CORNWALL
23. Juni – Von Devon nach Cornwall
Auf dem Weg nach Cornwall machten wir einen Abstecher nach Bigbury, dort kann man bei Ebbe zu Fuß nach Burgh Island rüber gehen. Auf Burgh Island steht ein Hotel, das Anfang des letzten Jahrhunderts von einem exzentrischen Millionär erbaut wurde und heute als eines der schönsten Art Déco Hotels der Welt gilt. Es inspirierte Agatha Christie zu ihrem Krimi “10 kleine Negerlein”, in dem eine Gruppe auf einem Inselhotel gefangen ist.
Weil wir Fähren mehr mögen als Brücken, steuerten wir in Plymouth die Torpoint Ferry an, statt weiter nördlich über die Tamar Bridge zu fahren. Netterweise ist diese Fähre gebührenfrei….
Auf der Torpoint Ferry
Auf der anderen Seite des Tamar Rivers waren wir in Cornwall angekommen. Dort waren die Sträßchen genauso schmal wie in Devon, die Hecken, die die Straßen begrenzen, genauso hoch und farbenfroh, die Dörfer genauso malerisch. Wir kurvten durch`s Land, über Looe ging es nach Polperro.
Polperro ist ein malerisches Fischerdorf, das sich durch ein schmales langgestrecktes Tal bis zum Meer hinunterzieht. Heute fand dort ein Mittsommerfest statt und wir freuten uns am Umzug mit jeder Menge englischer Folkore…..
Leider wurde es immer trüber – trotzdem konnte man etwas von Polperros Charme erahnen….
Noch einmal mussten wir eine Fähre nehmen – die kleine Boddinick Fähre, die uns nach Fowey brachte.
Inzwischen war es richtig düster geworden, aber von hier war es nur noch ein Katzensprung bis nach Pentewan bei Mevagissey, wo wir die nächsten Tage verbringen werden.
24. Juni – What a beautiful day!
Wer hätte das gedacht: Als wir gestern Abend beim Essen saßen – mit tollem Hafenblick, aber was nützt das schon, wenn es draußen grau ist – begann es zu regnen, dann zu schütten und daraus wurde eine völlig durchregnete Nacht. Morgens war es weiterhin grau, wir schauten beim Frühstück trübsinnig durch unser Erkerfenster auf eine nasse Landschaft. Dass wir heute noch mal die Sonne sehen sollten, erschien uns undenkbar.
Trotzdem fuhren wir nach Mevagissey, denn dort begann heute die “Feast Week” mit einem Fischerbootrennen. Und schon während wir den Booten zusahen, die bunt beflaggt vor dem Hafen herumschwirrten, wurde es merklich heller.
Sowohl der Blick über die Küstenlinie ……
… als auch über den kleinen Hafen zeigten erfreuliche Wetterentwicklungen!
Wir liefen einmal rund um das Hafenbecken, wo inzwischen schon einiges los war – es gab diverse Stände, wo gebrutzelt, gegrillt und ausgeschenkt wurde, man sah aber auch fast ausgestorbene Handwerkskünste, wie z.B. einen Hummerkorb-Flechter.
So schön und interessant das Fest auch war – uns zog es jetzt doch mehr in die Natur und wir machen uns auf Richtung Polkerris. Ganz in der Nähe des Küstendorfes liegt Menabily, das Haus von Daphne du Maurier, die hier viele ihrer Bücher geschrieben hat.
Wir parkten nicht weit von ihrem Haus entfernt auf einer Wiese, zogen feste Wanderschuhe an und stiefelten los, erst mal bergab, Richtung Meer.
Der Weg war zwar wunderschön, aber auch extrem matschig – mehr als einmal fürchtete ich, gleich auf dem Hosenboden zu landen, so rutschig war es.
Nachdem wir auf Meereshöhe waren, ging es gleich wieder bergan, rauf zum Gribbin Head Wachturm. Der eckige Turm steht seit 1832 hier, um den Schiffen den Weg zu weisen – zwar ohne Beleuchtung (also kein Leuchtturm), dafür aber in Richtung See rot-weiß gestreift.
Normalerweise kann man den Turm nicht besteigen – aber ausgerechnet heute war er geöffnet! Dummerweise nur bis 14 Uhr und wir hechelten 5 Minuten davor den Hang hoch – Zeit für ein Foto mit Blick zurück nahm ich mir trotzdem…..
Als wir schnaufend oben ankamen, sagte eine nette alte Dame “Sorry, but we just closed the tower….” Wir schauten offenbar derart enttäuscht drein, dass sie ihrem Herzen einen Stoß gab und uns noch auf den Turm ließ. Wir bekamen eine riesige Taschenlampe und stiegen dann über eine sehr enge und fast unbeleuchtete Wendeltreppe auf den 26 m hohen Turm hoch. Zum Abschluss musste man noch eine Leiter durch eine Art engen Kamin hochklettern – nichts für jemand mit Klaustrophobie oder Übergewicht …..
Ziemlich außer Atem stiegen wir ins Freie und wurden mit einem grandiosen Ausblick belohnt.
Damit die nette alte Dame endlich zu ihrem Tee kam, kletterten wir bald wieder runter und wanderten weiter – nach einem letzten Blick zurück auf den rot-weißen Turm.
Auf dem Weg gab es immer wieder was zu sehen – mal Details einer cornischen Hecke …
…. mal ein kleiner Sänger im Gebüsch ….
Der Weg schlängelte sich an der Küste entlang, schmal, oft schlammig, gesäumt von Hecken, Wiesen, Büschen, es blühten Fingerhut, Margariten, Geißblatt und Weißdorn ….
Teilweise ging es ziemlich steil runter,
… dann wurden wir wieder durch dramatische Aussichten von dem Schlamm unter unseren Füßen abgelenkt (allerdings durch das Gewicht unserer Schuhe schnell wieder daran erinnert…).
Schließlich erreichten wir Polkerris, dort gibt es direkt am Strand ein wunderbares Pub mit einem üppigen Cream Tea.
So gestärkt wanderten wir zurück zum Auto und fuhren erst mal heim. Allerdings nicht für lange, dann ging’s zum Abendessen noch mal nach Mevagissey, wo das Fest noch in vollem Gange war.
Obwohl es inzwischen sicher nur noch 16°C hatte, plantschten die Kinder noch im (nicht gerade sauberen) Hafenbecken ….
… während wir die bunten selbstgenähten Fahnen bewunderten.
Die Sonne schien immer noch und tauchte den Hafen in ein warmes Licht.
Und heute Abend hatten wir von unserem Tisch im Pub einen wesentlich schöneren Hafenblick!
Allerdings konnte ich den nur bedingt genießen,denn ich hatte gegrillte Sardinen bestellt – die waren zwar lecker, aber hatten massenhaft feinste Gräten, so dass meine Aufmerksamkeit eher dem Fisch als den Fischerbooten galt.
