Inle See
04.03.2010 – Von Mandalay an den Inle See
Wir hatten beide sehr schlecht geschlafen, unsere Halsschmerzen machten uns zu schaffen, es war wohl inzwischen eine massive Entzündung, und dann mussten wir auch noch um 5:30 Uhr aufstehen. Ich gurgelte vorsichtshalber mit Kamillosan – wenn’s nicht hilft, so schadet es doch auch nicht -und suchte die Strepsils raus, die ich in Kata noch gekauft hatte. Dieter ging’s noch schlechter. Aber es half nichts, wir mussten um kurz nach halb sieben zum Flughafen. Unser Flieger war ausnahmsweise mal pünktlich und schon kurz nach 9 waren wir in Heho.
Die Taxi-Mafia war uns ja leider bekannt, also waren wir über die geforderten horrenden 25$ nicht wirklich erstaunt und akzeptierten den Preis ohne große Diskussionen, denn Alternativen gibt es keine, falls man nicht 35 km zu Fuß gehen will. Kurz vor 11 waren wir in Nyaung Shwe und in unserem Hotel Amazing und da wir total groggy waren, legten wir uns erst mal einfach ins Bett und schliefen bzw. dösten 2 -3 Stunden.
Nicht wirklich munter, aber entschlossen, uns nicht unterkriegen zu lassen, machten wir uns dann auf, das Städtchen zu erkunden. Das mussten wie beinahe mit dem Leben bezahlen, denn direkt vor uns ereignete sich ein grauenhafter Unfall.
Schräg gegenüber – das Hotel liegt direkt an einer Kreuzung, wo eine Straße zudem über einen Kanal führt – war eine Feuerwehrstation.
Aus deren Hof schoss plötzlich ein Feuerwehr-LKW mit einem Affenzahn auf die Kreuzung, quer über die Straße, und dann ohne den geringsten Bremsversuch – Brückengeländer und Bäume rasierend – kopfüber in den Kanal. Wären wir nicht einen Moment stehen geblieben, um zu überlegen, wo wir lang gehen sollten, hätte uns das Auto erwischt und ich kann mir nicht vorstellen, dass man so eine Konfrontation überleben kann.
Ringsherum herrschte einen Moment lang eine totale Stille, alle waren unter Schock, dann gingen die ersten zum Unfallort und auch wir schauten runter in den Kanal. Es war nur wenig Wasser drin, aber die Böschung war sicher 3-4 Meter hoch. Das Feuerwehrauto lag auf dem Dach, es rührte sich nichts, wir konnten uns auch kaum vorstellen, dass der junge Fahrer das unverletzt überstanden hatte. Aber wunderbarerweise kletterte er nach einer Weile triefendnass, aber offenbar, von einigen Schrammen abgesehen, unverletzt aus dem total verbeulten Auto.
Dieter hatte den Hergang genauer beobachtet als ich und meinte, das Gaspedal müsse wohl geklemmt haben, der junge Fahrer habe eine völlig entsetzte Miene gehabt, konnte aber offenbar auch nirgendwohin steuern. Noch ziemlich weich in den Knien gingen wir die staubige Straße entlang ins Städtchen.
Obwohl wir schon mehrfach dagewesen waren, waren wir bisher immer vom Kanal des Inle Sees hergekommen und brachten es tatsächlich fertig, erst mal total die Orientierung zu verlieren (war wahrscheinlich noch der Schock). Laufend wurden wir von Bootsführern angesprochen, die mit uns Touren auf dem See unternehmen wollten. Nach einem Star Cola gegen die Halsschmerzen gingen wir zum Markt zurück.
Dort war eine kleine Reiseagentur, Thu Thu, die Inhaberin, machte auf uns auch einen guten Eindruck. Wir sagten ihr, was wir wollten, sie machte ihrerseits einige Vorschläge, und wir waren uns bald einig, die nächsten Tage mit dem Bootsführer Myo Myo über den See zu tuckern. Nachdem wir für die geplanten Ausflüge der nächsten Tage eine Anzahlung geleistet hatten, waren wir erst mal pleite und mussten ins Hotel zurück, um Nachschub zu holen, damit wir uns ein Feierabendbier leisten konnten. Zum Essen blieben wir im Hotel, dass auf einer kleinen Terrasse über dem Kanal einige Tische stehen hatte und ein recht gutes Essen servierte.
