25. Januar – Nach Can Tho mit Bus und Fahrrad
26. Januar 2013Wir wollten uns Stress ersparen und hatten deshalb im Hotel eine Kombination aus Taxi und Bus gebucht, denn der Busbahnhof liegt ziemlich weit von Saigons Stadtzentrum und soll sehr groß sein, deshalb hatten wir ein bißchen Bedenken, ob wir dort auch den richtigen Bus finden würden.
Pünktlich um 9:30 stand das Auto vor dem Hotel – und wir fielen fast in Ohnmacht – so ein uraltes, verdrecktes, verrauchtes Gefährt hatten wir nicht mal in Myanmar gesehen. Aber was halfs, zähneknirschend stiegen wir ein und fuhren los. Schon 10 Minuten später hielten wir vor einer Art Kiosk, der Fahrer lud unser Gepäck aus, verschwand im Inneren und kam 5 Minuten später mit zwei Tickets in der Hand zurück. Er murmelte etwas wie “Small bus here, later big bus” und verschwand…..
Da standen wir etwas dumm in der Gegend herum, irgendwann dämmerte uns, dass wir hier bei einer Zubringer-Station zum Busbahnhof abgeladen worden waren. Kurze Zeit später kam auch tatsächlich ein Minibus, der war aber sofort voll mit Leuten, die schneller waren als wir. Inzwischen hatte auch ein Mitarbeiter der Busgesellschaft gemerkt, dass hier zwei Farangs standen, die nicht entziffern konnten, was auf den Bussen stand und bedeutete uns, dass wir in den nächsten Kleinbus einsteigen sollten. Netterweise half er uns auch mit dem Gepäck und wir saßen schließlich im Zubringer-Bus.
Eine gute halbe Stunde später kamen wir beim Busbahnhof an, wo – gefühlt – tausende von Bussen von unzähligen Busgesellschaften standen.
Wir wurden vor einer Wartehalle abgeladen, wo glücklicherweise ausschließlich Busse unserer Gesellschaft abfuhren. Jetzt mussten wir bloß noch den richtigen Bus erwischen. Da die Busse angeblich stündlich fahren sollten und wir ein Ticket für 11 Uhr hatten, setzten wir uns erst mal hin…
Kurze Zeit später fuhr ein Bus vor mit der Aufschrift “SAIGON – CAN THO”. Wir stürzten nach draußen und packten die Koffer unten rein, denn das war ja unsere Strecke – es war zwar erst 10:30, aber vielleicht war der Bus ja überpünktlich. Leider wurde uns aber sofort klar gemacht, dass das nicht unser Bus ist …. Auch der nächste war nicht unserer – aber der übernächste (von wegen, die fahren jede Stunde – die fahren alle 15 Minuten!!!)
Unsere Koffer wanderten unten in den Gepäckraum, wir setzten uns erfreut in die erste Reihe, wo Dieter sich einen guten Blick für Videos erhoffte. Wenige Minuten vor 11 Uhr kam ein alter Man, schaute uns ziemlich streng an, sagte aber nichts (vermutlich konnte er kein Englisch.) Kurz danach kam jemand in Uniform, verlangte unsere Tickets und gestikulierte wild herum, wies immer wieder auf Sitze weiter hinten im Bus. Schließlich übersetzte jemand und machte uns klar, dass die Sitze durchnummeriert sind und wir die Sitze 15 und 16 hatten – das handgeschriebene Gekritzel auf dem Ticket hatten wir natürlich nicht entziffern können bzw. nicht für relevant gehalten.
Also zogen wir um, saßen jetzt leider auf der sonnigen Seite, deshalb waren alle Vorhänge fest zugezogen und wir sahen erst mal nicht viel von der Gegend. Aber es gab ja auch anderes zu sehen – über dem Fahrer hing ein riesiger Bildschirm, auf dem eine Seifenoper nach der anderen in ziemlicher Lautstärke lief.
Insgesamt war die Fahrt sehr bequem, der Bus relativ neu und sehr sauber, der Sitzabstand besser als in manchem Flugzeug. Jeder Gast bekam eine Flasche Wasser und ein Erfrischungstuch, es wurde also richtig viel Service geboten.
Nach knapp 2 Stunden hielten wir kurz vor Vinh Long an einer Busstation an. 30 Minuten hatte man hier Zeit, um was zu essen oder zu trinken und auf die Toilette zu gehen (die bemerkenswert sauber war!) Da alle Busse hier von unserer Gesellschaft waren, eine rote Farbe hatten und weitgehend gleich aussahen, machte ich schnell ein Foto von unserem Bus, damit wir später auch den richtigen wieder fanden .
Im Inneren der riesigen Halle sah es aus wie in einer Mensa – Schalter, wo Essen ausgegeben wurde und unzählige Tische mit Leuten, die anscheinend seit Tagen nichts gegessen hatten…
Wir hatten keinen Hunger, ich kaufte bloß eine Schachtel kandierten Ingwer, dann ging’s auch schon weiter. Da Wolken aufgezogen waren, konnten wir die Vorhänge ab und zu öffnen und die Landschaft genießen. Smaragdfarbene Reisfelder, üppige Bananenwälder und immer wieder Brücken, die über einen der unzähligen Mekong-Arme und Kanäle führten. Obwohl die Scheibe nicht übermäßig sauber war, versuchte ich, ein paar Bilder zu machen – gab aber schnell wieder auf….