Unser Verdauungsspaziergang ging noch mal ums Hafenbecken, vorbei an hungrigen Möwen und mit einem letzten Blick zurück auf den Hafen, die Sonne verschwand langsam hinter dem Berg…..
Alles in allem – ein wunderschöner Tag!
25. Juni – Leider nur ’ne kurze Freude …
Damit wir nicht zu übermütig werden, scheinen uns die Sonnenstunden jetzt in eher homöopathischen Dosen zugeteilt zu werden. Heute morgen noch – eine allerdings ziemlich wässrige – Sonne, dann kleidete der Himmel sich wieder in dezentes Grau.
So ein bißchen trübes Wetter schreckt uns natürlich nicht ab und beim Frühstück planten wir eine schöne Wanderung rund ums Nare Head. Über schmalste Sträßchen – oft kaum breiter als ein PKW, dazu auf beiden Seiten hohe Hecken, nur ab und zu öffnet sich eine Zufahrt zu einem Feld – fuhren wir bergauf und bergab zunächst zum Carne Beach, um die Lage zu checken, entschieden uns dann aber doch, einen näher an dem Kap gelegenen Parkplatz zu nehmen.
Kaum waren wir auf dem Parkplatz angelangt und wollten unsere Wanderschuhe anziehen, fing es zu regnen an. Zunächst warteten wir ein Weilchen – es könnte ja möglicherweise wieder aufhören – aber als der Regen immer heftiger wurde, war klar, dass eine Küstenwanderung heute nicht angesagt war. Also musste mal wieder eine Alternative her – allerdings hatten wir hier in der Ecke schon so ziemlich alles gesehen und auf Stadt hatten wir keine Lust.
Also ging’s zum Restormel Castle, einer Festung aus dem 13. Jh. Zum Schloss kam man nur über eine schmale Stichstraße, die von tausenden lila-blühenden Fingerhüten eingerahmt wurde. Außerdem wimmelte es hier von Kaninchen, die kreuz und queer über die kleine Straße flitzten – wir mussten besonders langsam fahren, um keines zu überfahren.
Die Festung liegt auf einem Hügel und ist wahrhaft wehrhaft. Das wirklich erstaunliche ist, dass die Anlage kreisrund ist. Hinter einem 17 m breiten Graben ragen die Mauern der Festung über 7 m steil in die Höhe.
An die runden Außenmauern waren innen die Wohngebäude angebaut. Man kann oben auf der Mauer rings herum gehen und bekommt so einen wirklich guten Überblick über die Anlage und kann sich unschwer vorstellen, wie hier früher gelebt wurde.
Leider fing es wieder heftiger an zu regnen, also war erneut eine Autofahrt angesagt. Es ging weiter nach Lanhydrock, einem wunderbaren Herrenhaus, das teils aus der viktorianischen Zeit stammt, teilweise aber auch erheblich älter ist. Zwar wussten wir, dass das Haus heute geschlossen war, die Gärten waren jedoch offen und da wir als National Trust Mitglieder keinen Eintritt zahlen müssen und so ein englischer Garten auch im Regen seinen Reiz hat, statteten wir der Anlage einen erneuten Besuch ab – der letzte lag schon über 15 Jahre zurück.
Der Zugang erfolgt durch ein wuchtiges Torgebäude,
durch das man direkt auf das Hauptgebäude zugeht.
Zum Glück war der Regen zu einem sanften Nieseln geworden, zwischendurch kam auch immer wieder die Sonne raus und der Garten war ein voller Genuss. Unmittelbar an das Haus grenzen die eher formellen Gärten an, mit riesigen Buchsbäumen, die perfekt in Form geschnitten waren.
Ein mit einer Buchshecke eingefasster Garten glühte förmlich mit farbenfrohen Begonien.
Etwas weiter oben lag ein Blumengarten, der erstaunlicherweise gerade wegen des Regens besonders schön war. Alle Farben waren extrem intensiv und es duftete unbeschreiblich …..
Da die Anlage recht groß war und auch der Weg vom Parkplatz bis zum Garten ziemlich lang, hatten wir zumindest subjektiv das Gefühl, heute ein bisschen gewandert zu sein.
Wir verließen Lanhydrock wieder durch das pompöse Gate, machten uns auf den Heimweg, wo Dieter im Moment Tennis in Wimbledon ansieht (und neidvoll das herrlich sonnige Wetter dort kommentiert) und ich mich mit dem Blog und einer Tasse Tee vergnüge.
Draußen ist es nicht wirklich besser geworden – wir werden uns demnächst mit einem seelentröstenden Abendessen verwöhnen….
Vor dem Abendessen gab es noch einen Schock (danach war vor allem das Bier zum Essen als Schockdämpfer dringend erforderlich!): Wir hatten nicht mehr genug Bargeld, um morgen unsere Unterkunft zu bezahlen (britische B&B Gastgeber wollen meist Bares sehen, Karten mögen sie entweder nicht – zu hohe Gebühren – oder sie haben gleich gar kein entsprechendes Lesegerät….), was aber aus unserer Sicht kein Problem war, denn schließlich gibt es ja überall Geldautomaten.
Überall????? Ja, in den entlegensten Gegenden von Laos oder auf den kleinsten thailändischen Inseln, aber in Großbritannien ist das eine andere Sache.
Zwar gab es in Mevagissey – ein Ort, der vor allem vom Tourismus lebt! – durchaus einen Geldautomaten – allerdings nicht frei zugänglich, sondern in einem Zeitungsladen, aber immerhin…. Allerdings spuckte der meine Visa-Card sofort wieder aus, nahm auch keine unserer anderen Karten, denn – wie uns die Ladeninhaberin bedauernd erklärte – hier gehen nur und ausschließlich britische Karten!!!!! Auch der zweite Geldautomat (in der Post, die ohnehin schon zu war) nimmt nur britische Bank-Karten – also war guter Rat teuer, denn morgen früh wollten wir weiter reisen und Wendy wollte Geld sehen.
Diverse Kunden im Laden beratschlagten mit der Inhaberin, wie uns am besten geholfen werden könnte – es gibt zwar in St. Austell Banken und Geldautomaten, aber das ist 15 km entfernt und wir hatten wenig Lust, dort jetzt hin zu fahren. Der beste Tipp kam von einer netten Dame, die uns ein Einkaufszentrum kurz vor St. Austell empfahl – das kannten wir, dort hatten wir schon günstig getankt – und wir beschlossen, dort morgen früh hinzufahren, denn jetzt waren wir erst mal hungrig und durstig.
