GILI INSELN
2. März – Nach Gili Trawangan
Um 6:30 klingelte heute nicht der Wecker, sondern wir standen bereits fix und fertig vor dem Auto, das uns zum Flughafen bringen sollte. Ob ein so früher Aufbruch wirklich notwendig war, wußten wir nicht wirklich – er war uns jedoch vom Hotel so ans Herz gelegt worden, außerdem wollten wir ja in Sanur noch unseren zweiten Koffer abgeben.
Über Nacht hatte ich massive Halsschmerzen bekommen und fühlte mich ziemlich schlapp, aber es half nichts, wir mussten los. Es war wenig Verkehr und schon ca. 30 Minuten später hielten wir an der Rezeption des Segara Village in Sanur – wo keine Menschenseele war. Ein Sicherheitsmann rief schließlich jemand herbei, der offenbar auch nichts davon wusste, dass wir hier einen Koffer deponieren wollten – nach einem kurzen Telefonat zog er jedoch mit unserem Koffer davon …. ohne dass wir eine Quittung oder sonst was erhalten hatten .
Weitere 20 Minuten später waren wir bereits am Flughafen, der Check-In verlief schnell, nachdem wir endlich unseren Schalter gefunden hatten – denn das Domestic Terminal in Denpasar ist derzeit eine einzige Baustelle! Und dann mussten wir warten …. gefrühstückt hatten wir nicht, denn vor 7 Uhr gab es nichts im Alam Shanti, man hatte uns jedoch ein kleines Paket mit Obst, Croissants, harten Eiern und Wasser mitgegeben. Also veranstalteten wir ein Picknick in der ungemütlichen Wartehalle, danach gab es noch einen Kaffee für Dieter, für mich einen Ingwer-Tee, mit dem ich meine Halsschmerzen zu bekämpfen versuchte.
Der Flug war nur ein Hüpfer, nach 25 Minuten landeten wir bereits in Lombok, wurden dort von einem Fahrer erwartet und über eine landschaftlich ungemein reizvolle Strecke in die Nähe des Hafens Bangsal gebracht, wo ein Schnellboot auf uns wartete. Bei strahlendem Sonnenschein setzten wir über, ca. 25 Minuten später legten wir auf Gili Trawangan am Alam Gili an – und ich war erst mal maßlos enttäuscht. Die viel gepriesenen Puderzuckerstrände waren so schmal, dass kaum eine Liege drauf ging, zudem konnte man schon bei der Anfahrt erkennen, dass überall reichlich Müll und Korallenschutt herumlag.
Das Hotel gefiel mir überhaupt nicht – der “Garten” bestand lediglich aus großen Bäumen, drunter viele Casuarinen, die permanent ihre Nadeln fallen lassen, darunter war nur blanke Erde, alles wirkte sehr düster.
Unser Zimmer befand sich direkt über der Rezeption, war klein und ebenfalls ziemlich dunkel – hatte jedoch eine riesige, ca. 40 qm große, komplett überdachte Veranda mit Blick zum Meer. Das Bad war das winzigste, das ich je erlebt hatte, so schmal, dass zwei Personen nicht aneinander vorbei kamen. Es lag außerdem im Freien, nur halbwegs von einem Wellblechdach überdacht und war von der Ausstattung her mehr als dürftig.
Weil es mir immer schlechter ging, legten wir uns erst mal einfach nur an den Strand – wo es jedoch keinerlei Sonnenschirme gab, man musste also zusehen, wie man irgendwie in den Baumschatten kam. Dieter versuchte, ins Wasser zu gehen, stellte jedoch fest, dass es zumindest hier ohne Badeschuhe nicht möglich war – spitze Steine und scharfe Korallensplitter gefährdeten die Füße.
Am Nachmittag machten wir einen Spaziergang zum Ort, der ca. 15-20 Gehminuten entfernt lag, und waren erneut wenig begeistert – Schutthalden, Abfallberge, umgestürzte Bäume, der Weg war an einer Stelle völlig weggespült worden und man musste sehr vorsichtig über den Strand gehen… Offenbar hatte der Sturm der letzten Tage hier ganze Arbeit geleistet.
Der kleine Ort selbst war belebt – aber weit entfernt von der Partymeile, die wir befürchtet hatten – während in der Nähe unseres Hotel gähnende Leere herrschte. Die benachbarten Hotels waren mehr oder weniger leer, die wenigen Restaurants ebenfalls, alles wirkte etwas deprimierend und das wurde durch meine zunehmende Erkältung noch verstärkt. Dass es kurz nach unserer Rückkehr ins Hotel wieder mal einen Wolkenbruch gab, trug auch nicht zur Besserung meiner Laune bei. Und dass dabei das Bad komplett unter Wasser gesetzt wurde, einschließlich der Handtücher, fand ich auch nicht wirklich lustig – zumal erkennbar war, dass das Wasser durch einen breiten Riss im Wellblech eindrang. Das hätte man im Hotel längst bemerken und reparieren können.
