Mandalay
28.02.2010 – Weiterreise nach Mandalay
Ein wunderschöner Sonnenaufgang über dem nebelverhangenen See weckte mich kurz vor 7, ein paar Fotos und dann wieder zurück ins Bett mit dem Netbook, um den Blog zu aktualisieren.
Gestern hatten wir bei der Rückbestätigung unseres Fluges erfahren, dass sich die Abflugzeit von 10:30 auf 11:30 verschoben hatte, so konnten wir es langsam angehen lassen und gemütlich frühstücken.
Gegen 10:00 waren wir am Flughafen, um dort zu erfahren, dass es eine erneute Verspätung gibt – der Flug geht jetzt erst um 13:00 Uhr. Für Burma ist das normal, man muss das einfach hinnehmen.
Deshalb sitzen wir im Moment auf harten Plastiksitzen in einer Art Lagerhalle, unklimatisiert und entsprechend warm (für Domestic Flüge gibt es nach wie vor keinerlei Komfort), und harren der Dinge, die noch kommen. Um uns herum nahezu ausschließlich Burmesen, die mich und mein Netbook wie ein exotisches Tier betrachten.
Wir nehmen es locker – da dies unsere 4. Myanmar-Reise ist, sind wir daran gewöhnt, dass Flüge grundsätzlich selten so gehen, wie gebucht. Man kann schon froh sein, wenn sie nicht komplett gestrichen werden. Deshalb muss man aber auch wirklich jeden Flug am Vortag rückbestätigen lassen, sonst verpasst man auch mal einen Flieger – die Flugzeiten werden fast täglich geändert, wir sind fast noch nie wirklich zu der Zeit geflogen, die ursprünglich im Ticket stand.
Irgendwann ging’s dann schließlich doch los. Das Gepäck wurde auf einer uralten Riesenwaage gewogen, bekam einen Gepäckanhänger mit Gummiband, wurde von Hand auf Gepäckwagen gelegt und zum Flugzeug geschleppt. Förderbänder, elektronische Waagen oder Computer sucht man hier vergebens – Tickets und Bordkarten werden von Hand ausgestellt und der Flug wird nicht über digitale Anzeige und Lautsprecher aufgerufen, sondern es geht jemand mit einem Schild, auf dem die Flugnummer steht, herum und ruft laut „Flight 272 to Mandalay is now ready for boarding!!!!“
Nach einer guten Stunde – und heftigen Böen kurz vor der Landung – waren wir in Mandalay. Der Flughafen, auf dem täglich sicher nicht mehr als 10 Flüge ankommen bzw. abgehen, mutet gespenstisch an – riesengroß, nagelneu, aber total leer. Mit uns kam noch ein Flug aus China an, und obwohl es etliche Gepäckbänder gab, wurde das Gepäck beider Flüge auf demselben Band entladen. Wahrscheinlich funktioniert nur ein Band …
Aus Schaden klug geworden – beim letzten Mal bekamen wir kein Taxi mehr, weil wir zu lange getrödelt hatten und schafften es nur noch mit viel Glück, mit dem Bus des Flughafen-Personals nach Mandalay zu kommen, bevor der Flughafen für die Nacht abgeschlossen wurde – beeilten wir uns, zum Taxi-Stand zu kommen, und zahlten erfreulich günstige 4.000 Kyat pro Person. Wir hatten eigentlich mit rund 15.000 Kyat gerechnet…
Der günstige Preis erklärte sich allerdings schnell – wir hatten dummerweise kein Taxi gebucht, sondern einen Platz in einem Minibus, der so klapprig und dreckig aussah, dass ich ernste Zweifel hatte, ob er die 40km bis zur Stadt noch schaffen würde. Als alle Sitze belegt und das Gepäck verstaut war, ging es keineswegs los, sondern es wurde noch ein weiterer Passagier eingeladen, der sich hinten zwischen Dieter und mich quetschte, so dass Dieter überhaupt nicht wusste, wohin mit seinem Beinen. Aber Protest ist in Burma zwecklos, da muss man durch.
50 heiße und staubige Minuten später – Air Condition gibt es hier grundsätzlich in keinem Verkehrsmittel – und ziemlich durchgeschüttelt, kamen wir im Sedona an. Wir bekamen wieder ein Zimmer im obersten Stockwerk, mit Blick auf die Anlage des Königspalastes und den Mandalay Hill.