Im der “Harbour Tavern” fanden wir einen freien Tisch direkt am Fenster, sahen also wieder auf den Hafen – allerdings erneut in den Regen, der hübsche Muster im Hafenbecken verursachte. Bei einem kühlen Bier beobachten wir die winzigen Fischerboote, die eines nach dem anderen am Fischmarkt gegenüber ankamen, ihre Ladung entluden, die unter mehreren Schaufeln von Eis begraben und kurze Zeit später von einem Lieferwagen abgeholt wurde – ganz offensichtlich kurze Wege hier.
Einer der frisch gefangenen Fische fand den Weg auf unsere Teller – zumindest schmeckte der Kabeljau absolut frisch – in Kombination mit “mushy peas” und neuen Kartoffeln sowie einer hausgemachten Remoulade ein richtig leckeres Essen.
Wir bleiben noch auf ein zweites Bier, sahen weiterhin den Szenen im Hafen zu und stellten fest, dass es trotz des eigentlich schlechten Wetters wieder ein wunderschöner Tag gewesen war…….
26. Juni – Wenn einem das Wetter nicht gefällt …
…. reist man einfach weiter oder wartet einfach ein paar Stunden. Wir taten beides – und der Tag, der wenig vielversprechend begonnen hatte, bot uns ein traumhaftes Finale!
Morgens konnte man die Hand fast nicht vor den Augen sehen – dichter Nebel hüllte Pentewan ein, das einzig Positive daran war, dass man den gräßlichen Caravan-Park nicht mehr sah, auf den wir sonst beim Frühstück blickten und der den ansonsten schönen Blick aufs Meer trübte.
Dann fing es auch noch an zu regnen, wir mussten außerdem noch vor unserer Abreise einen Geldautomaten auftreiben, der eine unserer Karten akzeptierte. Kurz vor St. Austell wurden wir in einem Einkaufszentrum fündig, da dort auch das Benzin sehr günstig war, hatte sich der Exkurs wenigstens insofern gelohnt.
Regen und Nebel begleiteten uns zunächst auf dem Weg nach St. Ives. Zwar wurde es langsam etwas heller, aber es blieb bedeckt.
Wir legten einen Stopp in Truro ein, vielmehr als eine Kathedrale und eine nette Fußgängerzone bietet die Stadt – zumindest bei einer Kurzvisite – allerdings nicht.
Bei der Weiterfahrt wurde es langsam immer heller – zwar hing immer noch ein dünner Nebel über dem Land, aber es war jetzt trocken und wir beschlossen, Godolphin House, das fast auf dem Weg lag, zu besuchen.
Das Haus aus dem 15. Jh. gehörte einer Familie, die durch Zinn und Erz immens reich geworden war und sich hier ein für damalige Zeiten feudales Haus gebaut hatte.
Das Innere des Hauses war nicht zu besichtigen, aber der Garten bot noch einiges.
Ein alter steinerner Trog
Letzte Regentropfen auf leuchtend grünem Laub
Farbenfrohe Mohnblüten
Noch ein kurzer Zwischenstopp in Marazion für einen Cream Tea (obwohl wir uns eigentlich vorgenommen hatten, diese Kalorienbombe nur noch höchstens alle zwei Tage zu genießen!), dann waren wir auf der Penwith Peninsula, quasi der Fußspitze von Cornwall – und hier änderte sich das Wetter dramatisch: Die Sonne kämpfte sich mehr und mehr durch den Nebel, das Meer wechselte seine Farbe von stumpfem Grau zu leuchtendem Blau, die Landschaft bekam Konturen.
Als wir in Lelant, einem Vorort von St. Ives, in Hindon Hall ankamen und von Lulu und David wie langjährige Freunde begrüßt wurden (dabei lag unser letzter Besuch schon Jahre zurück!) strahlte die Sonne!
Wir hielten uns nicht lange auf, sondern nahmen den nächsten Bus nach St.Ives. Die Busfahrt sollte zum einen Dieter Gelegenheit geben, die atemberaubende Küstenkulisse mal in Ruhe genießen zu können, ohne sich ständig auf den Verkehr konzentrieren zu müssen, zum anderen ist St. Ives mit seinen verwinkelten Gassen und knappen Parkplätzen auch nicht gerade autofreundlich.
Der Bus hielt oberhalb des Hafens und wir waren einmal mehr hingerissen vom Charme dieses Städtchens. Auch ohne Wasser ist der Hafen idyllisch.
Unzählige Künstler haben hier kürzer oder länger gelebt und gearbeitet, fasziniert vom besonderen Licht und dem Flair St. Ives. Die Tate Galerie und das Barbara Hepworth Museum beherbergen unzählige Werke berühmter Künstler, die in St. Ives gearbeitet haben.
Wir waren im Moment aber mehr begeistert von dem sonnigen warmen Abend und sahen den Kindern zu, die im Hafenwasser plantschten oder die Möwen scheuchten.
Direkt am Hafen liegt das “Sloop Inn” , eine kleine Kneipe, die schon seit ca. 1312 dort steht und nicht nur einen absolut unschlagbaren Blick sondern auch wirklich gutes Essen zu sehr zivilen Preisen bietet. Dort an einem warmen Abend einen der knappen Plätze im Freien zu ergattern, ist fast wie ein Lotteriegewinn – aber wir hatten Glück!
Ein frisches Bier, wirklich gutes Essen und dazu ein toller Blick – inzwischen mit mehr Wasser im Hafen –
– wir waren mal wieder restlos zufrieden!
Unser Verdauungsspaziergang führte uns erst mal auf die andere Seite St. Ives – das Städtchen liegt auf einer Halbinsel und ist von 3 Seiten von Wasser umgeben – wo die Sonne sich gerade hinter ein paar Wolken verzogen hatte, dann wanderten wir zurück zur Mole, wo wir noch ein unerwartetes Schauspiel geboten bekamen: Zwei neugierige und hungrige Seehunde schwammen im Hafenbecken zwischen den Fischerbooten herum und hofften wohl auf Abfälle!
Das Licht wurde zusehendes magischer, als wir zur Busstation zurück gingen.
Während vorne noch die Sonne schien, schoben sich am Horizont dunkle Wolken hoch und die Küstenlinie verschwand gleichzeitig im wieder aufziehenden Nebel. Auf unserer Heimfahrt verstärkte sich der Nebel zusehends – am Ende des Tages waren die Verhältnisse fast so, wie am Morgen ……
Aber wir hatten dazwischen wieder einen wunderschönen Tag!
27. Juni – Rain or Shine
Das Wetter dominiert diese Reise mehr als es das jemals zuvor getan hat. Seit über 20 Jahren ist Großbritannien alle ein bis zwei Jahre eines unserer Reiseziele, noch nie war das Wetter jedoch so unberechenbar, unbeständig und – sagen wir mal – wenig begeisternd, wie in diesem Jahr. Den Wetterkommentatoren im Radio zufolge ist dies der nasseste Juni seit undenklichen Zeiten.