05.03.2010 – Am Inle See
Die Nacht war ein Horror – wir konnten beide wegen unserer Erkältung kaum schlafen, Dieter hat inzwischen auch noch einen ausgewachsenen Schnupfen bekommen und mir macht meine angeknackste Rippe zunehmend zu schaffen. Wenn wir doch mal wegdösten, fingen garantiert irgendwo ein paar Hunde an zu bellen und zu jaulen und zu allem Überfluss sprang gegen 5 Uhr ein Generator in der Nähe an, so dass es dann völlig vorbei war mit der Nachtruhe.
Ziemlich groggy tauchten wir um 8 Uhr bei Thu Thu auf, mit Myo Myo ging’s dann zum Kanal und auf’s Boot. Morgens (und nachts) ist es am Inle See ziemlich kalt, hinzu kommt noch der Fahrtwind, so dass wir uns dick einmummelten.
Ziemlich schnell ging’s uns besser, wir sahen die ersten Fischer …
… und besuchten einen noch relativ untouristischen kleinen Mark, der nur über eine lange Brücke vom See aus erreichbar war.
Wir marschierten vorbei an frisch angepflanzten Reisfeldern …
… wurden überholt von Ochsenkarren …
Frauen mit ihren Einkäufen kamen uns entgegen.
Auf dem Markt gab es vor allem Gewürze und Tee.
Dann ging es weiter über den See – vorbei an Einbein-Ruderern, die mit ihrer waghalsigen Technik ihre Boote perfekt beherrschen.
Wir kamen vorbei an wackeligen Pfahlbauten, die sich im flachen Wasser spiegelten – denn der Wasserspiegel im Inle See war in diesem Jahr extrem niedrig, die Regenzeit war sehr mager ausgefallen.
Weiter ging es zu einer Seiden- und Lotus-Weberei, wo wir fasziniert zusahen, wie meterlange Stränge gesponnen, geordnet und verwebt wurden.
Dann besuchten wir eine Schmiede – ich wollte eine der extrem scharfen handgeschmiedeten Scheren kaufen. Im perfekten Gleichklag schlugen die Männer mit ihren Hämmern auf das glühende Eisen.
Rente mit 65 gibt es hier nicht – der ältere Herr, der den Blasebalg bediente, war sicher weit darüber hinaus.
Unser Boot legte kurz darauf an einem Restaurant an.
Myo Myo wollte was essen (die Burmesen nehmen es mit der Mittagspause sehr genau), wir waren nicht hungrig und gingen zu Fuß über eine Holzbrücke auf die andere Seite zur Phaung Daw Oo Pagoda, wo auf dem Platz davor gerade ein Markt zu Ende ging. Unzählige schmale lange Boote kamen angefahren, um die Marktfrauen mit ihren farbenprächtigen Turbanen und Kleidern wieder in ihre Dörfer zurück zu bringen.
Wir sahen dem Treiben eine Weile fasziniert zu – die Frauen hatten alle schon lange vor Tagesanbruch den Marsch von den Bergdörfern zum Fluss angetreten – oft schwer bepackt – und würden sicher auch erst nach Einbruch der Dunkelheit wieder in ihren Dörfern sein….
Zum Schluss brachte uns Myo Myo noch ins Haus eines befreundeten Fischers, wir schafften es tatsächlich, die abenteuerliche Treppe vom Boot aus zu erklimmen und blieben ein paar Minuten in der kleinen Strohhütte, in der 11 Personen wohnten. Den angebotenen Tee lehnten wir dankend ab, nachdem wir mitbekommen hatten, dass der kleine Sohn mit den Tassen mal kurz die Treppe runtergeturnt war und das Geschirr im Seewasser ausgespült hatte.