Nachdem der Regen aufgehört hatte, war es schon früher Abend. Wir tranken wir in einem Strandlokal in der Nähe ein Bier, dann zogen wir angesichts der immer noch drohend schwarzen Wolken wieder heimwärts. Im Restaurant waren zwar alle Tische und Stühle unter einer Plane verstaut, denn es ist nicht überdacht (und die übrigen Gäste aßen offenbar auf ihren Terrassen), das Personal hatte jedoch blitzschnell einen Tisch für uns aufgestellt und wir schafften es gerade, unsere Mahlzeit zu beenden, als erneut ein Gewitter losbrach. Wir flüchteten auf unsere Veranda und hörten und sahen den Sturzbächen zu, die vom Himmel fielen. Das Bad war praktisch unbenutzbar …
Nachts erlebten wir das schlimmste Gewitter meines Lebens, Blitz und Donner in fast unablässiger Folge und der Donner brachte unser Häuschen jedes Mal zum Erzittern…. Dazu prasselte der Regen stundenlang aufs Dach.
3. März – Regen, Regen, Regen ….
Beim Aufwachen regnete es immer noch, also gab es Frühstück auf der Veranda, danach hingen wir auf den Sofas auf der Veranda im Halbdunkel herum, denn zum Schutz vor dem Regen waren Reisstrohmatten an allen Seiten heruntergelassen worden. Zu meinen Halsschmerzen hatten sich inzwischen Husten und ein gewaltiger Schnupfen gesellt, das Fieberthermometer zeigte 38,5° – ich sehnte mich nach einem hellen gemütlichen Ort mit einem bequemen Bett!
Irgendwann am frühen Nachmittag ließ der Regen nach und wir machten einen weiteren Spaziergang in den Ort, denn wir mussten ja noch unsere Rückreise nach Bali organisieren. Angesichts des Wetters weigerte ich mich, an 2 Stunden im Schnellboot auch nur zu denken – ich wollte wieder mit dem Flugzeug zurück! Dafür mussten wir aber erst mal jemand finden, der Flugtickets verkaufte – denn eine Buchung übers Internet war völlig unmöglich, weil es im Alam Gili praktisch kein funktionierendes Netz gab.
In einer kleinen Agentur konnten wir unseren Flug buchen, auch das Auto vom Hafen zum Flughafen organisierten wir gleich mit – jetzt fehlte nur noch das Boot von Gili Trawangan nach Gili Air morgen Vormittag. Wir hatten schon mit einem Mitarbeiter an der Rezeption gesprochen, der hatte als Preis 100.000 IDR genannt – das erschien uns für 10 Minuten Bootsfahrt zwar etwas viel, aber das Boot musste anschließend ja wieder leer nach Trawangan zurück und außerdem würden wir ja direkt vom Hotel abgeholt.
Nachdem wir mit unseren Tickets wieder im Hotel waren, baten wir an der Rezeption, schon mal die Rechnung fertig zu machen, denn Kreditkartenzahlungen gehen nur am Tag vor der Abreise – warum, konnte uns niemand sagen … Ich fragte noch, ob das Boot ebenfalls auf die Rechnung komme oder bar gezahlt werden solle und erwähnte den vereinbarten Preis von 100.000 IDR. Der Mitarbeiter wusste von nichts, erklärte, er müsse dazu erst mal den Kollegen befragen und wir verzogen uns wieder auf unsere Veranda, weil es schon wieder regnete. Als wir später zum Bezahlen wieder runter gingen, wurde uns mitgeteilt, der Bootstransfer koste nicht 100.000 sondern 500.00 IDR!!!! Wir fielen fast in Ohnmacht, das war ja schon eine Unverschämtheit!
Es entspann sich eine heftige Diskussion, denn wir waren nicht bereit, einen so exorbitanten Preis für 10 Minuten Bootsfahrt zu bezahlen und hätten – wenn wir das früher gewusst hätten – heute zusammen mit dem Flugticket und dem PKW-Transfer zum Flughafen sicher einen günstigen Bootstransfer aushandeln können. Dafür war es jetzt jedoch zu spät…. Aber der Mitarbeiter zuckte nur mit den Achseln, ihm war das egal.
Wir waren ziemlich sauer, hätten am liebsten auch nicht im Hotel gegessen, aber die Restaurants in der Nähe waren alle zu und in der Dunkelheit und bei drohendem Gewitter in den Ort zu gehen, wollten wir auch nicht.