Heute morgen wieder dichter Nebel – von dem schönen Blick aus unserem Fenster auf den Estuary war nichts zu sehen, dann fing es auch noch an zu regnen. Da im Wetterbericht jedoch bloß von “patchy rain” die Rede war, beschlossen wir, eben die Patches zu suchen, die vom Regen und Nebel nicht betroffen waren.
Allerdings hatten wir wenig Lust, auf der Suche nach der Sonne kreuz und quer durch Cornwall zu fahren: Aber es gibt ja schließlich das Internet und es gibt Webcams und wenn man “Cornwall Webcams” googelt, landet man schnell bei allen möglichen Webcams. Die für uns relevanten waren schnell durchgecheckt – dann wussten wir, dass der Lizard in dichten Nebel gehüllt ist, dass es in Padstow regnet, bei Lands End nicht viel besser aussieht – St. Ives machte aber einen ganz manierlichen Eindruck – obwohl es bloß 2-3 Meilen entfernt ist!
Also war dies unser erstes Ziel – wir mussten ohnehin schon wieder zum Geldautomaten, denn auch Lulu will Bares sehen…. Und vom Hafen aus sahen wir, dass es im Norden sehr viel heller aussah – und nachdem dort auch eines von Dieters Lieblingszielen liegt, der Godrevy Leuchtturm, machten wir uns sofort auf den Weg. Am Godrevy sah es auch bereits sehr viel besser aus, also Wanderschuhe an und losgelaufen.
Zunächst führte der Weg durch Dünen zum breiten Sandstrand. Da der Wind ziemlich heftig blies, hatten sich Dutzende von Surfern eingefunden und nutzten die – mäßigen – Wellen.
Dann kam der Leuchtturm in Sicht, der auf einen winzigen Insel vor der Küste steht.
Der Küstenpfad führte oft ziemlich knapp an steil abfallenden Felsen entlang, die fantastische Faltungen aufwiesen – erinnerte irgendwie an Blätterteig….
Die Aussichten waren überwältigend, und die Sonne schaffte es immer wieder, sich gegen die Wolken durchzusetzen. Es wurde sogar richtig warm ….
… obwohl wir hier an der Atlantik-Küste waren (die Wanderungen in den Tagen zuvor fanden alle an der Kanal-Küste statt). Der Wind wehte zwar ziemlich heftig, aber er war nicht kalt – und die Kombination aus salziger Seeluft und dem Duft der Wildblumen war wunderbar würzig.
Auch die Sicht war erstaunlich gut – wir konnten meilenweit nach Norden sehen. Wenn wir mal direkt nach unten, ins Meer blickten, konnten wir immer wieder Seehunde beobachten.
Als wir nach über 2 Stunden wieder zum Auto zurückgingen, hatte sich das Wasser weit zurückgezogen und einen fast endlosen Strand freigelegt.
Auf der Suche nach einem Cream Tea entdeckten wir ein kleines Café am Hells Mouth – einem weiteren spektakulären Küstenabschnitt. dort saßen wir eine Weile in der Sonne, bei Tee, Scones und Clotted Cream mit Erdbeermarmelade.
Auf dem Heimweg kamen wir noch an einem Pub vorbei, dessen Name einem nicht wirklich Lust machte, dort zu essen……
… wir werden uns lieber was anderes suchen!
Das haben wir dann auch getan – und wieder mal muss ich eine Lanze für die englische Küche brechen: In einem schlichten Pub, dem Old Quay House bekam ich einen wundervollen Crab-Salad – das waren mindestens 200g reinstes weißes Taschenkrebs-Fleisch mit einer aromatischen Limetten-Crème Fraiche Soße und einem richtig guten Salat, Dieter hatte gegrilltes Hähnchen, das ebenfalls sehr gut war.
Jetzt mache ich mich auf die Suche nach einem Fleck im Haus, wo die WiFi-Wellen hinkommen – unser Zimmer gehört nicht dazu (was Lulu heute morgen völlig entsetzt hatte, denn sie hatten gerade im ganzen Haus W-Lan installieren lassen und sie bestand darauf, dass es überall funktioniert – tut es aber nicht …) Aber im Frühstücksraum geht es und da werde ich jetzt hingehen, um den Beitrag online zu stellen.
P.S. – Es regnet schon wieder …….
28. Juni – Weiterhin von allem ein bisschen was
In Schottland hatten wir “Four seasons in one day” – Cornwall scheint dem nacheifern zu wollen. Nebel beim Aufwachen, Sonne beim Frühstück – endlich hatten wir mal was von unserer schönen Aussicht!
Unser Ziel war der Lizard, eine ziemlich große Halbinsel und Englands südlichster Zipfel. Dieter ist fest davon überzeugt, dass dort das Wetter immer noch ein bisschen besser ist als im übrigen Cornwall.
Als wir ganz im Süden ankamen, war es zumindest noch klar, allerdings bedeckt. Heute konnte man ausnahmsweise mal ganz dicht an den Leuchtturm rangehen, der allerdings nicht sonderlich hoch ist und die davor stehenden weißen Häuser mit ihren schwarzen Schornsteinen nur knapp überragt.
Ein Wegweiser zeigte uns die nächstgelegenen Kollegen…
Wir gingen den Hang hinunter zum wirklich südlichsten Punkt Britanniens, eigentlich nur ein paar Felsen im unruhigen Meer.
Da sich die Sicht schnell verschlechterte, kehrten wir zum Parkplatz am Leuchtturm zurück, den man allerdings inzwischen im aufkommenden Nebel nur noch erahnen konnte.
Wir zogen ein Stück weiter, der Nebel verdichtete sich – dennoch liefen wir ein Stück auf dem Küstenpfad entlang, sahen Surfern zu, die an einem kleinen Sandstrand auf der Suche nach einer guten Welle waren, kamen an einem Golfplatz vorbei, wo tatsächlich einige Männer im Nebel Golfbälle über den Rase schlugen…. Irgendwie waren wir offenbar inzwischen umgepolt, es störte uns überhaupt nicht, dass wir statt Sonne Nebel hatten.
Ein tiefblaues Meer ist wunderschön – aber wenn die Wellen aus einem windgepeitschten bleigrauen Meer als weiße Gischt an die Felsen krachen, hat das seinen eigenen Reiz. Und die winzigen Nebeltröpfchen, die die Haut benetzen, muss man bei der Kosmetikerin teuer bezahlen – hier ist diese Hautbefeuchtung umsonst.