Gegen 16:00 waren wir zurück, ich kaufte noch ein paar Halstabletten, obwohl meine Halsschmerzen inzwischen so gut wie weg waren – aber Strepsils kann man immer brauchen.
Im Hotel lungerten wir ein bisschen rum, überprüften unsere Finanzen (dieses Mal führe ich im Netbook eine genaue Aufstellung sämtlicher Ausgaben) und kamen zu dem Schluss, dass wir bei Thu Thu wohl noch mal was wechseln müssen, um mit unseren Kyat bis Yangon zurück zu kommen. Früher konnte man fast alles auch mit US-Dollar bezahlen, manche Leute wollten sogar lieber Dollar als Kyat, dies hat sich seit dem schlechten Dollar-Kurs aber völlig geändert und kaum ein Mensch will mehr Dollar haben, so dass wir deutlich mehr wechseln mussten als früher.
Abend probierten wir das Lotus Restaurant aus, das etwas versteckt liegt, aber ganz ordentlich war.
06.03.2010 – Ausflug nach Samkar
Punkt 7:30 Uhr standen wir bei Thu Thu und machten uns mit Myo Myo auf den Weg nach Samkar. Dort waren wir vor ein paar Jahren schon mal, den meisten Touristen ist es zu weit, deshalb ist es dort noch sehr ruhig. Zunächst ging es rund eine Stunde über den noch nebelverhangenen Inle See, es war lausig kalt, aber die Stimmung war unglaublich. Überall tauchten aus dem Dunst die Einbein-Ruderer auf, immer wieder hielt Myo Myo an, damit wir fotografieren und filmen konnten.
Im schwimmenden Hotel „Golden Island Cottages“ (es schwimmt allerdings nicht wirklich, sondern die Häuser stehen auf Stelzen) entrichteten wir die Gebühren für den vorgeschriebenen Pa O Guide (die Pa O lassen niemand in ihr Gebiet, ohne einen einheimischen Führer) und die Entrance Fee für das Pa O Gebiet, in das wir wollten. Auch hier war die Morgenstimmung fast magisch …
Zusammen mit unserem Pa O Führer, einem netten jungen Mann, ging’s dann rund zwei Stunden lang weiter bis zum Ende des Sees, und dann einen Fluss entlang. Vorbei an Pagoden, die sich aus dem Morgennebel schälten…
Zu beiden Seiten gab es jede Menge zu sehen: Zum einen wunderschöne Natur, tausende von Wasservögeln, vor allem Enten in Formen und Farben, wie ich sie noch nie gesehen habe, Felder, Flussufer, die im Dunst verschwammen, die Berge in der Entfernung – leider ziemlich kahl. Dann Dörfer, Häuser auf Stelzen, Menschen, die ihre Arbeiten verrichteten: es wurde gepflügt, teils mit Ochsen, teils mit motorisierten Handpflügen; gesät, gehackt, Reispflanzen versetzt, in den Dörfern wurde Wäsche gewaschen, Geschirr im Fluss gespült, Tiere getränkt – es war wie ein fast endloser Film.
Kurz vor der Kontrollstelle besuchten wir einen Markt, außer uns war nur noch ein einziges Ausländerpaar da, der Markt war völlig untouristisch. Unser Guide erklärte, dass die dort angebotenen Kühe ausschließlich zur Zucht verwendet werden, nur die Bullen werden als Zugtiere verkauft.
Wir sahen einem Friseur zu ….
… einem Wagenbauer bei der Reparatur von Ochsenkarrenrädern …
… ich kaufte eine Riesenmenge Shan Tee, es war alles sehr entspannt und die Stimmung auf dem Markt fast übermütig, obwohl die Menschen wirklich bitterarm sind. Und die Frauen freuten sich über meine Fotos …
Auch die Kinder freuten sich über unser Interesse.
