowie Fahrrad-Rikschas, die uns einzureden versuchten, dass sie die einzige Möglichkeit seien, ins Hotel zu kommen. Mit zwei Rikscha-Fahrern waren wir schon fast handelseinig, als ich bemerkte, dass etliche unserer Mitfahrer in Minibusse mit der Aufschrift der Busgesellschaft einstiegen.
Ich lief schleunigst zu einem der Busse und frage mit Händen und Füßen, ob a) wir mit zum Victoria Hotel fahren könnten und b) der Zubringer im Buspreis enthalten sei. Beides wurde bejaht, also ließen wir unsere enttäuschten Rikscha-Fahrer stehen (denen ich allerdings ein kleines “Schmerzensgeld” gab) und nahmen stattdessen den bequemen Minibus, der uns 5 Minuten später am Hotel absetzte.
Dort erwartete uns eine Riesen-Überraschung: Ich hatte vorab eine Mail geschickt und um ein Nichtraucherzimmer zur Flußseite gebeten, dabei beiläufig erwähnt, dass dies unser 3. Aufenthalt im Victoria Chau Doc sein würde. Als wir eincheckten, erfuhren wir, dass wir als “Wiederholungstäter” ein Upgrade in eine Suite bekommen hatten! Wir fielen aus allen Wolken – damit hatten wir nun wirklich nicht gerechnet! Und als wir ins Zimmer kamen, waren wir schwer beeindruckt – ein riesiges Zimmer, zwei Bäder, ein Obstkorb zur Begrüßung … und natürlich einem tollen Blick auf den Fluss. Schon die normalen Zimmer sind sehr schön mit ihren dunklen Holzböden und vielen kleinen landestypischen Details, aber das hier war nochmal eine Steigerung. Ein bisschen bedauerten wir, dass wir nur eine Nacht blieben …
Wir sind absolute Fans der Victoria-Hotels in Vietnam und Kambodia und haben bis auf eines bereits alle, zum Teil schon mehrfach, besucht. Sie gehören zu einer vietnamesisch-französischen Hotelkette und sind alle durchweg unglaublich schön und sehr französisch geprägt, alle im französischen Kolonialstil erbaut und wirklich etwas besonderes.
Trotz unseres tollen Zimmers hielten wir uns dort aber nicht lange auf, wir wollten noch ein wenig von Chau Doc sehen. Der kleine Ort hatte sich seit unserem letzten Besuch drastisch verändert, vor allem der Uferbereich entlang des Mekong war aufgehübscht und hatte jetzt eine nette und blitzsaubere Parkanlage bekommen.
Danach ging es allerdings wie früher ziemlich schmuddelig weiter – am Markt und in den Seitenstraßen war alles noch beim Alten. Auch die sehr armseligen Fischerboote lagen noch am Ufer.
Der Markt ist nichts besonderes, wir schauten noch in ein paar der schmalen Gässchen, bzw. eher Holzstege, die an armseligen Stelzenhäuschen entlang runter zum Fluss führten.
Dort wurden gerade Kampfhähne sehr liebevoll gepflegt – und damit sie schicker aussehen, bekamen sie die Füße angemalt.
Dann traten wir den Heimweg an, kamen an wahren Blumenmeeren vorbei (leider war alles künstlich …)
Unterwegs hielten wir Ausschau nach einem Laden, wo wir eine Flasche Dalat-Wein erstehen konnten – wurden aber nicht fündig. Eine Stereoanlage oder eine Waschmaschine hätten wir hingegen mehrfach kaufen können….
Vor dem Essen wollten wir noch duschen und ich freute mich schon auf die futuristisch wirkende Dusche mit den vielen Düsen und Knöpfen, wo offenbar Wasser von allen Seiten den Körper massieren sollte. Aber anscheinend muss man für den Betrieb dieses Teils zumindest ein Elektronikstudium absolviert haben … In der Kabine war ein Touchpanel mit unzähligen Tasten. An der Wand eine Erläuterung. Also raus aus der Dusche, Brille geholt und Anweisung studiert. Nachdem ich mehrere Knöpfe gedrückt hatte (und natürlich die Brille schnell wieder aus der Dusche befördert, falls das Wasser plötzlich loszischt), fing es an zu röhren und zu schnaufen – es kam aber nirgendwo Wasser raus. Ich fand auch keinen Wasserhahn oder etwas vergleichbares, obwohl ich wirklich jeden einzelnen Knopf gedrückt und an jedem drehbaren Teil gedreht, gedrückt und gezogen hatte…. Zu meiner Beruhigung gelang es auch Dieter nicht, das Ding zum Laufen zu bringen – also resignierten wir und nutzen die stinknormale Dusche in Bad Nr. 2 ….
Abendessen gab es stilvoll bei Kerzenlicht auf der Terrasse mit Blick auf den dunklen Mekong, ein dicker Vollmond hing am Himmel – perfekter hätte es nicht sein können.
Und beim Abendspaziergang nach dem Essen fanden wir sogar noch eine Flasche Wein…..
Am nächsten Tag ging’s weiter – nach >>>> Kambodscha