Nach einer Stunde kehrten wir zu unserem Auto zurück und wollten eigentlich zurück nach St. Ives und dort erst mal einen Kaffee trinken – aber dann bogen wir doch noch vorher in Richtung Zennor ab … und kaum waren wir über die Hügel an die Westküste der Penwith Halbinsel, der Fußspitze Cornwalls, gelangt, lag ein tiefblauer Atlantik und saftig grüne Felder, von Hecken unterteilt, im strahlenden Sonnenlicht vor uns.
Nichts gegen graues Meer und Nebel – aber das war so schön, dass wir einfach noch mal an die Küste mussten. Und ich hatte ein besonderes Ziel im Auge – da gab es mal einen Rosamunde Pilcher Film (ja, die schauen wir an, weil die Landschaft so schön ist – auch wenn die Handlung ….), bei dem ein kleines weißes Haus direkt am Meer eine Rolle spielte – und das sollte hier ganz in der Nähe sein.
Vom “Gurnards Head Hotel” (wo wir den Hotelparkplatz schamlos ausnutzten) gingen wir Richtung Meer, auf einem Pfad, der unsere wasserfesten Schuhe zunächst vor echte Herausforderungen stellte….
Immerhin hatte jemand ein paar Steine über die schlimmsten Schlammlöcher gelegt. Danach wurde der Pfad so schmal, dass man gerade mal einen Fuß vor den anderen setzen konnte.
Aber dafür wurde die Aussicht immer schöner! Wir liefen am Hang entlang, zwischen Stechginster und Farn, der fast alle Küstenhänge bedeckt und einfach unglaublich gut riecht. In einem Buch – einem englischen Krimi – hatte ich kürzlich gelesen, der englische Farm rieche “süß, aber auch irgendwie ein bisschen bitter …” – das trifft es genau (der englische wurde in diesem Buch übrigens mit dem russischen Farn verglichen, der angeblich riecht “wie der schlechte Atem eines alten Hundes” ….).
Jedenfalls duftet der Küstenfarn betörend, vor allem, wenn die Sonne scheint. Und wenn dazu noch Lerchen und andere Vögel singen, ist die Idylle komplett. Und dann sahen wir es: Das kleine weiße Haus aus dem Pilcher Film auf einem Felsvorsprung.
Ist das nicht eine absolute Traumlage???? Und das Haus kann man tatsächlich als Ferienhaus mieten – ich glaube, das muss ich mir mal näher ansehen ….. Die Blicke nach beiden Seiten sind einfach grandios – nach rechts die langgezogenen Landzungen, auf der linken Seite ein dramatisches felsiges Kap.
Wir kraxelten bis in die felsige Spitze –
– die Aussicht nach Süden war auch nicht schlecht!
Aber auch der Blick zurück war ein Foto wert. Man sieht den Weg nur als hauchfeine Linie auf dem Bergrücken….
Auch der Weg – und die Blicke – zurück waren spektakulär.
Die Neugier trieb uns dazu, den Küstenpfad noch ein Stück weiter zurück zu gehen und uns das “weiße Haus am Meer” etwas genauer anzusehen. Und da war es – genau wie im Film!
Die Aussicht von der kleinen Terrasse war traumhaft!
Mit reichlich dreckigen Schuhen, aber hochzufrieden kamen wir wieder bei unserem Auto an, fuhren für eine kurze Pause nach Hause, um uns dann gleich wieder nach St. Ives aufzumachen, denn Dieter wollte nach einem frühen Abendessen natürlich das Halbfinalspiel Deutschland:Italien sehen.
St. Ives lag in der Abendsonne, im Hafen war das Wasser mal wieder weg …
… und wir labten uns im Sloop Inn an Seabass mit Ingwer, Chili und gestampften Kartoffeln mit Koriander sowie Languine mit Muscheln, Krebsfleisch und riesigen Atlantik-Prawns in einer cremigen Weißwein-Knoblauch-Sahne-Soße …. ein weiterer Beweis, das die englische Küche seit den 70er Jahren erhebliche Fortschritte gemacht hat.
29. Juni – Sturm umtostes Lands End
Vor der Kür kam heute die Pflicht – es musste ein Sack Wäsche in die Laundry gebracht werden. Unsere Jeans sind an den Säumen derart schlammverkrustet, dass sie dringend eine Waschmaschine brauchen – auch ansonsten hat das Wetter so seinen Tribut gefordert.
Da wir wegen der Wäscherei ohnehin Parkgebühren bezahlen mussten, liefen wir noch kurz zum Hafen runter, der in der Morgensonne lag. Auch das Sloop Inn badete in der Sonne – die ersten Frühschoppengäste saßen bereits beim Bier.
Auf uns musste das Inn aber erst mal verzichten, wir hatten was anderes vor und fuhren Richtung Lands End – in der Hoffnung, dass auch dort die Sonne scheinen würde. Unterwegs kamen allerdings erst dicke Wolken, dann fing es an zu regnen – aber kurz vor Lands End klarte es auf und die Sonne kam raus.
Der westlichste Zipfel Britanniens ist heute leider ein ziemlicher Rummelplatz, er wurde in den 80er Jahren fast vollständig von einem Amerikaner erworben, der hier ein großes Hotel, Restaurants sowie einen Vergnügungspark errichtet hat.
Zum Glück kann man den Rummel ganz gut umgehen, vom Parkplatz aus (auf den man zwangsläufig fahren muss) gibt es einen direkten Fußweg zum Küstenpfad. Den nahmen wir und standen wenige Minuten später direkt am sturmumtosten westlichsten Stück England mit seinen zerklüfteten Felsen im Meer.
Von hier aus wanderten wir den Küstenpfad zunächst nach Osten. Der Weg führte durch und über riesige Felsbrocken.
Überall waren Steine aufeinander gestapelt – als hätte ein Riesenkind damit wie mit Bauklötzen gespielt.
Bei manchen der Konstruktionen fragte ich mich, wie sie wohl entstanden waren und wieso die gestapelten Steine nicht längst heruntergefallen waren…..
Wir liefen ca. eine Stunde nach Osten und kehrten dann um. Zwar schien die Sonne, es tobte jedoch ein so starker böiger Wind, dass es manchmal fast unmöglich war, die Kamera still zu halten – etliche Bilder wurden leider ziemlich verwackelt. Außerdem war die salzige Gischt so stark, dass das Objektiv bald eine richtige Salzschicht hatte, auch die Hände waren total klebrig. Immer wieder musste das Objektiv gereinigt werden – dennoch sind viele Fotos misslungen, weil sie aussehen, als hätte Nebel geherrscht.
Aber der Wind war nicht kalt und fühlte sich total belebend an. Es war sogar so warm, dass ein dünner Baumwollpulli ausreichend war. Allerdings hielten wir einen ziemlich großen Sicherheitsabstand von den Klippen ein, denn auch unsere Standfestigkeit wurde durch den starken Wind immer wieder auf die Probe gestellt.