Anschließend kam die obligatorische Kontrolle an der Brücke, deren Sinn und Zweck uns immer noch nicht klar ist – offenbar betraten wir hier Shan-Land, und das musste irgendwie erfasst werden.
Wenig später hatten wir Samkar erreicht. Viel gibt es hier nicht zu sehen, aber es ist ein nettes kleines Örtchen, ohne Touristen (für Pauschalreisende ist das einfach zu weit weg und für die Veranstalter vermutlich zu teuer). Unser Guide führte uns zu einem größeren Haus bzw. einer Art Halle, wo umtriebige Vorbereitungen für eine Novizenzeremonie im Gange waren. Dutzende von Frauen saßen auf dem Boden und schälten und schnitten Knoblauch – ein echt atemberaubender Duft.
In einer anderen Ecke brüllte ein Fernseher, umringt von der gesamten Dorfjugend.
Eine Bühne wurde geschmückt, Kinder brachten auf einem Ochsenkarren jede Menge Stühle an, es herrschte eine ungemein fröhliche Stimmung und wir bedauerten fast, nicht mitfeiern zu können.
Aber es wurde auch gearbeitet – Boote gebaut …
… und Stroh für Dächer geflochten …
Auf dem Rückweg fielen uns an den Flussufern immer wieder große Menschengruppen mit vielen Tieren auf, es standen auch immer viele große Kanister herum. Unser Guide erklärte uns, dass dies Bergbewohner sind, die jeden Nachmittag an den Fluss zum Wasserholen kommen, weil es schon monatelang nicht mehr geregnet hat und es in den Bergen kein frisches Wasser mehr gibt.
Trotz ihres harten Lebens winkten sie uns oft fröhlich zu, wenn wir vorüber fuhren.
Es gab noch einen Stopp an einer Reisschnapsbrennerei, anschließend ging’s in ein Restaurant auf Stelzen mitten im See (der aber fast überall nur ca. 1 m tief ist), wo wir lediglich eine Suppe bestellten, die aber sehr lecker war und für eine komplette Familie gereicht hätte.
Inzwischen war ein sehr starker Wind aufgekommen, der aus unserer Fahrtrichtung blies und das Fortkommen nicht nur verlangsamte, sondern auch dazu führte, dass jede Menge Wasser ins Boot spritzte – wir mussten uns sogar hinter Regenschirmen verstecken, um nicht klitschnass zu werden. Erst gegen 17:00 waren wir wieder zu Hause und ziemlich müde. Wir machten noch den Transfer für den nächsten Tag zum Lake View Resort klar, danach ging’s schnell unter die Dusche und zum Essen – wieder in’s Lotus. Anschließend war wieder mal Packen angesagt ….
07.03.2010 – Ausflug nach Nampan, zu Werkstätten und Umzug ins Lake View
Um 8:30 sollten wir bei Thu Thu sein, wir schafften es sogar deutlich früher, denn unser Gepäck musste ja noch zum Boot gebracht werden und der geplante Ausflug zum Weingut Aythaya am nächsten Tag geklärt und bezahlt werden.
Thu Thu schickte einen Pferdekarren zum Hotel, unser Gepäck wurde irgendwie darauf verstaut, aber wir weigerten uns, obendrauf zu sitzen und gingen lieber hinterher zu Fuß zum Kanal.
Mit dem Boot ging’s erst mal über den See zum Markt in Nampan – unterwegs wieder jede Menge Fischer.
Der Nampan-Markt war aus unserer Sicht nicht schön– hunderte von Touristen, jede Menge Souvenirverkäufer.
Zwar kann man verstehen, dass sie etwas vom Tourismus abbekommen wollen und viele Sachen sind auch recht hübsch und vor allem fast immer handgemacht, aber wenn man am 20. Stand vorbeigehen muss und immer wieder hört „Just looking – no problem!“ nervt es doch etwas. Leider gab dort meine Kamera den Geist auf, ich hatte vergessen, den Akku aufzuladen und der Ersatzakku lag im Boot …..
