24. Januar – Mit dem Zug von Mui Ne nach Saigon
25. Januar 2013Der Abschied fiel uns wirklich schwer – die Cham Villas sind ein echtes Kleinod, wo wir es wochenlang aushalten könnten…..
Aber wir haben ja noch einiges vor, deshalb stiegen wir kurz nach10 Uhr in ein Taxi, das uns zum ca. 30 km entfernten Bahnhof Binh Thuan bringen sollte. Die Fahrkarten hatten wir bereits in Saigon gekauft,
Sitze in der ersten Klasse, “Soft Seats” mit Aircondition. Unsere Tickets wiesen uns eindeutig als Ausländer aus, der Preis war allerdings der selbe, den auch die Vietnamesen für diese Kategorie zahlen müssen.
Die Zugtickets waren mit 121.000 Dong (ca. 4.50€) um einiges günstiger als das Taxi, das mit 450.000 Dong zu Buche schlug. Aber Züge sind hier eben ein Fortbewegungsmittel für’s Volk, Taxis können sich nur Reiche leisten, das schlägt sich auch im Preis nieder…
Wir waren viel zu früh am Bahnhof, weil die Angaben über die Fahrtdauer bis Binh Tuan bei den Damen an der Rezeption zwischen 30 Minuten und über einer Stunde schwankten. Wir gingen vorsichtshalber vom worst case aus, letztlich brauchten wir ca. 45 Minuten.
Der Bahnhof liegt im Niemandsland, ziemlich weit weg von jedem größeren Ort, er wurde einfach an der Bahnstrecke erbaut.
“Ga” heißt übrigens “Bahnhof” – hier und in vielen anderen Wörtern zeigt sich die französische Vergangenheit deutlich. Oft sind die Wörter einfach in einer Art Lautschrift übernommen worden, “Kuchen” heißt z.B. “Gato”, Wein “Vang“. Und viele Straßen heißen heute noch “Rue” ….
Vor dem Bahnhof lagen endlose Felder, auf denen Drachenfrüchte angebaut wurden, an einem kleinen Stand gab es eine ganze Menge davon.
Wir waren über eine Stunden zu früh da, der Bahnhof war völlig leer. Während Dieter sich aufmachte, die Drachenfrucht-Sträucher auf Video zu bannen, bewachte ich das Gepäck und kam mit dem Bahnhofsvorsteher ins Gespräch. Er informierte mich, dass der Zug, der planmäßig um 11:44 fahren sollte, Verspätung haben würde und zeigte mir eine handgeschriebene Notiz auf einer Wand, auf der stand “24-Jan, 12:20”. Das sei gestern gewesen, meinte er, heute sei die Verspätung noch größer. Ich wandte ein,dass doch heute der 24. Januar sei – also würde sich die Verspätung doch auf heute beziehen. Das führte zu einer längeren Diskussion über das heutige Datum, schließlich wurde die Fahrkartenverkäuferin hinzugezogen, die bestätigte, dass heute der 24. Januar ist.
Dem Vorsteher ließ das keine Ruhe, er forschte offenbar weiter nach und kam nach einer Weile strahlend an, um zu erzählen, gestern habe jemand das falsche Datum angeschrieben. Und er hatte noch eine weitere gute Nachricht – die heutige Verspätung solle unter 10 Minuten liegen!
So allmählich füllte sich der Warteraum, etliche Kinder rückten uns sehr auf die Pelle und versuchten ständig, uns anzufassen und sich direkt neben uns zu setzen. Vietnamesen sind oft – für unsere Begriffe – reichlich distanzlos, packen einen schon mal am Arm oder kneten einem die Schulter, Kinder zupfen immer wieder an den Kleidern. Da hier auch viel gebettelt wird, nervt der ständige Körperkontakt schon etwas. Andererseits sind gerade die Kinder auch oft sehr süß, es ist nicht immer leicht, hier das richtige Maß von Abwehr und Zuwendung zu finden.
Kurz nach 11:30 kamen Lautsprecherdurchsagen und es wurde unruhig m Saal. Die Türen zum Bahnsteig wurden geöffnet, wir durften endlich raus und standen etwas hilflos auf dem ziemlich kurzen Bahnsteig herum. Mein neuer Freund, der Vorsteher, schaute sich unsere Fahrkarten an, und bedeutete uns dann, ihm zu folgen. Wir zogen unsere Koffer hinter uns her bis zu einem Schuppen, den er aufschloss, damit wir dort geschützt von der Sonne auf den Zug warten konnten. Wenn der Zug komme, so machte er uns klar, müssten wir über die Gleise laufen und ganz hinten einsteigen.
Kurz darauf kam der Zug – es waren unendlich viele Waggons, jedenfalls erheblich zu viele für den kurzen Bahnsteig. Das Ende des Zuges – und damit unser Waggon – stand weit außerhalb des Bahnhofs. Wir (und noch etliche andere Fahrgäste) stolperten mit unseren Koffern die Gleise entlang, mit jedem Schritt wurde mein Koffer in der sengenden Sonne schwerer und ich verfluchte jede Flasche Sonnenmilch und jeden Schuh, den ich jetzt schleppen musste…. Wir bekamen Angst, dass der Zug ohne uns losfahren würde und versuchten, irgendwo einzusteigen – es ist gar nicht so einfach, in einen Zug einzusteigen, wenn weit und breit kein Bahnsteig ist. Dann ist so ein Zug nämlich fast unerreichbar hoch und ich musste echte Klimmzüge machen, bis ich drin war.
Bei Gepäck halfen uns zum Glück ein paar nette Vietnamesen und schließlich waren sowohl wir als auch unsere Koffer im Zug, der auch sofort losfuhr. Dem Zustand der Waggons war eindeutig anzusehen, dass der Zug bereits rund 1000 km Fahrt hinter sich gebracht hatte, er kam aus Hanoi, wo er gestern losgefahren war. ER war reichlich verdreckt, in der Ablage vor unserem Sitz lagen leere Flaschen ….
Wir fanden unsere nummerierten Plätze in einem reichlich schmuddeligen Waggon, ein netter junger Mann wuchtete unsere Koffer in die Ablage über den Sitzen und dann schaukelten wir gut 3 1/2 Stunden lang Richtung Saigon.
Dort war der Bahnsteig zum Glück lang genug, so dass wir und unsere Mitreisenden einigermaßen bequem aussteigen konnten.
Ein Taxi war schnell gefunden, kurz vor 16 Uhr waren wir wieder im Hotel Grand Silverland und bekamen wieder ein nettes und halbwegs ruhiges Zimmer.
Wir buchten noch schnell die Bustickets für morgen und wollten im Anschluss daran noch die Bootstickets von Chau Doc nach Phnom Penh bei Blue Cruiser kaufen – aber unter der angegebenen Adresse war alles zu. Also werden wir die Tickets eben doch übers Internet kaufen müssen…..