Bagan
14. Januar – Von Yangon nach Bagan
Schon wieder ein trüber Tag in Yangon, eine wässerige Sonne blinzelte ab und zu durch dichte Wolken. Wir waren nicht unglücklich, dass wir weiterzogen – Yangon gehört ohnehin nicht gerade zu meinen Lieblingsstädten. Mal abgesehen von den wirklich beeindruckenden Pagoden wie Shwedagon, Sule und noch einigen weiteren, ist es eine Stadt mit teils wunderschönen Gebäuden in verschiedensten Stadien des Zerfalls, einigen eher halbherzigen Sanierungsversuchen und inzwischen auch etlichen neuen, wenig schönen, Bauten.
Im übrigen ist die Stadt so schmutzig wie kaum eine andere Stadt Südostasiens – wozu der überall hingespuckte Betelsaft sicher auch einiges beiträgt. Natürlich gibt es auch hier wunderbare Ecken, und die Menschen sind ein ganz anderes Thema – dennoch…..
Jedenfalls waren wir gegen 9:30 am Flughafen, unser Flieger nach Bagan sollte um 10:30 gehen, startete auch fast pünktlich um 10:45 und war 90 Minuten später in Bagan. Thu Thus Freund Ko Thay, mit dem wir von hier an den Inle See fahren wollen, holte uns ab und brachte uns ins Hotel. Trotz strahlend blauem Himmel war es relativ kühl, ein frischer Wind ließ die Luft noch kälter wirken.
Das Hotel “Amazing Bagan Resort” entspricht allerdings nicht ganz unseren Erwartungen – die gesamte Anlage relativ eng, kein großer Garten oder überhaupt größere freie Flächen, wenig Grün, das Zimmer zwar ziemlich geräumig, aber alles hatte schon mal bessere Zeiten gesehen. Wer wohl auf die Idee gekommen war, die Zimmerdecke schwarz zu streichen? Und das Bett war, wie sich später herausstellte, wieder eines der extrem harten Sorte….
Unsere Unterkunft im Amazing Bagan Resort –nett, aber ziemlich abgelegen.
Da vor dem Hotel nicht, wie wir es von früheren Aufenthalten in anderen Hotels in Bagan gewohnt waren, etliche Horsecarts standen, fragten wir Ko Thay gleich, ob er einen Pferdekutscher kennt – klar kannte er einen, sein Nachbar würde am Nachmittag vorbeikommen und uns zu den gewünschten Pagoden kutschieren.
Erst mal wollten wir es uns aber ein Stündchen am Pool bequem machen – allerdings war es so kalt, dass wir uns mit Handtüchern zudeckten und ich mich bald aufmachte, zu probieren, ob das mit dem kostenfreien WLAN auch funktionierte.Es geht – allerdings extrem langsam.
Nach unserer Siesta brachen wir mit unserem Kutscher auf und zockelten zunächst Richtung Nyaung U, dann zu einigen Pagoden. Man kann mit Worten nicht beschreiben, wie es ist, im warmen Spätnachmittagslicht über die sandigen Wege zu fahren, das geruhsame Tempo des Pferdchens passt perfekt zu dieser uralten Kulturlandschaft, wer hier mit dem Auto fährt, ist ein Narr, außerdem stauben die Autos auch alles ein. Und wenn sie mit laufendem Motor vor einer Pagode stehen, damit die Klimaanlage weiter läuft und die verehrten Gäste es auch nach der Pagodenbesichtigung wieder schön kühl im Wagen haben, könnte ich manchmal ausfällig werden …..
Bagan ist – falls es jemand nicht weiß – eines, wenn nicht das größte Pagodenfeld der Welt, mit über 2000 Pagoden auf etwa 100 km², Weltkulturerbe und für mich eines der großen Wunder der Erde. Wir sind schon zum 4. Mal hier – immer wieder finden wir neue Pagoden, besuchen aber auch liebgewonnene oder sehr beeindruckende wieder.
Zu allererst zog es uns zur Schwezigon Pagode in Nyaung U, einem Traum aus Gold, ein bisschen wie die kleinere Schwester der Shwedagon Pagode. Das Licht passte perfekt, wir waren die einzigen westlichen Touristen und die burmesischen Besucher begrüßten uns immer wieder begeistert, wir mussten sogar für Fotos posieren …
In der Shwezigon Pagode in Nyaung U
Danach landeten wir bei einer eher selten besuchten Pagode, die aber den Vorteil hat, dass man im Inneren auf oben gelegene Terrassen klettern kann, so dass man einen herrlichen Rundblick hat. Eigentlich perfekt für den Sonnenuntergang – doch der ließ noch 1 1/2 Stunden auf sich warten, also fuhren wir weiter.