Es ging schon auf den Abend zu, wir wollten uns noch nach einem Motorrad umsehen und nahmen deshalb ein Fahrrad-Trishaw zum Uhrenturm – wir beide zusammen, Rücken an Rücken, für 2.000 Kyat. Das war zwar eigentlich viel zu teuer, aber bei den armen Rikscha-Fahrern bringe ich es einfach nicht übers Herz, zu feilschen. Da Sonntag war, durfte der Fahrer entlang des Palastgrabens fahren, deshalb ging es recht flott. An Werktagen sind die Fahrradrikschas von dieser Hauptverkehrsstraße verbannt und müssen lange (und staubige) Umwege fahren.
Mr. Htoo, bei dem wir das letzte Mal ein Motorrad gemietet hatten, gab es nicht mehr, aber direkt daneben, bei Jerry, wurden wir fündig. 10$ pro Tag sollte ein Motorrad kosten, da wir aber erst ab 11 Uhr mieten wollten, reduzierte Jerry den Preis auf 7$ und wir schlugen ein.
Anschließend machten wir uns auf die Suche nach einer kleinen Eckkneipe, wo wir zwei Jahre zuvor wunderbar gesessen und superfrisches Myanmar Beer vom Fass bekommen hatten und fanden sie auch schnell. Zwar war es nicht mehr die alte Kneipe, sondern ein inzwischen komplett renoviertes und aufgemöbeltes kleines Restaurant und hieß jetzt „Rainbow“, aber man konnte immer noch auf einer Art Veranda sitzen, das Straßentreiben beobachten, es waren immer noch fast ausschließlich Einheimische da, das Bier war immer noch frisch, eiskalt und billig – und Erdnüsse gab es ebenfalls immer noch zum Bier.
Ich hätte stundenlang einfach dort sitzen und gucken können, es gibt so viel zu sehen: Direkt gegenüber ist ein einfaches burmesisches Lokal, wo überm offenen Feuer gekocht und gebraten wird und immer viel Betrieb ist. Leute halten kurz an, holen sich in der Kneipe ihr Abendessen in Plastiktüten oder auch ihr Bier – ebenfalls in der Plastiktüte.
Auch auf offener Straße wird gekocht und gebacken.
Fahrradrikschas, beladen mit allem, was nur vorstellbar ist – von meterlangen Wasserohren oder Bambusstangen, riesigen Holzplatten, Bergen von Reissäcken bis hin zur kompletten Sanitärausstattung eines Hauses, fahren vorbei. !
Essen wollte Dieter dort aber nicht, obwohl es nicht schlecht aussah, deshalb gondelten wir mit unserem Rikscha-Fahrer wieder zum zurück.
Danach wollten wir noch zu einem Laden in der Nähe gehen, um Wasser zu kaufen. Wie üblich endet die Straßenbeleuchtung an der Ecke des Palastgrabens, dahinter herrscht pechschwarze Nacht. Wir waren die Strecke schon X-Mal gegangen und kannten uns aus mit den Tücken des Fußweges – plötzliche Löcher oder größere Steine und immer wieder endet der Gehweg unerwartet. Da Gehwege hier – sofern vorhanden – rund 30cm hoch sind, muss man jedes Mal einen Riesenschritt nach unten machen. Deshalb hatten wir auch meist eine Taschenlampe dabei, heute hatte ich sie allerdings im Zimmer vergessen.
Als ich gerade dachte, wir sollten besser auf die andere Seite wechseln, da der Gehweg dort besser ist, stolperte ich über eine Gehwegkante und fiel der Länge nach hin. Ein rasender Schmerz schoss durch meinen linken Knöchel und mein rechtes Knie und mir wurde total schlecht. Zwei Frauen waren sofort an meiner Seite, halfen mir auf, massierten das Bein – und ich jaulte vor Schmerz, als sie die verletzten Stellen drückten.