Anschließend fuhren wir zu einer kleinen Cheroot-Manufaktur, wo man den Mädchen beim Zigarrendrehen zusehen konnte. Dann ging’s weiter zu einer Silberschmiede, wo unter vorsintflutlichen Bedingungen filigranste Silberarbeiten entstanden. Ich kaufte einen kleinen Silberfisch mit beweglichen Schuppen – bin mal gespannt, was mein Vater als Goldschmied zu dieser handwerklichen Feinarbeit sagt.
Danach hatten wir aber genug und baten Myo Myo, uns ins Lake View Resort zu bringen – schließlich wollten wir von dem teuren Hotel auch was haben. Die Zufahrt zum Hotel war wegen des niedrigen Wasserstandes äußerst schwierig und wir befürchteten schon, im Schlamm stecken zu bleiben. Der Wachmann des Lake View war ziemlich ruppig zu Myo und wir hatten den Eindruck, es wurde nicht gerne gesehen, wenn Gäste sich auf eigene Faust ihre Ausflüge organisierten. Später stellten wir fest, dass das Hotel 35 $ für einen Tag Bootsfahrt auf dem See verlangt, wir hatten gerade mal 14 $ gezahlt.
Wir waren schon zweimal im Lake View gewesen, ein sehr schönes Hotel, das früher von einem temperamentvollen Franzosen namens Bruno geführt wurde und eine fantastische Küche hatte. Leider hatten wir kurz vor unserer Abreise erfahren, dass Bruno nicht mehr da war und das merkte man sofort. Der schöne Blumengarten war verschwunden, das ehemalige Hotelmanagerhaus, in dem der Bruno mit seiner Familie gewohnt hatte, total zugewachsen, insgesamt machte das Ganze nicht mehr den positiven Eindruck, den wir früher hatten. Immerhin war unsere Suite noch so schön, wie wir sie in Erinnerung hatten, und wir ließen uns dann auch erst mal gemütlich auf der großen Terrasse nieder und genossen die Aussicht.
Am späten Nachmittag ein Gang ins Dorf, dort hat sich nicht viel verändert. In einer kleinen Kneipe bestellten wir ein Bier, schon gleich nach der Bestellung merkten wir, dass da was nicht stimmte, denn das Bier kam und kam nicht, bis wir einen Jungen mit einer schwarzen Plastiktüte anlaufen sahen, in der unzweifelhaft eine Flasche Bier steckte – das Lokal verkaufte normalerweise kein Bier, wollte sich aber das Geschäft mit uns nicht entgehen lassen. Für uns ein teurer Spaß – 3000 Kyat mussten wir bezahlen.
Da es keine Beleuchtung gab, sahen wir zu, noch vor völliger Dunkelheit ins Hotel zurückzukommen – mein Fuß erinnert mich immer noch daran, dass die Wege hier voller Tücken stecken.
Das Essen, dass man hier mangels Alternative im Hotel einnehmen muss, war nicht schlecht, aber auch nicht herausragend und relativ teuer. Kein Vergleich mit der früheren Küche unter Brunos Regie. Nicht einmal mehr den grünen Tomatensalat hatten sie auf der Karte….
08.03.2010 – Ausflug zum Weingut Aythaya
Ich hatte im Internet gelesen, dass ein paar Deutsche aus der Pfalz in der Nähe von Taunggyi ein Weingut betreiben und der Wein sogar recht gut sein soll. Das wollte ich mir unbedingt ansehen und nachdem Dieter sich auch nicht sträubte, ging’s also am späten Vormittag auf Richtung Taunggyi – erst mit dem Boot bis Nyaung Shwe, von dort weiter mit dem Auto.
Die Fahrt war deutlich kürzer als erwartet, möglicherweise war auch nur die Straße besser als befürchtet, jedenfalls waren wir bald da und entdeckten eine kleine Oase.
Endlose Reihen von grünen Reben, bestens gepflegt, ein schönes Steinhaus mit einem Teich davor und einer Aussichtsterrasse. Fast konnte man meinen, in der Pfalz zu sein. Angepflanzt wurden Syrah, Cabernet Sauvignon und Pinot Blanc. Demnächst soll sogar Dornfelder angepflanzt werden.