Buddha mit Buddha – im Bauch des großen ist noch ein kleiner Buddha verborgen.
Nach einem Abstecher zur Htilominlo Pagode, die mit gleich 4 goldenen Buddhas im Inneren prunkt, brachte uns der Kutscher zu einer weiteren eher unbekannten Pagode, auf der wir den Sonnenuntergang erlebten. Der Aufstieg über extrem steile und sehr schmale Treppen an der Außenseite war eine echte Prüfung für mich, weil ich nicht schwindelfrei bin – oben auf den schmalen Simsen entlang zu balancieren, machte es auch nicht einfacher – aber der unglaubliche Blick, der mit jeder Minute, die die Sonne sank, schöner wurde, lenkte mich völlig ab.
Abendstimmung
Wir blieben, bis die Sonne hinter den Bergen verschwunden war und machten uns dann schleunigst an den Abstieg, denn es wird hier innerhalb von Minuten dunkel und ohne Licht traute ich mich nicht runter….
Nach so viel Anstrengung brachte uns unser Kutscher zu einem von ihm favorisierten Restaurant – Dieter war eingedenk unserer früheren Erfahrungen mit Kutscher-Empfehlungen seeeehr skeptisch – aber es war wirklich sehr gut. Leider war es inzwischen aber auch sehr kalt geworden, wir machen also, dass wir fertig wurden und zogen uns relativ früh ins Hotel zurück.
15 Januar – Bagan
Die Nacht war hart – und kalt. Hart war natürlich in erster Linie die Matratze, auf dieser Reise scheinen wir permanent auf Matratzen zu landen, bei denen weniger der Komfort der Gäste als vielmehr die Langlebigkeit im Vordergrund steht. Vielleicht wird man aber auch mit fortschreitendem Alter einfach empfindlicher….?
Gegen die harte Matratze konnten wir nichts tun, gegen die Kälte half ein Anruf beim Housekeeping und sofort wurde eine zweite warme Decke gebracht. Und das half –wir schliefen wie die Murmeltiere, bis die Morgensonne ins Zimmer schien: Sonne satt- wir konnten es kaum glauben!
Die kühle Nacht wich einem traumhaften Morgen – wie ein Mai- oder Juni-Tag bei uns, frisch, die Luft mit ein bisschen Biss, klar, ein leichtes Lüftchen. Also ideale Voraussetzungen, um Bagans Pagoden zu erkunden. Bei früheren Besuchen war es oft so heiß, dass wir uns fast die Fußsohlen verbrannten, wenn wir um die Pagoden wanderten, denn man muss selbstverständlich die Schuhe ausziehen, wenn man in die engere Umgebung einer Pagode kommt. Die Ziegelpflasterung saugt die Hitze förmlich auf – das Gehen wird für Europäer ohne Hornhaut an den winterblassen Füßen schnell zur Tortur.
Dieses Mal war es einfach toll, herumlaufen zu können, die besteigbaren Pagoden zu erklettern, ohne dass ein Hitzschlag oder Verbrennungen drohten.
Unser Kutscher holte uns um 10 Uhr ab und wir zuckelten wieder gemütlich über sandige Feldwege durch das Pagodenfeld. Erster Halt war eine uns unbekannte Pagode, in der man über steile und sehr dunkle Innentreppen (Taschenlampen sind hier sehr von Vorteil!) auf die Außen-Terrassen gelangte. Der Blick war überwältigend: Jede Menge Pagoden, dahinter das silberne Band des Irrawaddy. Um diese Jahreszeit ist es auch erstaunlich grün, bisher kannten wir Bagan nur im eher vertrockneten Zustand.
Pagoden im Morgenlicht.
Weiter ging es zunächst nach Alt-Bagan, wo wir den Töpfermarkt besuchten und über die fast mannshohen Tongefäße staunten, in denen die Bauern hier das Regenwasser auffangen und speichern.
Markt in Old Bagan |
Anschließend kam das architektonische Highlight Bagans an die Reihe – die Ananda-Pagode, die nicht nur sehr groß ist, sondern auch mit einer Menge Verzierungen und architektonisch interessanten Details aufwartet. Anders als die meisten anderen Pagoden, die nur nackte rote Ziegel aufweisen, ist die Ananda weiß verputzt – allerdings inzwischen etwas schmuddelig geworden. Man kann hier viel Zeit verbringen, in den langen überdachten Gängen, die zur eigentlichen Pagode führen, werden Lackarbeiten, Bilder, Holzschnitzereien und vieles mehr verkauft, es herrscht ziemlich viel Betrieb.
