Dalat
18. Januar – von Saigon nach Dalat
Gestern wäre mein Bericht über Dalat wohl vernichtend ausgefallen – wir wären am liebsten gleich weiter gereist. Aber wie so oft, hat eine Nacht Schlaf und ein neuer Tag auch neue Einsichten gebracht.
Wir flogen gestern von Saigon nach Dalat – vor unserem Abflug organisierten wir aber noch unsere später Weiterreise von Saigon nach Can Tho. Wir wollen mit dem Bus fahren – der fährt zwar stündlich, aber der Busbahnhof ist ziemlich außerhalb der Stadt, deshalb müssen Taxi und Bus gut aufeinander abgestimmt werden. Bei den besseren Bussen gibt es manchmal auch Engpässe – also sollte man nicht bis zum letzten Moment warten. Statt alles selbst zu organisieren und ein paar Euro zu sparen, verließen wir uns lieber auf die nette Dame im Hotel, die mit ein paar Anrufen Busticket und Taxi bestellte, jetzt wissen wir, wann und wie wir nächste Woche weiter reisen können.
Noch schnell die Wäsche in der Laundry gegenüber vom Hotel abgeholt (an den Geruch asiatischer Waschpulver werde ich mich wohl nie gewöhnen), dann ging’s schon zum Flughafen. Um 14:10 ging unser Flug, um 15:00 Uhr landeten wir in Dalat, dem Erholungsort der französischen Kolonialbeamten, gerühmt für sein mildes Klima, seine Weinberge, seine Wälder.
Kurz vor der Landung sagte der Flugkapitän, die Temperatur in Dalat betrage 25°C – als wir ausstiegen, pustete uns der eisige Wind fast um. Der Himmel war voller Wolken, wir froren schon, bevor wir im Taxi saßen, 25° fühlten sich normalerweise deutlich anders an.
Auf dem Weg nach Dalat säumten Bougainvilleas in leuchtenden Farben die Straße. Zunächst war alles sehr grün, dann hatten wir das Gefühl, es wird neblig – es waren aber die im Frühjahr in Südostasien weit verbreiteten Brandrodungen, die Rauchschwaden von den Hängen herunter wehen ließen. Unsere Stimmung sank noch ein bißchen.
Dalat – gepriesen als eine Idylle in den Bergen, erschien uns erst mal sehr chaotisch. Wenig attraktive Häuser waren massenhaft und scheinbar unkoordiniert über die Hügel verstreut, ein echtes Zentrum konnten wir nicht ausmachen. Unser Hotel, das Ana Mandara , war dann allerdings eine sehr positive Überraschung: 17 unterschiedlich große Kolonialvillen liegen verstreut an einem Hang zwischen Pinien und anderen Bäumen. Für jede Villa gibt es einen eigenen Butler, in unserem Fall ist er weiblich, ca. 1,50 groß und heißt Linh. Linh ist zuständig für alles … in erster Linie dafür, dass wir uns wohlfühlen.
Alle Villen sind wirklich schön – unser (eher kleines) Zimmer hat ein ausgesprochen südfranzösisches Flair.
Und das Bad versetzt einen wirklich in den Süden Frankreichs….
Wir haben sogar einen offenen Kamin (allerdings zum Glück auch einen Heizofen, der das Zimmer schneller erwärmt …)
Aber all das konnte uns nur wenig darüber hinwegtrösten, dass es schlichtweg lausig kalt war und der Wind um die Häuser pfiff.
Wir zogen uns warm an und beschlossen, in die Stadt zu laufen. Linh hatte uns mit einem Stadtplan versorgt und meinte, es seien etwa 2 km – also marschierten wir los. Wir hatten allerdings vergessen, wie früh und wie schnell es hier dunkel wird und schon nach kurzem Fußmarsch hatten wir die Orientierung verloren. Unter jedem Licht einer Verkaufsbude versuchen wir, uns zu orientieren – und wir schafften es tatsächlich bis zum Markt und an den See.
Reichlich durchgefroren und ziemlich ausgehungert freuten wir uns schon auf ein nettes Lokal mit gutem Essen, mussten aber nach einer längeren Suche zugeben, dass die Behauptung, dass es fast unmöglich sei, in Dalat etwas genießbares zu essen zu finden, durchaus zutreffend ist. Alles sah wenig einladend aus – letztlich landeten wir in einem kleinen Lokal, wo das Essen gerade noch “essbar” war, ein Genuss war es nicht . Sogar der eigentlich recht gute Dalat Wein schien uns leicht verwässert zu sein ….
Ziemlich frustriert nahmen wir ein Taxi zurück ins Hotel, trösten uns mit unserer Flasche kalifornischen Rotwein aus Bangkok, und ich suchte im Internet (was ich schon im Vorfeld hätte tun sollen) bei Tripadvisor nach einem Tipp für ein gutes Lokal in Dalat, denn wir haben ja noch einen Tag vor uns.