Sie riefen einen Rikschafahrer herbei, der irgendeine Flüssigkeit brachte, die sie mir mit festen Griffen in den Fuß rieben. An Gehen war nicht zu denken, deshalb fuhren wir mit der Rikscha ins Hotel zurück. Dort humpelte ich unter den mitfühlenden Blicken des Personals und gestützt vom Portier in die Lobby, der Fuß wurde erst mal mit viel Eis versorgt, anschließend ging’s aufs Zimmer.
Angesichts der rasenden Schmerzen hatte ich die ernste Befürchtung, es könne etwas gebrochen sein. Eine Kühl-Binde, die ich fest um den Knöchel wickelte, brachte etwas Linderung. Zum Glück hatte der Schmerz im Knie nachgelassen, so dass zumindest dort Entwarnung angesagt schien. Nach einiger Zeit der Kühlung ließ auch der Schmerz im Fuß etwas nach, aber wenn ich die Zehen bewegte, schoss es jedes Mal wie Feuer durch den Fuß. Die Binde half aber ganz gut und stabilisierte den Fuß, so dass ich einigermaßen schlafen konnte.
01.03.2010 – Mandalay
Morgens war der Fuß erstaunlicherweise kaum geschwollen, als ich die Binde abnahm, ich konnte auch relativ problemlos drauf stehen – also offenbar nichts gebrochen. Wir waren natürlich unglaublich froh über diese Entwicklung. Allerdings stellte ich fest, dass ich mir wohl auch noch eine Rippe geprellt hatte, denn auf der linken Seite tut jeder tiefe Atemzug höllisch weh. Dieter entdeckte auch noch ein paar blaue Flecken hinten am Bein, aber die spüre ich nicht.
Mit viel Voltaren-Salbe eingerieben und einer elastischen Binde (manchmal ist es doch gut, eine größere Apotheke mitzuführen ;-)) gewickelt, war der Fuß einigermaßen schmerzfrei und gut gestützt. Deshalb redete ich Dieter zu, bei unseren ursprünglichen Plänen zu bleiben und das Motorrad zu mieten. Dieter war skeptisch, ließ sich aber dann doch überzeugen.
Mit unserem Trishaw-Fahrer ging’s wieder zum Uhrturm (dieses Mal mit langen staubigen Umwegen, da er nicht die asphaltierte Straße am Palastgraben entlang fahren durfte) und zu Jerrys Motorrad-Vermietung. Zwar waren die Motorräder aus chinesischer Produktion nicht gerade die neuesten, aber nach zwei Probefahrten gab Dieter sein OK und wir zogen los.
Erst mal ging’s durch das absolut chaotische dichte Verkehrsgewühl Richtung Fluss. Die Uferpromenade hat leider viel von ihrem ehemaligen Charme verloren, ist nur mehr staubig, dreckig, laut und besteht aus mehr Schlaglöchern als sonst was. Wir sahen dem Treiben am Fluss eine Weile zu, dort wird praktisch alles be- und entladen, was man sich nur vorstellen kann. Frauen tragen große Schüsseln mit Ziegelsteinen auf dem Kopf, balancieren über schmale Bretter auf die Boote, wo sie ihre Last abladen. Männer schleppen schwere Säcke mit Reis oder anderem den Berg rauf zu LKWs, Kinder tragen Melonen zu Bergen zusammen.
Die ganz Kleinen sind sich selbst überlassen, plantschen zwischen den Booten im unglaublich schmutzigen Wasser, Frauen waschen darin ihre Wäsche, die Kinder oder sich selbst.
Eigentlich wollten wir uns ja nur nach der Fähre nach Mingun erkundigen, aber das Uferleben war so interessant, dass wir fast eine halbe Stunde nur schauten, fotografierten und filmten. Dass die Fähre nach Mingun täglich um 9 Uhr geht und 4.500 Kyat kostet, brachten wir aber auch noch in Erfahrung.