Auf dem Rückweg nach Lands End gab es noch mal einen grandiosen Ausblick auf die bizarren Felsen vor dem westlichsten Zipfel – ein Blick, der auch immer wieder auf Kalendern und Postkarten zu finden ist.
Ganz vorne links sieht man ein Stück vom Küstenpfad – und oben rechts schlängelt er sich weiter…..
Der zackige Felsen liegt fast wie ein gestrandetes Schiff vor Lands End …..
Wir waren wieder am Ausgangspunkt angelangt – aber es war so schön, dass wir einfach weiter liefen, nach Westen, vorbei an einem “Wegweiser”.
Der Blick nach Westen war weniger dramatisch, aber nicht weniger schön.
Aber auch hier gab es wieder diese merkwürdigen Steinformationen.
Manche haben sogar Namen – die untenstehende heißt “The Irish Lady” – warum, weiß wohl kein Mensch mehr. Sie sieht aber irgendwie wirklich wie eine Dame aus, die mit einem Cape im Wasser steht – der Saum von weißem Schaum umgeben ……
Und hier sieht man sie nochmal …..
… sie scheint ins Meer zu flüchten.
Als wir fast bis Sennen Cove gelaufen waren, kehrten wir an einem alten Coastguard Lookout um, und kehrten nach Lands End zurück. Beim Weg ins Landesinnere erwischte ich wieder einen kleinen Vogel auf einem Stein, der sich die Seele aus dem Leib sang.
Wir waren fast 4 Stunden unterwegs gewesen, haben allerdings auch oft einfach nur geschaut, gestaunt, genossen.
Hungrig waren wir inzwischen auch – also noch ein kurzer Abstecher nach Sennen Cove, runter zum Strand, dort fanden wir am Ende des Parkplatzes überraschend ein schönes Restaurant mit einer großen Terrasse. Obwohl wir ja eigentlich dem Cream Tea abgeschworen hatten, musste es nach so viel kräftezehrendem Wandern im Sturm doch wieder ein Cream Tea sein – dieses Mal mit richtigen kleinen Erdbeeren in einem süßen Sirup – ungewöhnlich, aber sehr lecker!
Und auch der Blick von der Terrasse bot Unterhaltung – direkt unter uns wurde eine Gruppe Jugendlicher – zunächst mit Trockenübungen – in die Geheimnisse des Surfens eingewiesen.
Inzwischen war von Sonne allerdings nichts mehr zu sehen. Auf dem Heimweg bereuten wir heftig, dass wir die grandiose cornische Landschaft mit ihren heckengesäumten Feldern, die sich zum Atlantik hinunter senken, nicht in den vergangenen Tagen im warmen Licht der Spätnachmittagssonne fotografiert hatten – die heutigen Aufnahmen sind nur noch ein schwacher Abklatsch.
Aber alles in allem – wieder ein wunderbarer Tag!
30. Juni – Aufbruch nach Norden
Am liebsten wären wir noch geblieben – Hindon Hall ist sehr komfortabel, das Essen im Sloop Inn einfach fantastisch und von unseren geplanten Wanderungen hatten wir keine einzige wirklich komplett absolviert – abgesehen davon gibt es in St. Ives ja auch noch die Tate Galerie und das Barbara Hepworth Museum, zu denen wir wieder mal nicht gekommen sind …. und überhaupt ist es hier einfach unglaublich schön!
Rein zufällig, weil ein deutsches Paar, das auf seiner Reise die Drehorte der Rosamunde Pilcher-Filme abklappert, gestern in Hindon Hall angekommen war, erfuhren wir heute, dass das Geburtshaus von R. Pilcher gerade mal drei Häuser neben unserer Unterkunft liegt …..
Aber es half nichts, wir mussten weiter – aber vorher noch die saubere Wäsche in St. Ives abholen. Von der Straße oberhalb St. Ives hatte man heute einen tollen Blick auf Stadt und Hafen.
Weil die Sonne so wunderschön schien, statteten wir dem Hafen einen letzten Besuch ab – hier war mächtig was los, schon beim kleinsten Sonnenstrahl werden die Sandschäufelchen ausgepackt und die Kinder buddeln am Strand.
Dabei darf man nicht vergessen, dass das hier ein echter Fischereihafen ist, wo permanent Fischerboote anlanden und entladen werden – übermäßig sauber ist es hier also nicht unbedingt, obwohl das Wasser durchaus klar wirkt.
Aber wir mussten weiter und fuhren gemächlich im strahlenden Sonnenschein die Küste entlang nach Norden. Kurz hinter Newquay mussten wir einfach anhalten,weil die Szenerie wirklich beeindruckend war. Newquay ist berühmt für seine Surfstrände, den “Fistral Beach” kennt sicher jeder Surfer. Den steuerten wir zwar nicht an, aber die Wellen entlang einer Landzunge kurz dahinter waren auch sehr beeindruckend.
Die Küstenstraße von Newquay bis Padstow zählt sicher zu den Highlights Cornwalls. Man hat fast die ganze Zeit die Küste im Blick, die hier sowohl fast endlose Sandstrände – wie den Watergate Beach – als auch spektakuläre Felsküsten bietet.
Die “Bedruthan Steps” gehören zu den wichtigen Sehenswürdigkeiten Cornwalls – vergleichbar mit den 12 Aposteln in Australien. Eine Reihe spitzer Felsbrocken stehen ein paar Dutzend Meter vor der Küste in der tobenden Brandung – der Legende nach sind sie sie Fußspuren des Riesen Bedruthan, der hier ins Meer gewatet ist.
Wir waren schon oft hier – mal bei Ebbe, wenn man zwischen den Felsen herumlaufen kann, mal bei Flut – aber noch nie bei einem derartigen Sturm wie heute. Trotz des herrlichen Sonnenscheins war es sehr kalt, der Wind pfiff eisig um unsere Ohren und wieder einmal riss es uns fast die Kameras aus den Händen.
Trotzdem tranken wir im – etwas windgeschützten – Garten des National Trust Cafés einen Cream Tea (wieder einmal ein Verstoß gegen unsere guten Vorsätze, diese kalorienträchtige Nachmittagsfütterung zu streichen ….)
Kurz danach erreichten wir Padstow, ein Fischerdorf, das vor allem durch den Gastronomen Rick Stein bekannt wurde, der hier ein landesweit berühmtes Fischrestaurant und noch einige andere Lokale und Delikatessen-Shops betreibt. Vor Jahren haben wir einmal bei ihm gegessen – es war fantastisch, aber eben auch sehr teuer.
Padstow liegt an der Mündung des River Camel, der hier in einer weiten Bucht ins Meer mündest. Der Hafen sowie die gesamte dünengesäumte Bucht sind sehr malerisch – außerdem gibt es dort auch ein öfter in Pilcher Filmen als Hotel auftauchendes Anwesen, Prideaux Place.