Außerdem suchte ich noch eine Agentur raus, die einen PKW-Transfer nach Mui Ne anbot – 100$, die Dalat Trip für die über 200 km lange Strecke anbot, schien ok, auch diese Adresse wurde notiert.
19. Januar – Dalat
Strahlende Sonne, tiefblauer Himmel, ein laues Lüftchen – und ein einfach fantastisches Frühstück auf der Terrasse des Restaurants mit starkem Kaffee, viel frischem Obst, knusprigen Brötchen, duftenden Waffeln …. und auch sonst so ziemlich allem, was man sich morgens so wünschen würde (auch Pho gab es natürlich!!!) – die Welt sah schon deutlich freundlicher aus.
Mit der Adresse der Agentur, bei der wir das Auto für Mui Ne mieten wollten, bewaffnet (ich hatte die Adresse zur Sicherheit auch im Stadtplan notiert und markiert), stiegen wir ins Taxi und fuhren runter in die Stadt. Leider hatten wir einen Fahrer erwischt, der a) kein Wort Englisch konnte, b) extrem cholerisch war und c) die angegebene Adresse nicht fand wofür er d) mir die Schuld gab, wie er wort- und gestenreich zu verstehen gab. Auch mehrere Telefonate mit seiner Zentrale brachten nichts, man konnte oder wollte meine Angaben zur Straße und Hausnummer einfach nicht verstehen.
Nach ca. 45 Minuten kehrten wir leicht entnervt ins Hotel zurück, wo ich gleich nochmal im Internet recherchierte, ob ich mich vielleicht wirklich vertan hatte. Es stimmte alles – vorsorglich schrieb ich jetzt aber auch noch die Telefonnummer auf und wir marschierten erneut los – allerdings war jetzt weit und breit kein Taxi vor dem Hotel zu sehen.
Linh kam angelaufen und fragte, ob sie uns helfen könne. Wir erklärten ihr unser Problem und sie rief erst mal bei der Agentur an, klärte die Adresse nochmal ab und fragte dort auf unseren Wunsch, ob man uns nicht einfach abholen könne – wir wollten außer der Fahrt nach Mui Ne heute auch noch einen Ausflug in einige Dörfer machen.
Offenbar empfand man das dort jedoch als Zumutung, Linh verhandelte eine Weile, gab dann jedoch auf. Stattdessen bot sie uns an, kurzfristig einen Nachmittagsausflug für uns zu organisieren, die Dörfer könnten wir morgen auf der Fahrt nach Mui Ne besuchen. Nach kleiner Diskussion waren wir einverstanden und brachen kurz danach auf.
Die Fahrt ging zuerst zu einem Wasserfall, wo wir erst mal über hunderte Stufen in die Tiefe steigen mussten – dafür wurden wir unten allerdings durch einen wirklich beeindruckenden Anblick entschädigt. Über mehrere Stufen rauschte das Wasser in die Tiefe – ein offenbar beliebtes Ausflugsziel.
Weiter ging es zu einem Stausee – ruhig und wunderschön, eingerahmt von Pinienwäldern, die herrlich dufteten.
Dann eine Tempelanlage – erst wollten wir nicht so recht (schon wieder ein Tempel), aber die Anlage ist ein Traum, erinnert stark an die wundervollen Kaisergräber in Hue. Malerische chinesisch anmutende Tempel inmitten einer wunderbaren Gartenlandschaft, eine große meditative Ruhe lag über dem Ensemble, sogar die Besucher waren leise.
Wir zogen weiter, fuhren mit einer Gondelbahn auf den höchsten Berg in der Gegend (rund 2000 m hoch) …..
…. dann zum alten Bahnhof, einem Art Deco Gebäude mit einer uralten Lok – der Bahnhof ist stillgelegt, es geht nur noch 2 Mal pro Woche ein Touristenzug, aber die alte Pracht wurde erhalten.
Die alte Lok
Im Waggon
Der Wartesaal
Bahnhof Dalat
Lin (so hieß unser Fahrer) brachte uns dann noch in den botanischen Garten ….
…. zum ältesten Hotel der Stadt, dem Art Deco Gebäude des Sofitel, von dem man einen schönen Blick auf den See hat …
… und vor dem ein schönes altes Auto parkte, sowie zu dem so genannten “Crazy House” – exzentrisches Design, etwas zwischen Disneyland und Gaudi, angeblich sogar ein Gästehaus – aber wohnen möchte ich dort nicht.
Nach so viel Verrücktheit freuten wir uns sehr, dass wir abends im V-Café ein wirklich tolles Lokal gefunden hatten, wo wir uns auf Anhieb wohl fühlten, das Essen lecker war, die Musik (z.T. live) richtig gut, das Bier kalt und der Wein vollmundig.
Dalat ist doch ganz nett …..
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