Unterwegs sahen wir wieder kreative Fahrradnutzung…
Gestärkt vom einheimischen Star-Cola (schmeckt praktisch wie Pepsi) und einem Orange Crusher (schmeckt wie Fanta) in einer kleinen Uferkneipe machten wir uns auf den Weg zur Post, denn ich hatte die lange Wartezeit im Flughafen Yangon zum Postkartenschreiben genutzt. Unproblematisch bekam ich die gewünschten Briefmarken, aber wie schon in früheren Jahren stellten wir fest, dass sie nicht klebten. Also setzten wir uns in der Post an einen Tisch, vor uns ein Döschen mit Leim, und machten uns daran, die Briefmarken einzeln mit dem Finger mit Leim zu bestreichen und aufzukleben. Am Ende hatte nicht nur jede Karte eine Marke, sondern wir waren total verklebt. Wenn die Kartenempfänger wüssten, was wir alles auf uns nehmen, damit sie ihre Karten bekommen! Zum Glück bekommt man in den Fliegern immer Erfrischungstücher, eines hatte ich noch im Rucksack, damit verhinderten wir zumindest, dass Dieter am Motorrad festklebte.
Nach einer kleinen Ruhepause machten wir uns gegen 17:00 Uhr auf zum Fuß des Mandalay Hills, wir wollten das „größte Buch der Welt“ in der Abendsonne sehen und fotografieren. Die Kuthodaw Pagode ist eine große Pagodenanlage mit mehr als 1.400 schneeweißen Tafeln in kleinen Schreinen, die eine Abschrift von Buddhas Lehren in Stein gemeißelt enthalten. Leider war das Licht sehr diffus, weil dichter Qualm über Mandalay hing, dennoch gelangen uns ein paar schöne Aufnahmen und die Stimmung war einfach genial – keine Touristen, die goldenen Dächer glänzten in der Abendsonne, es war ungemein friedlich und meditativ.
Nur mein Fuß litt etwas – wie überall in Burma muss man am Eingang der Tempelanlage die Schuhe ausziehen und barfuß laufen bekam meiner elastischen Binde nicht sehr gut.
Den Sonnenuntergang wollten wir am Fluss erleben, also wieder aufs Motorrad. Auch hier war es allerdings extrem dunstig, man konnte kaum das gegenüberliegende Ufer sehen. Außerdem war der Fluss fast ausgetrocknet – es hatte ewig nicht mehr geregnet. Ein kühles Fassbier im View Point mit Blick auf die verschleierte Sonne und den Fluss tröstete uns etwas, aber dann machten wir uns doch schon vor dem Sonnenuntergang wieder auf den Weg, um unser Motorrad zurückzugeben.
Dieter setzte mich direkt am Rainbow ab, damit ich nicht unnötig laufen musste – eine alleinstehende ausländische Frau in einem Lokal, in dem stets fast nur einheimische Männer saßen, war allerdings eine echte Sensation. Ich wurde aber bestens versorgt, bekam nicht nur ein kühles Bier und Erdnüsse, sondern auch unaufgefordert und unbestellt ein kleines Schälchen mit heißer Suppe. Diese entpuppte sich als eine der besten Hühnerbrühen, die ich je gegessen hatte, mit einer Einlage aus einer Art Rübe oder Kohlrabi und Sellerieblättchen. Als Dieter kam, erhielt auch er ein Schüsselchen Suppe und ich ein zweites, sogar mein ewiger Skeptiker war von der Suppe so angetan, dass wir beschlossen, heute dort zu essen. Alles, was auf den Tisch kam, war einwandfrei und schmeckte lecker – und als die Rechnung kam, trauten wir unseren Augen kaum: Gerade mal 5.300 Kyat, also etwa 4 €, für 4 Gläser Bier, Suppe, eine Riesenportion Gemüse aus dem Wok, Reis – und für Dieter sogar Pommes!
02.03.2010 Sagaing und Mingun
Mein Fuß macht gute Fortschritte, nur noch geringe Schmerzen – ist allerdings inzwischen dunkelblau-violett, interessantes Farbmuster – lediglich die Rippe schmerzt heftig bei jedem Atemzug. Also nach dem Frühstück erst mal zu Fuß um die Ecke zu unserem altbekannten Reisebüro Zone Travel, zum Geldwechsel. Dieses Jahr allerdings nicht ganz einfach zu erreichen, denn die 27. Straße ist eine einzige Baustelle und zwar eine burmesischer Art. Das bedeutet: riesige Steinbrocken werden als Unterlage ausgeschüttet, darüber kommen kleinere, alles wird von Frauen von Hand verteilt und mit dem Hammer kleingeklopft. Eine uralte Dampfwalze presst das Ganze dann noch etwas zusammen.