Der Ort ist immer hübsch herausgeputzt, an vielen Hauswänden hängen farbenprächtige Blumenampeln.
Unser heutige Ziel lag nur ein paar Meilen von Padstow entfernt – wir hatten ein Zimmer in der kleinen Stadt Wadebridge gebucht, die strategisch sehr günstig für unsere Ausflugsziele liegt.
Unser heutiges B&B, Brookdale, war schnell gefunden, wir richteten uns ein und marschierten dann in die Stadt zu einem relativ frühen Abendessen. Heute wählte ich einen britischen Klassiker, Steak & Ale Pie, der ausgesprochen gut war – wieder mal war die englische Küche als besser als ihr Ruf.
Anschließend kehrten wir noch in der Bar des “Swan Hotels” auf ein Absacker-Pint ein – ein englisches Pub wie aus dem Bilderbuch, mit Balkendecke, langer Theke und einem Publikum, das Dickens begeistert hätte. Vor der Bar war einmal ein Großteil der männlichen Jugend des Ortes versammelt, alle mehr oder weniger stämmig, tätowiert, die Hosenboden in Richtung Kniekehlen gerutscht, Kapuzenpullis oder enge T-Shirts. Außerdem ein paar ältere Männer, Typ Handwerker, dazu noch einige, die eher wohlhabend aussahen und entsprechend besser gekleidet waren.
Dazu gesellten sich nach und nach Frauen – angefangen von jungen Mädchen in tief dekolletierten Minikleidchen, mit Schuhen, deren Absätze so hoch waren, dass sie kaum stehen, geschweige denn gehen konnten (eine davon fiel dann auch draußen auf der Straße prompt hin ….). Obwohl es kaum mehr als 13°C draußen hatte, hatte keines der Mädchen auch nur eine Jacke an – man zeigte eben, was man hatte. Die etwas älteren Damen trugen Pailletten-Tops und Tiger-Leggins, lange Röcke und knallenge Jeans – manche auch Miniröcke, obwohl bei vielen der BMI eigentlich eher etwas dezentere Klamotten verlangt hätte.
Es war fast wie Kino, zuzusehen, wie sich diese Gruppen immer wieder neu formierten, die Mädchen ihre Reize ausspielten, die Jungs eher unbeholfen wirkten…..Als dann allerdings eine Kapelle ihr Schlagzeug auspackte und anfing zu spielen, flüchteten wir und überließen Wadebridges Jugend und auch die Älteren ihrem Samstagabend-Vergnügen.
1. Juli – Zu Besuch bei König Artus
Der Tag fing gut an – endlich mal wieder eine vernünftige Dusche mit ordentlichem Wasserdruck und nicht so ein englisches Getröpfel! Und außerdem ein großes Waschbecken mit einem normalen Wasserhahn mit Mischbatterie – sowohl bei den Ancient Shipbrokers in Mevagissey als auch beim ansonsten sehr gediegenen Hindon Hall in Lelant/St. Ives gab es nur Minibecken mit zwei Wasserhähnen und Duschen, die den Namen kaum verdienten. Und Platz im Bad haben wir auch – allerdings ist das Zimmer dafür ziemlich klein, aber zum Ausgleich dürfen wir ein zweites Zimmer, das durch unser Bad zugänglich ist, mitbenutzen. Jedenfalls sah alles ziemlich gut aus, die Sonne schien auch, und wir nahmen unsere Tagesplanung in Angriff.
Wir wollten mal wieder eine der schönsten Küstenwanderungen absolvieren. Ausgangspunkt sollte Boscastle sein, Ziel Tintagel – die Burgruine auf einem Felsen unterhalb des Dorfes, in der König Artus geboren worden sein soll, ist ein beliebtes touristisches Ziel.
Als Rundwanderung war uns die Strecke allerdings zu weit, für die 16 km waren im Wanderbuch 5 1/2 Stunden veranschlagt, das schaffen aber nur zügige britische Wanderer. Deutsche, die dauernd stehen bleiben, Fotos und Videos machen und die Aussicht bewundern, brauchen da mal locker mehr als 7 Stunden.
Also beschlossen wir, unser Auto in Tintagel abzustellen, mit dem Bus nach Boscastle zu fahren und an der Küste entlang zurück zu laufen. Eine minimale Änderung nahmen wir dann vor Ort noch vor, parkten gebührenfrei in Bossiney, direkt hinter Tintagel, und nahmen den Bus von dort aus.
An der Bushaltestelle blühte üppiger Mohn ….
…. der Bus war fast pünktlich und lieferte uns wenig später in Boscastle ab, einem winzigen Fischerort, der eine etwas traurige Berühmtheit erlangt hat durch eine verheerende Flutkatastrophe im August 2004, und außerdem ein Hexenmuseum besitzt, mit der angeblich weltweit größten Sammlung von Artefakten aus dem Bereich der Magie.
Der kleine Bach, der hier so harmlos aussieht, war 2004 innerhalb einer Stunde um 2 m gestiegen, ein 4m hohe Flutwelle schoss durch das enge Tal und richtet schwerste Zerstörungen an. Heute war aber alles ruhig und wir gingen den Bach entlang Richtung Hafen …..
…. wo die Fischerboote ziemlich auf dem Trockenen lagen.
Danach ging es gleich steil bergan und ich war froh, dass alles trocken war, denn man musste anfangs über sehr glattes Schiefergestein klettern, um zum Küstenpfad zu kommen. Der Pfad begann dann eher gemächlich …..
…. bot aber schon bald immer wieder Anlass, stehen zu bleiben und die herrliche Aussicht zu genießen.
Konditionsmäßig wurden wir allerdings auch gefordert, es ging schon bald heftig auf und ab. Immer wieder gab es auch Hindernisse auf dem Weg – entweder als “Stile”, einem Übertritt über eine Mauer oder einen Zaun (den Balken rechts mit dem Loch kann man hochziehen, damit der Hund unten durch schlüpfen kann)… …… als schlichtes Tor, das mit einem mehr oder weniger komplizierten Mechanismus zu öffnen ist ….
… manchmal muss man auch einfach über einen Zaun klettern.
Dann gibt es auch ausgefeilte Übergänge über Mauern ….
… die Menschen mit eher kurzen Beinen (wie mich) vor echte Herausforderungen stellen, während langbeinige locker drübersteigen.
Und es gibt die “Kissing Gates”, ein bewegliches Teil in einem Dreieck, das man zunächst nach hinten stößt, dann schiebt man sich in den linken spitzwinkligen Teil, zieht den Bauch ein und stößt das Tor nach vorne.
Wenn man Pech hat, und das Tor in einem Schlammloch steht, macht das nicht sooo viel Spaß ….