Nachdem Essen kam der Mitarbeiter, der uns morgens den Preis von 100.00 IDR genannt hatte, zu uns und erklärte, wir hätten ihn falsch verstanden, was wir natürlich abstritten, denn wir hatten den Preis beide gehört. Nach langem Hin und Her und etlichen (angeblichen) Telefonaten mit seinem Boss wurde als letztes Angebot 350.000 IDR genannt. Als Alternative wurde uns angeboten, auf Hotelkosten mit der Pferdekutsche zum öffentlichen Boot zu fahren, das morgens um 7:00 bzw. nachmittags um 15 Uhr fahren sollte und bloß 25.00 IDR pro Person kostet. 7:00 war uns entschieden zu früh, da würden wir mit Sicherheit noch nicht in ein Zimmer auf Gili Air einchecken können, also willigten wir zähneknirschend ein, das Nachmittagsboot zu nehmen.
4. März – Gili Air, sonnig und hell!
Fast die ganze Nacht über schüttete es wie aus Kübeln,blitzte und donnerte. Ich hatte die Nase von Alam Gili und Gili Trawangan gestrichen voll und wollte nur noch weg von hier. Da morgens das Internet zumindest ein bisschen funktionierte, versuchte ich, mehr über die Boote zwischen den Gili Inseln rauszukriegen – und stellte fest, dass die Abfahrtszeiten, die uns genannt worden waren, völlig falsch waren: Das Nachmittagsboot fuhr erst um 16 Uhr!
Mir reichte es jetzt wirklich, das Fieber war inzwischen noch etwas gestiegen und wir beschlossen, doch das 350.000 IDR-Angebot zu nehmen. Nachdem der Regen kurz nach 9 Uhr endlich nachgelassen hatte und die Sonne plötzlich schien, gingen wir zum Frühstück und gaben an der Rezeption bescheid, dass wir nun doch das Hotelboot nehmen würden. Es sollte um 10:30 da sein, wir beeilten uns mit Frühstück und Packerei – und als es dann so weit war, kam nicht etwa ein Boot, sondern eine Pferdekutsche!
Mit dieser sollten wir an den Pier fahren – mit der aberwitzigen Begründung, dass der Wasserstand zu niedrig sei, das Boot könne nicht vor dem Hotel anlegen! Zu diesem Zeitpunkt war Flut und der Strand war sehr schmal!
Es dämmerte uns, dass hier die Angestellten am Hotel vorbei ein kleines Geschäft machten … Wir wurden also in die Kutsche verfrachtet, schaukelten durch Sand und Schlamm bis zum Pier, dort wartete ein kleines Speedboat und 10 Minuten später landeten wir am Strand des Beachclub auf Gili Air.
Bei strahlender Sonne kamen wir auf Gili Air an und irgendwie schien dort alles insgesamt viel heller und freundlicher zu sein.
Wir landeten direkt am Strand des Beach Club, einem kleinen Hotel, das erst im Juni 2012 eröffnet worden war und unter australischer Leitung stehen sollte. Es machte auch wirklich gleich einen guten Eindruck, der kleine Bungalow hell und blitzsauber, davor eine große Terrasse mit gemütlichem Sofa, von der man sogar ein Stückchen Meer sah.
Auch das Bad war eine Augenweide – die Dusche unter freiem Himmel, Waschbecken und Toilette hingegen gut gegen Witterungsunbill geschützt, alles aus hellem und dunklem, etwas rauhem Stein … eine echte Verbesserung zu Trawangan! Die Anlage ist winzig – zwei Reihen mit je 5 Bungalows stehen sich in einem kleinen Garten gegenüber – aber die ganze Insel ist ja ein Zwerg.
Weil die Sonne so schön schien, legten wir uns sofort in die gemütlichen Sitzschalen mit dicken Kissen am Strand – und staunten, was hier so alles im Wasser schwamm!
Seepferdchen sahen doch eigentlich ganz anders aus ….?
Ein langer Spaziergang in den winzigen Ort und noch ein ganzes Stück darüber hinaus (leider hatte ich meine Kamera vergessen!) zeigte uns, dass dieses Inselchen wirklich noch (fast) paradiesisch war: Hier gibt es wirklich schöne Puderzuckerstrände – obwohl sie bei Flut an etlichen Stellen auf Handtuchgröße zusammenschnurren), der kleine Ort wirkt sauber und fröhlich, das Hinterland wird z.T.landwirtschaftlich genutzt, es weiden Kühe und Ziegen auf saftigen Wiesen. Und das Wasser ist glasklar, allerdings relativ kühl – das kann aber auch mit dem heftigen Wind und dem vielen Regen der letzten Tage zusammenhängen.
Abends gab es dann endlich mal frischen Fisch vom Grill, ein Fisch namens “Sweelips” – hatten wir noch nie gegessen, ziemlich festes Fleisch, aber sehr lecker! Und dann eine halbwegs ruhige Nacht – abgesehen von dem inzwischen schon fast obligatorischen Gewitter. Meine Erkältung macht sich langsam vom Acker …..