Die Sklavenzeit ist hier noch lange nicht vorbei, denn diese Arbeit ist Zwangsarbeit.
Unsere Mädels von Zone boten einen guten Kurs für Euro – 130.000 Kyat, so dass wir 100 € wechselten. Weniger gut fanden wir das Angebot für eine Fahrt nach Sagaing und Mingun – 75 $ sollte der Spaß kosten, das war uns doch eindeutig zu teuer. Deshalb fuhren wir mit einem Mazda-Pickup-Taxi in die Stadt (die dürfen die Palastgrabenstraße fahren), um uns dort auf die Suche nach einem preisgünstigeren Auto zu machen. Ganz einfach war die Sache nicht, aber schließlich trieben wir doch ein Auto auf, das uns für 45.000 Kyat die gewünschte Strecke fuhr.
Erst ging’s nach Sagain, einer Art Tempelberg mit unzähligen Tempeln und Schreinen ….
… und dort zunächst zur Kaung Hmu Daw Pagoda, der „Busenpagode“, die der erbauende König angeblich dem Busen seiner Frau nachempfunden haben soll. Die Form – eine schneeweiße Kuppel mit Goldbändern und einem goldenen Knopf ganz oben – lässt solche Assoziationen jedenfalls zu … (Im Jahre 2012 wurde die Kuppel allerdings leider komplett vergoldet, was viel Kritik hervorrief.)
Innen komplett mit Spiegelmosaik ausgekleidet – nicht wirklich was zum Fotografieren, aber sehr schön anzusehen.
Der schneeweiße Marmorboden im Hof war angenehm kühl und ich umrundete die Pagode, um mir die Skulpturen und die große Glocke anzusehen.
Das nächste Ziel was der Sagaing Hill, wo man vom Umin Thounze Kloster auf dem Gipfel – theoretisch – einen tollen Blick über das Pagodenmeer und den Irrawady hat. Leider war es jedoch ziemlich dunstig, so dass man kaum was sah. Der März ist eindeutig nicht der beste Monat für Sightseeing um Mandalay.
Aber das Kloster bot auch innen einiges – ein riesiger Buddha thronte dort…
… ein Hase mampfte eine Mohrrübe und gegen die Hitze wurde Eis verkauft.
Anschließend machten wir uns auf den Weg nach Mingun, das wir vor einigen Jahren schon mal besucht hatten, damals mit dem Boot von Mandalay aus. Dieses Mal wollten wir was vom Land sehen. Hier war eindeutig der Weg das Ziel – zunächst am Ufer des Irrawady entlang, erst über eine holprige Straße mit einer steilen Mauer ohne jede Absicherung zum Fluss – ein Fahrfehler, und es wäre mehrere Meter senkrecht in die Tiefe gegangen. Anschließend übers Land, durch kleine Dörfer, wo ich am liebsten alle paar Meter halt gemacht und fotografiert hätte. Frauen wuschen an Gemeinschaftsbrunnen ihre Wäsche, die Kinder und sich selbst, Männer hockten zusammen und würfelten, es wurde gebaut, gekocht, Ochsenkarren transportierten turmhohe Ladungen Stroh, Kinder winkten uns begeistert zu, dazwischen immer wieder die tiefroten Roben der Mönche und alle paar Meter ein Stupa oder eine Pagode – es war unglaublich schön.
Mingun selbst enttäuschte uns hingegen ziemlich – vor 5 Jahren noch ein verschlafenes Nest mit Ochsenkarren und Kühen auf der Straße, jetzt reiht sich ein Andenkenladen an den anderen und Kinder versuchen recht aufdringlich, ihre Souvenirs zu verkaufen. Natürlich ist einem ständig bewusst, wie arm sie sind und sie sind auch rührend bemüht, mit ein paar Brocken Deutsch die Sehenswürdigkeiten zu erklären, aber dennoch hat man keine Lust, laufend etwas kaufen zu sollen.
Die Ruine der unvollendeten Mingun Pagode – sie sollte einst die größte Pagode der Welt werden- ist allerdings immer noch eindrucksvoll.
Und die größte Glocke der Welt begeistert vor allem Kinder…
Beeindruckend fanden wir die Hsinbyume-Pagode, die wie eine riesige Sahnetorte aus sieht.