Das alles dient dazu, das Weidevieh (Kühe und Schafe) daran zu hindern, auf fremde Weiden zu ziehen – obwohl so manche Kuh da offenbar durchaus Lust dazu hat!
Aber es gab natürlich nicht nur Hindernisse, sondern großartige Aussichten. Nicht nur die Küste, auch das Hinterland war malerisch.
Unsere Aufmerksamkeit galt jedoch vor allem der grandiosen Küstenszenerie.
Dann kamen wir zu einer spektakulären Felsformation, dem “Ladies Window”.
Wenig später ragte ein Fels aus dem Wasser, der wie eine gigantische Haufischflosse aussah und den Hunderte von Seevögeln bevölkerten.
Dann stand uns ein steiler Abstieg zum “Rocky Valley” mit einem ebenso steilen Anstieg auf der anderen Seite bevor.
Am Fuß des Tales plätscherte ein Bach über Stromschnellen zum Atlantik.
Und ich gönnte mir mal eine kleine Pause auf dem sonnenwarmen Schiefer (die Hosen hochgekrempelt, damit nicht gleich wieder alles voll Schlamm ist).
Dann ging es weiter durch das felsige Tal, der schwarze Schiefer machte alles ein bisschen düster – trotz Sonne.
Ein Blick zurück in die Schlucht, nachdem wir auf der anderen Seite nach oben gekraxelt waren, bewies, dass es ganz schön rauf und runter gegangen war.
Als wir weiter gingen, stolperten wir fast über ein Kaninchen, dass uns wegen des starken Winds offenbar weder hörte noch roch.
Kurz danach kam der Abzweig unseres Weges, wir gingen zurück zum Auto und verzichteten auf einen Besuch Tintagels zu Gunsten von Port Isaac. Das Fischerdorf liegt an einem steilen Abhang, hat einen hübschen kleinen Hafen, wo täglich mehrmals frische Taschenkrebse und Hummer angelandet werden.
Der Himmel zog sich immer mehr zu, wir tranken nur rasch einen Kaffee, sahen noch zu, wie eine Ladung Krebse an Land gebracht wurden und machten uns dann mit den ersten Regentropfen auf Richtung Auto.
2. Juli – Grau, grau, grau …
Als wir gestern nach dem Essen ins Freie kamen: Regen! Die ganze Nacht über – permanenter Regen. Beim Aufwachen: Grauer Himmel und Regen. Beim Frühstück: Weiterhin grauer Himmel und noch mehr Regen. Im weiteren Verlauf ….. grau, grau, grau und alle möglichen Varianten von Regen – Nieseln, Prasseln, Landregen.
Was tun an einem solchen Tag – der zudem mit knapp 15°C nicht gerade als Sommertag bezeichnet werden konnte?
Wir orientierten uns erst mal Richtung Moor, fuhren nach Bodmin und erinnerten uns wehmütig an die Zeiten, als wir von Wadebridge aus mit dem Fahrrad bei strahlendem Sonnenschein den Camel-Trail entlang nach Bodmin gefahren waren. Ok, das lag schon ca. 20 Jahre zurück, aber es ist eine tolle Strecke entlang einer ehemaligen Bahntrasse (also weitgehend flach – für faule Leute wie mich genau das Richtige!)
In Bodmin fanden wir immerhin eine sehr billige Tankstelle! Wie so oft war es eine mit einem Supermarkt verbundene, die sind um bis zu 7 Pence billiger als die normalen Tankstellen, das lohnt sich also schon, wenn man – wie wir auf dieser Reise – über 4000 km zurücklegt.
Weiter ging es ins Bodmin Moor – allerdings nicht bis zum Jamaica Inn, das von Daphne du Maurier in ihrem Roman verewigt wurde, heute jedoch ein mit einer Tankstelle verbundener Rummelplatz ist. Wir bogen vorher links ab und waren schnell mitten in einer fast magischen Moorlandschaft. Leider regnete es jetzt so stark, dass meine Foto-Versuche ziemlich ins Wasser fielen, ständig hatte ich dicke Regentropfen auf dem Objektiv.
Aber man bekommt zumindest eine schwache Ahnung davon, wie schön es hätte sein können.
Eine Weile durchstreiften wir das Moor – nicht ganz freiwillig, ich war heute irgendwie nicht auf Zack und wir verfuhren uns mehrfach, obwohl ich nach unserer Wanderkarte zu dirigieren versuchte. Aber die Sträßchen sind teilweise sehr schmal und an kaum einer Abzweigung steht ein Wegweiser, man ist also oft auf sein Bauchgefühl angewiesen und das war bei mir heute offenbar nicht so richtig wach ….
Irgendwann kamen wir dann doch wieder raus und wandten uns Richtung Küste. Dort war es allerdings auch kaum besser. In Polzeath machten wir es dann mal wie die Einheimischen – setzten uns in ein Café (das gemütliche Sofas hatte), durch die weit offene Glastür hatte man einen tollen Blick auf den Strand und Surfer, denen der Regen offenbar absolut nichts ausmachte, wir tranken große Tassen Kaffee mit heißer Milch – und vertieften uns in unsere E-Books. Ist schon praktisch, so ein 160g leichtes Teil mit einer üppigen Bibliothek aufgeladen immer dabei zu haben (hier mal einen herzlichen Gruß und Dank nach Wien ….!!!).
Gegen 15 Uhr ließ der Regen nach, es schien ein bisschen heller zu werden, wir fuhren weiter nach Rock und schauten einer Regatta zu, die trotz Nebel und Regen stattfand.
Noch ein Strandspaziergang ….
… dann ging’s heim und wir überlegten ernsthaft, ob wir angesichts der verheerenden Wetterprognosen früher zurück fahren sollen.
Zum Essen gingen wir zu Fuß in die Stadt, ins Swan Hotel – und ausgerechnet heute wurden die schlimmsten Klischees über die englische Küche voll bestätigt. Naja, meine Lasagne war immerhin heiß und wärmte – obwohl ich weder nachvollziehen konnte, was Kartoffelpüree darin zu suchen hatte, noch, weshalb es eine Riesenportion Pommes dazu gab ….
Aber – morgen ist wieder ein neuer Tag und dann schau’n wir mal…..
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Hallo, ich bin immer noch online…dabei hätte ich eigentlich gar keine Zeit ….
aber es ist zu schön, eure Fotos anzusehen und die Berichte zu lesen…
wer von Euch fotografiert ? und mit was für einer Kamera ?
Kompliment !!! Superschöne Fotos !!!! und die Motivauswahl ist grossartig !!!!
Macht total Lust auf England, wir haben ausser London und Jersey noch nicht viel vom Land gesehen..
Aber erstmal geht’s jetzt nach Thailand….
Tschüss
Anela