Ananda-Pagode – ein architektonisches Meisterstück aus dem 11. Jahrhundert.
Die Pagode ist darüber hinaus für ihre Buddhafiguren mit den zwei Gesichtern berühmt: Zwei der 4 großen stehenden Buddhafiguren stammen aus dem 11. Jahrhundert und zeigen einen unterschiedlichen Gesichtsausdruck, je nachdem, wie weit man von der Statue entfernt steht. Aus der Ferne scheint Buddha zu lächeln, kommt man näher, wird der Ausdruck ernst.
Verwandlungsbuddha: Aus der Ferne lächelt er |
Auch die Sulamani Pagode begeistert uns jedes Mal wieder ….
Sulamani-Pagode, berühmt für ihre Wandmalereien …
Weiter ging es zur Dhammayangyi Pagode, der eine düstere Legende anhaftet. Der König, der sie erbauen ließ, soll regelmäßig überprüft haben, ob die Steine perfekt passend verarbeitet waren. Falls es gelang, zwischen zwei Steinen ein Haar einzufügen, soll dem dafür verantwortlichen Bauarbeiter angeblich die Hand abgehackt worden sein …. Jedenfalls ist es tatsächlich überwältigend, zu sehen, mit welcher Präzision schon vor 1000 Jahren Steine behauen und verfugt worden waren.
Auch zur höchsten Pagode Bagans, der Thatbyinnyu Pagode, fuhren wir mit unserer Kutsche.
Thatbyinnyu Pagode
Unser Pferdekutscher ….
…. und seine Kollegen.
Alle Pagoden hier aufzuzählen, wäre für jeden, der Bagan nicht kennt, total langweilig – wir sahen viele, waren von jeder begeistert und beschlossen den Tag am Irrawaddy, bei der Buphaya Pagode, wo wir statt dem Blick auf das Pagodenfeld den Sonnenuntergang am Fluss genossen. Hier waren fast keine ausländischen Touristen, dafür aber jede Menge burmesische, die die entspannte Stimmung mit uns genossen. Außerdem gab es hier nette kleine Kneipen, in denen man ein kühles Myanmar-Bier trinken konnte – insgesamt ein wunderschöner Tagesabschluss.
Die Buphaya – eine goldige kleine Pagode am Ufer des Ayarwaddy, den der Sonnenuntergang in flüssiges Gold verwandelte.
16. Januar – Bagan
Auch der heutige Tag war wieder eine Folge von diversen Pagoden-Besuchen, darunter eine unserer Lieblingspagoden, die Dhamayazika – kaum von Touristen besucht, weil ein bisschen abgelegen, aber wunderschön und von den oberen Terrassen hat man einen fantastischen Blick über die Ebene.
Und dann noch ein Kloster, mit Meditationszellen unter der Erde, zwei kleine Dörfer, wo wir Einblick in den Alltag der Bauern erhielten und vieles mehr.
Küche in einem Kloster, Wassergefäße.
In einem kleinen Dorf
Ein Bus voller Nonnen….
Heute kehrten wir früher zurück, weil wir morgen sehr früh aufstehen müssen – die Fahrt an den Inle See steht an.
Vom Hotel waren wir zum Abendessen eingeladen – zu meiner großen Freude gab es als Vorspeise einen “Pickled Tealeaves Salad” – einen Salat aus eingelegten Teeblättern mit Tomaten, Knoblauch und Erdnüssen, der prima schmeckt – auch sonst war das Essen vorzüglich. Zum Abendessen gab es eine burmesische Marionettenaufführung – ein tolles Spektakel und nicht mit unseren Marionettenspielen zu vergleichen. Die Puppen fliegen förmlich über die Bühne und die Musik ist – na ja – gewöhnungsbedürftig…. Aber wir lieben das Schauspiel inzwischen sehr.
Burmesische Marionetten: Oben der Zauberer Zawgyi
Und am nächsten Tag ging es weiter …. >>>> zum Inle See
hey, danke für diesen detailierten Bericht und die tollen fotos.. ich plane eine Reise nach Myanmar und ich habe etwas Bammel.. aber auf dieser Seite zu schmöckern,macht MUT UND Reiselust. DANKE.
auch herzlichen Dank für diesen urlaubsbericht.
Das macht vorfreude – ich kann es garnicht erwarten – es geht ja erst im november los.
Vielen Dank für die Mühe eure Erfahrungen mitzuteilen.
Claudia