6. Juli – Ländliche Idylle, Gärten und Schlösser in Sussex und Kent
24. Juli 2013Sissinghurst – Virginia Woolf, Vita Sackville-West, der weiße Garten …. Das verträumte Dornröschenschloss Scotney Castle, die Pracht von Leeds Castle – oder Hever Castle, das Heim von Anne Boleyn, eine der Frauen von Heinrich VIII …. Das alles (und noch einiges mehr) spukt bei mir im Kopf herum, wenn ich “Sussex und Kent” denke.
Klar – alles würden wir unmöglich sehen könne, also mussten Prioritäten gesetzt werden.
Beim üppigen Frühstück mit Rührei und Lachs diskutierten wir ein letztes Mal alle Alternativen – schließlich fiel die Wahl auf Sissinghurst (beim letzten Besuch vor ca. 10 Jahren war der Akku meiner Kamera nach wenigen Bildern leer!), Scotney Castle und am Nachmittag wollten wir noch einen Versuch mit den Seven Sisters unternehmen. Sissinghurst öffnet seinen Garten erst um 11 Uhr, wir waren schon 15 Minuten vorher dort und als National Trust Mitglieder mussten wir nicht lange nach Eintrittskarten anstehen, sondern konnten gleich rein, als die Tore geöffnet wurden. Hinter uns drängten sich ganze Busladungen – darunter ziemlich viele Deutsche …. Die Anlage besteht im Grunde aus 10 unterschiedlich thematisierten Gärten, die um das alte Wohngebäude von Vita Sackville-West liegen – einer schöner als der andere. Der bekannteste und berühmteste ist zweifellos der “Weiße Garten”, in dem es ausschließlich weiße Blumen gibt. Den steuerten wir als erstes an, bevor die Besuchermassen hin kamen. Ein anderer Gartenteil schwelgte in Lila-Rosa-Tönen…. Dann kletterten wir in einem der Türme hoch bis aufs Dach und schauten uns die Pracht von oben an. Zwar war im Inneren Fotografieren streng verboten – aber einem Blick ins gemütliche Turmstübchen, dem Refugium von Vita Sackville-West,konnte ich dann doch nicht widerstehen. Und dann wurde meine Teleobjektiv mal total ausgereizt: Gaaanz weit unten waren Imker bei der Arbeit – und man konnte jede einzelne Biene genau sehen! Wieder unten angelangt, kam dann mal das Makro zum Einsatz: Eine Hummel sammelte emsig Nektar in einer Mohnblüte.. Der ganze Garten ist eine einzige Idylle: Eine malerische Bank vor einem Taubenschlag … …. üppige Rosenbüsche vor einer Ziegelmauer … … der akkurat gemähte Rasen vor dem Wohngebäude … Wir trennten uns nur schwer von Sissinghurst – aber es gab ja noch weitere Ziele! Nur eine halbe Stunde entfernt liegt Scotney Castle – so stelle ich mir das Schloss von Dornröschen vor! Zwar gibt es ein beeindruckende mächtiges Haupt-Schloss… Von da aus geht es hinunter in einen Park, in dem ein weiteres Schlösschen steht – es liegt verträumt an einem kleinen Teich, von oben fast verborgen zwischen Bäumen. Kommt man näher, wirkt es beinahe noch geheimnisvoller. Es ist ein fast magischer Ort – obwohl das Schlösschen friedlich in der Sonne liegt und sich im Wasser des kleinen Teiches spiegelt, stellt man sich dramatische Szenen – Liebe und Kabale – vor…. Von vorne nahezu intakt, ist es von der Rückseite nur eine Ruine. … allerdings eine ungemein reizvolle … Auch hier konnten wir nicht endlos verweilen – wir waren hungrig und durstig und wollten eine schöne Tasse Tee und (letztmalig auf dieser Reise!) Scones mit Erdbeermarmelade. Alfriston schwebte uns dafür vor – es lag auf dem Weg zu den “Seven Sisters”, die wir gestern wegen nebel nicht sehen konnten, sollte unglaublich malerisch sein und mit Tearooms gesegnet. Rudi brachte uns ohne größere Umwege (mit einigen sanften Korrekturen meinerseits ….;-) – er ist ein Fan von Schnellstraßen, ich mag die kleinen Seitenstraßen lieber) hin, wir fanden ein schattiges Plätzchen für unser Auto (allerdings auf dem Busparkplatz – der normale war rappelvoll, der für Busse völlig leer …) und sahen uns erst mal im Örtchen um. In einem Pub wurde für einen Abend mit einer Hellseherin geworben …. … ein anderes pries sein sonstiges Angebot an… Über eine kleine Seitengasse landeten wir vor der Kirche, wo gerade eine Hochzeitsfeier stattfand. Unmittelbar daneben fanden wir das alte Pfarrhaus – vom National Trust betreut und von einem idyllischen Garten umgeben. Tee und Scones gab es schließlich auch in einem schattigen Garten – und wir haderten heftig mit uns, weil wir ja die Fähre für morgen gebucht hatten und eine Verlängerung damit verhindert hatten… Aber noch war der Tag ja nicht zu Ende! Wir wollten ja noch an die Küste, zu den sieben Schwestern. Mit unglaublichem Glück ergatterten wir einen Parkplatz vor der “Golden Galleon” am Cruckmere River und stiefelten los. Links kamen schon bald die Kreideformationen der Schwestern ins Blickfeld. Und dann lagen sie vor uns – alle Sieben, schneeweiß … Zufrieden und glücklich wanderten wir am Fluss entlang zurück zum Auto. Noch zog es uns überhaupt nicht zurück nach Bexhill – der Abend war so schön und warm – wir wollten am liebsten irgendwo draußen essen. Im Hinterkopf hatten wir das “Tiger Inn” in East Dean – aber wir fürchteten, dass wir dort a) keinen Parkplatz und b) keinen Platz zum Essen finden würden. Aber wer’s niocht mal versucht …. Wir fuhren hin …. und fanden sofort einen Parkplatz direkt oberhalb des Village Greens und eben wurde ein sonniger Tisch frei – mehr brauchten wir nicht, um unseren letzten Abend in England rundum zu genießen! Auch das Essen war lecker – ein letztes Mal frischen Fisch… Auf dem Weg zum Auto stellten wir überrascht fest, dass hier ein prominenter Detektiv gelebt hatte – Sherlock Holmes, von dem wir eigentlich angenommen hatten, dass er eine reine Erfindung von Conan Doyle war …. Unser letzter Abend in England war zauberhaft – und wir ließen ihn ausklingen in der “Harfe”, der irischen Kneipe um die Ecke von unserem Guesthouse…