Eine gute Stunde später kamen wir in Can Tho an, ein Taxi brachte uns ins Hotel. Unser Wunschhotel, das Victoria, war leider ausgebucht an diesem Wochenende – deshalb hatten wir als Alternative das Nam Mon gewählt. Das kleine Hotel ist noch recht neu und wir wurden sehr freundlich empfangen. Der Hotelmanager, ein ziemlich junger Mann, begrüßte uns persönlich und eröffnete uns, dass wir eine 3-stündige kostenlose Stadtführung bekommen, und zwar mit dem Motorrad! Das sollte um 18 Uhr stattfinden und in einem Restaurant abschließen, wo wir typisch vietnamesisches Essen bekommen würden. Die richtige Begeisterung löste das Angebot bei uns allerdings nicht aus – 3 Stunden durch eine sehr lebhafte Stadt auf dem Motorrad ….?
Wir beschlossen, erst mal einzuziehen und alles weiter später zu klären. Unser Zimmer lag im obersten (3.) Stock und sah zunächst einmal sehr nett aus. Allerdings hatte es eine sehr tiefe Badewanne mit einer Handdusche ohne einen Duschvorhang – da keiner von uns in einem solchen Klima baden will, wanderte ich wieder runter zur Rezeption und fragte nach einem Zimmer mit Dusche (etliche Zimmertüren standen offen und ich hatte bereits eines auf unserem Stockwerk gesehen, das ein Bad mit Walk-in Dusche hatte).
Der Umzug ging klar, das neue Zimmer war auch sehr nett, wir packten nur das nötigste aus und stiegen wieder runter.
Zwei Dinge mussten wir noch klären, bevor wir uns erst mal auf eigene Faust in Richtung Stadt aufmachten: Wann am Sonntag der Bus nach Chau Doc geht und wie wir morgen früh zu den schwimmenden Märkten kommen. Die Sache mit dem Bus war schnell geklärt (allerdings war der 10 Uhr Bus schon voll, wir können also erst um 11 fahren), wir werden sogar kostenlos vom Hotel zum Busbahnhof gebracht. Zum Thema schwimmende Märkte können wir entweder eine Sammeltour mit zig anderen über Can Tho Tourist buchen oder mit Hieù, einem Angestellten des Hotels, eine Privattour machen. Klar, dass wir letzteres vereinbarten – wir mussten aber doch heftig schlucken, als er uns strahlend eröffnete, dass wir um 5 Uhr !!!!!! morgens aufbrechen würden. Unsere belämmerten Gesichter interpretierte er dahingehend, dass wir uns Sorgen ums Frühstück machten und er versicherte uns sofort, er werde natürlich für ein echtes vietnamesisches Frühstück sorgen….
Noch immer leicht geschockt, machten wir uns auf den Weg in die Stadt – mit den vom Hotel bereitgestellten Leihfahrrädern! Leider habe ich kein Foto gemacht von Dieter, der mit seinen 1,86m auf einem Rad hockte, das für maximal 1,60 große Vietnamesen gebaut war. Selbst ich hatte leichte Probleme, aber Dieter musste seine Knie bei jedem Pedaltritt fast bis zu seinen Schultern hochziehen …. Zu den ungewohnten Rädern kam noch ein geradezu aberwitziger Verkehr.
Stadteinwärts ging es einigermaßen, denn wir mussten immer nur rechts abbiegen. Die ca. 3 km bis in die “Stadtmitte” schafften wir locker, dort kannten wir uns auch noch einigermaßen aus und bummelten ein bisschen herum und über den Markt.
Hier kaufen die Einheimischen bevorzugt mit dem und vom Motorroller aus ein. Man hält nur kurz an, verhandelt, kauft und fährt dann weiter – entsprechend chaotisch geht es zu.
Dazwischen sitzen die Marktfrauen und bündeln ungerührt ihr Gemüse …
Wir hatten uns inzwischen überlegt, dass wir die Motorradtour heute lieber nicht machen wollten, wenn wir um 4:30 aufstehen müssen, wollten wir lieber früh ins Bett gehen. Also radelten wir kurz nach 17 Uhr wieder nach Hause – dieses Mal mit mehreren Links-Abbiegungsmanövern, die mich völlig schweißgebadet zurück ließen …. Tausende von Motorrollern lassen einem Radfahrer kaum eine Chance – aber irgendwie schafften wir es heil nach Hause.
Zum Abendessen fuhren wir allerdings mit dem Taxi in die Stadt …..
Nach dem Essen setzten wir uns noch auf ein Bier an die „Strandpromenade“ – eine wirklich sehr gepflegte Anlage – und schauten den Einheimischen zu, die mit ihren Rollern die Straße rauf und runter fuhren. Sehen und gesehen werden war die Devise, Familien mit der gesamten Kinderschar, Mädchen mit High Heels und Helmen, die wie elegante Hüte (z.T. sogar mit Blume) aussahen. Leider hatte ich die Kamera nicht dabei ….