Die Ehefrau eines der Betreiber zeigte uns das Gut – und einen Wurf junger Hunde, den ich fast noch interessanter fand als die Reben.
Wir probierten die 4 derzeitigen Weinsorten – ein kräftiger, trockener Weißwein, zwei etwas weniger trockene, aber aromatische Rosés und ein guter Rotwein, der ein Jahr im Eichenfass ausgebaut worden war. Vom Rotwein nahm ich eine Flasche mit, konnte mir gut vorstellen, ihn abends gemütlich auf der Terrasse zu trinken.
Auf dem Rückweg nach Nyaung Shwe machten wir kurz halt bei dem Teakholz-Kloster mit den ovalen Fenstern, aber das Licht war nicht gut, so dass wir gleich weiterfuhren. Beim Einsteigen ins Auto blieb ich irgendwo hängen und hatte eine ca. 5 cm langen Riss in meiner Hose. In Nyaung Swhe bot Thu Thu an, den Riss flicken zu lassen und wider besseres Wissen stimmte ich zu und bekam 5 Minuten später eine Hose zurück, zwar ohne Riss, aber dafür war das Ganze derart mit der Nähmaschine zugepflastert worden, dass die Hose zumindest für mein Empfinden nicht mehr tragbar war. Dieter meinte, ich solle das Ganze doch positiv sehen, denn ich sei sicher die einzige Deutsche mit einer auf dem Markt am Inle See geflickten Hose, aber im Hotel setzte ich mich dennoch mit Nagelschere und Lesebrille bewaffnet auf die Terrasse und trennte in mühseligster Arbeit das schöne Flickwerk wieder auf – was über eine Stunde dauerte – und nähte den Riss dann selbst zusammen.
Anschließend war wieder Koffer packen angesagt – ich wollte dieses Mal so packen, dass wir nur einen Koffer am Meer brauchen und den zweiten zu lassen können, das dauerte eine ganze Weile.
09.03.2010 – Weiterreise an den Ngapali Beach
Myo Myo war pünktlich um 9:30 am Pier und manövrierte unser vollgeladenes Boot vorsichtig durch das enge Schlammrinnsal, das als Fahrspur verblieben war. Es muss jeden Tag neu ausgegraben werden, da der Wasserspiegel immer weiter sinkt.
Als wir langsam rausfuhren, kam uns ein Boot entgegen – ich konnte mir eigentlich nicht vorstellen, dass zwei Boote in die enge Rinne passten und konnte nicht verstehen, weshalb der andere nicht draußen wartete. Aber nein, er musste unbedingt an uns vorbei und damit nicht genug – er drosselte den Motor auch so gut wie gar nicht, mit dem Ergebnis, dass wir von einer wahren Schlammflut bespritzt wurden und aussahen wie die Schweine. Ich war stinksauer und wäre am liebsten zurück um dem Kerl meine Meinung zu sagen, aber das ging leider sowohl aus praktischen Gründen nicht (wir mussten ja zum Flughafen) und vermutlich hätte der Bootsfahrer auch nur mit den Achseln gezuckt.
Mit Tempo und Feuchttüchern versuchte ich, das Schlimmste wegzuwischen, aber vergeblich – mein weißes T-Shirt sah aus, als hätte jemand Kaffe auf mich gespritzt, die Hose konnte ich zum Glück hochkrempeln und damit das Schlimmste verbergen. Dieters Hemd sah vorne ebenfalls aus, als hätte er sich mit Kaffee bekleckert und seine Hose – ob das je wieder rausgeht?
Aber es ließ sich nicht ändern und Dieter nahm’s mit sehr viel mehr Gelassenheit als ich.
In Nyaungswhe gab es noch einen herzlichen Abschied von Thu Thu und Myo Myo, dann ging’s mit dem Auto zum Flughafen.
Und hier geht’s weiter: >>>> Am Ngapali Beach