Saigon
17. Januar – Saigon
Trotz des Verkehrslärms haben wir wunderbar geschlafen. Saigon ist eine extrem laute Stadt – wenn ich ein für Vietnam typisches Geräusch nennen müsste, es wäre das permanente Hupen!! Überhaupt – der Verkehr ist hierzulande noch extremer als in Thailand. Hundertausende von Mopeds flitzen durch Saigons Straßen, von oben sieht es aus wie ein Fischschwarm. Sie halten nur widerwillig an roten Ampeln, brausen schon bei Gelb los und als Fußgänger hat man nur eine Chance, über die Straße zu kommen, wenn man zügig, aber nicht zu schnell, mitten in den Schwarm reingeht – der teilt sich dann und die Mopeds umrunden einen. Allerdings braucht man bei den ersten Versuchen schon gute Nerven….
Der Tag begann – mit Suppe! (Zumindest für mich, Dieter ist morgens noch nicht suppentauglich) Natürlich nicht irgendeine Suppe – sondern die wunderbare vietnamesische Nationalsuppe ”Pho”. Eine sehr würzige klare Brühe, in die kommen Reisnudeln und jede Menge Kräuter rein, außerdem nach Wunsch feingeschnittenes Fleisch oder Geflügel. Ich kann Pho zu jeder Tageszeit essen – sie schmeckt einfach immer! Für die Suppenkasper gab es natürlich auch noch ganz normales Frühstück….
Wir mussten heute die Fahrkarten für den Zug kaufen, denn wir wollen nächste Woche von Phan Thiet zurück nach Saigon fahren. Am Bahnhof bekommt man keine Tickets im voraus, und weil die Züge oft voll sind, wollten wir auf Nummer sicher gehen – zumal der Bahnhof von dem kleinen Strandort Mui Ne, wo wir ein paar Tage verbringen werden, ca. 20 km entfernt liegt.
Aber dank der genialen Website Seat 61, wo praktisch alle Zugverbindungen weltweit gelistet sind, zusammen mit vielen weiteren nützlichen Infos, wussten wir, dass es eine Verkaufsagentur in der Pham Ngu Lao Straße gibt. Netterweise ist sogar ein Foto der Agentur auf der Website – denn als solche erkennbar ist sie von außen nicht. Da sie inzwischen ein bisschen anders aussieht, hab ich ein aktuelles Foto hier rein gestellt
Im linken (blauen) Gebäude werden Zugfahrkarten verkauft
Wir kämpften uns durch dicht an dicht auf dem Gehweg abgestellt Mopeds zum Eingang, wo eine äußerst gelangweilte Dame erst mal ein längeres Gespräch mit einem jungen Mann beenden musste, bevor sie Zeit für uns hatte. Dann ging es allerdings rasch, nach wenigen Minuten hatten wir zwei Tickets für den Zug SE7 am 24. Januar. Weil wir verwöhnte Ausländer sind, nahmen wir “soft seats” – immerhin dauert die Fahrt rund 4 Stunden, denn Mui Ne ist ca. 250km von Saigon entfernt. Pro Ticket mussten wir 120.000 Dong bezahlen – etwa 4,50 €.
Danach durchstreiften wir die Stadt mehr oder weniger ziellos – es gibt nicht, wie in Bangkok, ausgesprochene Highlights und weil wir schon mehrfach hier gewesen sind, ließen wir es langsam angehen.
Schmale Gässchen gibt es auch hier
… luftige Sitzgelegenheiten für Touristen ….
Man glaubt es kaum – dies sind Nonnen!
Und das der Eingang zum Tempel (oder so ähnlich …)
Der Ben Tanh Markt – hier gibt es einfach alles!
Innen ist es eng, heiß – und es riecht durchdringend nach Mottenpulver!
Weil Platz Mangelware ist, wird häufig schmal und hoch gebaut!
Auf dem Weg zur Oper kamen wir am Rathaus mit der Ho Chi Minh Statue vorbei.
Der Platz liegt direkt neben dem Rex Hotel, das wir fast nicht erkannt hätten. Aus einem der ältesten Hotels der Stadt, sehr plüschig, streng nach Mottenkugeln riechend (ein hier weit verbreiteter “Duft”), mit einem rüttelnden und stöhnenden hölzernen Aufzug, war ein supermodernes Gebäude geworden, unten ein Luxusladen neben dem anderen.
Insgesamt ist Saigon sicher eine der Städte in Südostasien, die sich am schnellsten und drastischsten verändert. Als wir Ende der 90er Jahre zum ersten Mal da waren, war Saigon ein bisschen schäbig, zwar hektisch, aber irgendwie auch gemütlich – damals bestimmten noch die Fahrradrikschas das Straßenbild, heute sind es Mopeds. Von den alten Kolonialgebäuden sind nur noch wenige geblieben – entlang der Dong Khoi, der ehemaligen Rue Catinat, die Graham Greene in seinem Roman “Der stille Amerikaner” verewigt hat, steht heute praktisch nichts mehr, was vor 10 Jahren noch da war. Stattdessen Luxusläden, teure Hotels, viel Marmor und Granit statt bröckelndem Putz.
Immerhin steht die alte Oper noch …
… das Haus an der Ecke gegenüber musste jedoch einem Shoppingtempel weichen – immerhin perfekt auf Kolonialzeit getrimmt.
Eingang zum Luxus-Shopping
Noch ein Abstecher zur Kathedrale Notre Dame ….
… und der direkt daneben liegenden Post, noch aus Kolonialzeiten.
Die Post ist nicht nur von außen prachtvoll, auch innen staunt man über den Prunk.
Auf dem Weg zurück zum Hotel gingen wir am hinteren Eingang des Ben Thanh Marktes vorbei – dort warten auch heute noch Fahrradrikschas auf Kundschaft.
Etwas müde legten wir uns eine Weile an den Hotelpool, bevor es nochmals um die Häuser ging. Abends wirken die Kolonialgebäude wirklich beeindruckend.
Hier das geschichtsträchtige Continental – in dessen Milchbar die Vietnam-Korrespondenten gerne saßen und wo etliche bei einem Bombenanschlag ums Leben kamen.
Der Tag endete, wie er begonnen hatte – mit Suppe! Da auch Dieter ein absoluter Fan der Pho ist, gingen wir zu Pho 24, wo es riesige Schüsseln voll mit Brühe, Nudeln und Fleisch gibt, dazu Schälchen mit diversen Kräutern, Chillies und Zitrone. An Vietnams Küche ist wirklich nichts auszusetzen.
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