Die Sahnekringel symbolisieren allerdings die Wellen der sieben Weltmeere, die in nach buddhistischer Überlieferung den heileigen Berg Meru umgeben
Der Heimweg im Licht des späten Nachmittags war wieder wie Kino, die Dörfer und die Menschen, vor allem die Kinder – den Zauber dieses Landes kann selbst der allgegenwärtige Staub nicht mindern. Myanmar ist zweifelsohne eines der staubigsten Länder der Welt, zumindest im März und in der Gegend um Mandalay, denn die Straßen sind kaum befestigt und selbst wenn, bestehen zumindest die Straßenränder ausschließlich aus Staub und Sand, der ständig aufgewirbelt wird und in der Luft hängt, so dass das Atmen zur Qual wird.
Abends war wieder Rainbow angesagt, inzwischen werden wir dort als VIPs gehandelt, was wohl auch damit zu tun hat, dass wir jedes Mal ein kleines Trinkgeld dalassen. Dieses Mal gab es – neben der kostenlosen Hühnersuppe – gebratenes Hähnchen, lecker gewürzt, Gemüse und Reis.
03.03.2010 – Mandalay
Heute war – politisch völlig unkorrekt, aber eben sehr eindrucksvoll und ein tolles Foto- und Filmmotiv – die morgendliche Mönchspeisung im Kloster in Amarapura auf dem Programm. Mit einem der Mazda-Pickups vor dem Hotel fuhren wir hin, nachdem wir den Preis von 20.000 auf 12.000 Kyat runtergehandelt hatten – die Taxipreise sind hier förmlich explodiert, was wohl mit der rückläufigen Zahl der Touristen und der drastischen Erhöhung der Spritpreise zu tun hat.
Hunderte von Mönchen (angeblich sind es fast 2000) kommen in endlosen Zweierreihen zur Essenausgabe. Leute, die sich Verdienste fürs Jenseits erwerben wollen, spenden Reis, Suppe und anderes und schöpfen das dann aus großen Kesseln in die Essensschalen der Mönche.
Es ist ein richtiggehender dunkelroter Fluss und natürlich ein Fest für die Kameras, wenngleich es für die Mönche sicher nicht angenehm ist, tagtäglich von Touristen gefilmt und fotografiert zu werden.
Nachdem ich mich mit einem älteren Mönch unterhalten hatte, konnte ich auch einen Blick in die Unterkünfte der Mönche werfen. Wenn man sich einigermaßen respektvoll verhält, sind die Möche sehr nett und aufgeschlossen und freuen sich über ein Gespräch.
Wir verabschiedeten uns von den Mönchen und fuhren zurück ins Hotel. Dort machten wir uns ans Kofferpacken und wechselten noch mal 200 $ bei Zone, denn am Inle See befürchteten wir einen deutlich schlechteren Kurs. Auf dem Weg zu Zone sichteten wir en richtig tolles Auto:
Am Spätnachmittag holte uns unser Taxifahrer vom Vortag pünktlich ab und brachte uns zur berühmten hölzernen U Bein Brücke.
Da die Sonne leider schon recht weit unten war, gingen wir nur etwa bis zur Hälfte über die Brücke, dann wieder zurück und nahmen uns für 3.000 Kyat ein Boot.
Bis die Sonne endgültig im Dunst verschwunden war, wurden wir gemächlich auf dem See herumgerudert und filmten und fotografierten die Brücke im immer röter werdenden Licht von allen Seiten.
Es war herrlich entspannend, vor allem, da die Touristenbusse alle schon weg waren – die Halbpension-Touristen müssen offenbar pünktlich zur Fütterung um 19.00 Uhr wieder im Hotel sein und verpassen so die schönste Stimmung.
Zurück in Mandalay ließen wir uns gleich beim Rainbow absetzen, dort gab es unser Abschiedsessen – wieder superlecker und spottbillig, und wieder mit Hühnersuppe. Da wir beide von dem massenhaften Staub der letzten Tage ziemlich Halsschmerzen haben, war vor allem die Suppe sehr willkommen.
Und so geht’s weiter: >>>> Von Mandalay an den Inle See