5. März – Listen to the falling rain …..
Strahlende Sonne am Morgen, wir frühstückten mit den Füßen im Sand und freuten uns darauf, die Insel weiter zu erkunden – vielleicht ein bisschen schnorcheln? Aber erst mal wieder ab in die gemütlichen Liegen, ein bisschen Smalltalk mit den Nachbarn (ein älteres Paar aus Kanada und ein junges aus Stuttgart), ein bisschen lesen …. die Erfindung des Ebook-Readers hat uns auf dieser Reise schon über viele Wartestunden in Flughäfen und etliche Regentage hinweggeholfen, denn der Lesestoff geht nie aus – sofern man ab und zu die Stadtbücherei in Heidelberg und deren Ebook-Reservori anzapft …
Links vor uns lag Lombok in der Sonne – ein Blick nach rechts ließ allerdings Böses ahnen: Da zog eine pechschwarze Wolkenwand auf!
Sie wälzte sich schnell über ganz Lombok, so dass man die große Insel kaum noch sah und breitete sich dann auch in unsere Richtung aus. Während ich noch staunend zusah und fotografierte, tobten bereits die ersten Windböen, die Jungs vom Beach Club sammelten schleunigst alle Kissen ein und wir schafften es gerade noch auf die Terrasse, als der Wolkenbruch losging.
Und das war’s dann auch mit dem schönen Wetter für diesen Tag – es regnete unaufhörlich ….
… den gesamten restlichen Tag und die ganze Nacht.
6. März – Same procedure as yesterday ….
Beim Aufwachen: Sonne!!!! Beim Frühstück: Sonne und Wind, ein paar Wölkchen am Himmel.
Und dann das gleiche Spiel wie gestern – eine schwarze Wolkenwand, Sturm, Regen ………
Ich wälzte mich die halbe Nacht unruhig im Bett, denn wir sollten ja morgens um 9 Uhr mit dem Boot ans Festland gebracht werden – und das Boot war praktisch offen! Mir blieb nur die Hoffnung, dass es – wie eigentlich jeden Morgen – um 9 Uhr noch nicht regnen würde …. Vorsichtshalbe packte ich jedoch Kleidung zum Wechseln in eine Plastiktüte und alles, was irgendwie wasserempfindlich war, kam in den Koffer.
7. März – Drei Inseln an einem Tag: Gili Air – Lombok – Bali
Es regnete nicht!!!! Gili Air zeigte sich nochmal von seiner freundlichen Seite – allerdings war es sehr windig. Und als unser Boot anlegte, das allerdings erst mal das mitgebrachte Wasser über einen Schlauch in die Tanks an Land pumpen musste, sah es von rechts schon wieder ziemlich bedrohlich aus.
Unser Koffer wurde eingeladen …
…dann kletterten auch wir etwas ungraziös an Bord und es ging los. Eine Achterbahn ist nichts gegen die Wellenberge und –täler, über die und durch die sich das kleine Boot kämpfen musste – dabei hatte die See vom Land aus eher harmlos ausgesehen.
Aber im Notfall hätten wir uns auf einen der beiden leeren Wassertanks gesetzt, die mit uns das Boot teilten …
Nach 20 Minuten hatten wir wieder festen Boden unter den Füßen – aber kein Fahrzeug für die Weiterfahrt zum Flughafen, obwohl Jess, der australische Manager, gestern Abend noch mehrfach mit der Agentur telefoniert hatte, um ganz sicher zu sein, dass wir an der richtigen Stelle abgeholt werden würden. Unser Boot hatte nämlich nicht am normalen Hafen Bangral angelegt, sondern etwas nördlich davon, weil der Hafen berüchtigt ist für seine mafiösen Zustände und unser Wasserboot dort möglicherweise nicht hätte anlegen dürfen.
Ich gab einem der Bootsleute den Zettel mit der Nummer der Agentur und nach einigen lautstarken Telefonaten tauchte endlich ein Auto mit einem äußerst mürrischen Fahrer auf, der offenbar sehr ungehalten über irgendwas war und unseren Voucher während der gesamten Fahrt immer wieder misstrauisch studierte. Anfangs schlich er mit ca. 20 km/h dahin und wir befürchteten schon, unseren Flieger zu verpassen, später mutierte er dann zum Kamikazefahrer – das alles begleitet von ohrenbetäubender Musik und fortwährenden bösen Blicken in unsere Richtung.
Wir kamen nach ca. 2 Stunden aber noch sehr rechtzeitig an, checkten ein und warteten mal wieder, da unser Flieger leichte Verspätung hatte. Der Flug selbst war kurz, die Aussicht gigantisch!
Und dann waren wir wieder auf Bali! Was wir dort noch erlebt und gesehen haben, könnt ihr >>> hier weiterlesen (ziemlich weit unten, ab 7. März….)