Cameron Highlands
16.01.2010 – auf dem Weg in die Cameron Highlands
Etwas später als geplant brachen wir kurz nach 11.00 Uhr von Penang auf, fuhren über die noch relativ neue Brücke aufs Festland und dann erst mal Richtung Kuala Kangsar.
Unterwegs machten wir den Fehler, von der Autobahn runter zu fahren, um etwas vom Land zu sehen, aber außer einigen staubigen Orten und heftigem Verkehr war da nicht viel und es kostete viel Zeit.
Also zurück auf die Autobahn, runter in Kuala Kangsar und hin zur wunderbaren Ubudiah Moschee
Wir waren vor etlichen Jahren schon mal hier – aber ich hatte völlig vergessen, wie unglaublich schön diese Moschee ist! Innenhöfe und Brunnen, kühler Marmor und glänzendes Gold …
Zwar durften wir nicht ins Innere der Moschee – zum einen, weil Nicht-Muslime erst ab 15:00 Uhr rein dürfen, zum anderen, weil wir nicht passend gekleidet waren. Dieter trug Bermudas und ich zwar eine lange Hose, aber ein T-Shirt und natürlich fehlte mir auch der Schleier.
Aber ein nettes (tief verschleiertes) Mädchen hielt mir die Tür etwas auf, so dass ich ins Innere sehen konnte – es war aber weit weniger spektakulär als das Äußere. Deshalb begnügten wir uns mit Fotos von der Außenseite.
Und nebenan der Sultanspalast – ebenfalls ein Traum in Gold und Weiß.
Nicht weit davon entfernt liegt der Fluss – mit riesigen malerischen alten Bäumen!
Ein freundlicher – erstaunlicherweise italienisch-sprechender – Malaysier machte ein Foto von uns.
Danach ging’s weiter nach Süden.
Bei der Weiterfahrt machten wir allerdings leider einen groben Fehler und landeten statt auf der direkten Strecke nach Ipoh, die etwa 25 km weit gewesen wäre, auf einer ca. 45 km langen Umgehungsstraße.
Und beim Abzweig in die Cameron Highlands, einer neuen Straße vom Norden in die Berge, stellten wir zu unserem Schreck fest, dass wir nicht nur noch ca. 50km, sondern rund 120 km vor uns hatten!!! Da hatte uns die Straßenkarte, auf der die Strecke erheblich kürzer aussah, ganz schön in die Irre geführt und es brachte unsere Zeitkalkulation ziemlich durcheinander.
Da ein Unglück selten allein kommt, war auf einmal weit und breit keine Tankstelle mehr zu finden, auch die Dörfer hörten auf, um uns nur noch Berge und Urwald. Und unsere Tankuhr zeigte plötzlich eine bedenkliche Leere im Tank an, so dass wir die spektakuläre Szenerie nicht so recht genießen konnten.
Als der Wagen vor uns an einem kleinen Obststand anhielt, stoppten wir ebenfalls und ich fragte den Fahrer, der zum Glück etwas Englisch sprach, ob er wisse, wo die nächste Tankstelle sei. Er hatte keine Ahnung, aber die Obstbudenbetreiber – eingeborene Orang Aslis, die zwar kein Wort Englisch sprachen, sich aber mit dem malaiischen Autofahrer verständigen konnten, meinten, die nächste Tankstelle sei erst in den Highlands, also noch ca. 85 km weit weg.
Das würden wir nicht mehr schaffen, also blieb nur, wieder rund 35 km zurück nach Ipoh zu fahren – was bedeutete, die extrem kurvenreiche Strecke dann später in der Dunkelheit fahren zu müssen, denn inzwischen war es schon fast 17:00 Uhr, in eineinhalb Stunden würde es dunkel sein. Ich bat den Autofahrer, die Eingeborenen noch mal zu fragen, ob es hier nicht doch irgendwo Benzin gibt, und der jüngere meinte etwas zögernd, in seinem Dorf gebe es Benzin.
Wir luden ihn also zu uns ins Auto und fuhren ein Stück zurück zu seinem Dorf. Dort ging ein schmaler Weg von der Straße ab, führte erst über eine wackelige schmale Holz-brücke und dann fast senkrecht den Berg hinauf. Schon beim Abbiegen von der Straße setzte unser Wagen auf, deshalb parkte Dieter auf einem Platz vor der Brücke, denn wir wollten das Auto nicht noch total ruinieren. Außerdem war unklar, ob man da oben überhaupt wenden konnte.
Wir wanderten hinter unserem Führer den Berg hinauf ins Dorf – einer Ansammlung kleiner Stelzenhäuser aus Holz mit Wellblechdächern – als Dieter einfiel, dass unser Begleiter hinten das Fenster geöffnet hatte und wir es nicht zugemacht hatten. Da Kameras etc. auf dem Rücksitz lagen, wurde es Dieter zu mulmig, er ging zum Auto zurück und ließ mich mit den Orang Aslis alleine verhandeln.
Eine ältere sehr resolute Bauersfrau gab zu erkennen, dass sie Benzin habe und schleppte erst einen kleinen Kanister an, den unser Begleiter aber – warum auch immer – ablehnte. Danach kam ein großer Kanister, 25-30 Liter, der ihm besser gefiel. Auf meine Frage nach dem Preis, wollte sie zunächst 150 MYR (= ca. 35 €), da war ich doch etwas geschockt. Wir einigten uns nach einer Weile auf 100 MYR – alles in Zeichensprache, nur die Zahlen konnte sie auf Englisch sagen.
Nachdem ich ihr das Geld bereits gegeben hatte, wollte sie plötzlich doch wieder 150 MYR, aber da hatte unser Begleiter sich den Kanister bereits auf die Schulter geladen und eine Horde Dorfkinder liefen mit einem Schlauch mit kleiner Pumpe herbei. So machten wir uns auf den Weg den Hügel hinunter – ich war froh, dass Dieter schon vorausgegangen war, denn von mir wurde zwar nicht erwartet, dass ich den Kanister tragen würde, aber wer weiß, ob sie ihn für Dieter getragen hätten. Und das hätte seinem Kreuz sicher den Rest gegeben, denn selbst der durchtrainierte junge Mann keuchte ganz schön unter der Last.
Am Auto angekommen, wurde der Inhalt unter Beteiligung der Kinder mit der kleinen Handpumpe umgefüllt – der Tank wurde fast voll, es muss also schon eine Menge gewesen sein.
Ich verteilte meine restlichen Bonbons an die Kinder, jedes bekam noch einen Ringit, und dann brachten wir unseren Begleiter zu seinem Obststand zurück, nicht ohne ihm ein fürstliches Trinkgeld von 50 MYR (ca. 12 €) in die Hand zu drücken, über das er sowohl sehr erfreut als auch ganz offensichtlich völlig überrascht war.
Mit vollem Tank ging’s deutlich entspannter weiter bergan. Nachdem es schon auf 18:00 Uhr zuging, rief ich vorsichtshalber im Hotel an, um mitzuteilen, dass wir nicht verloren gegangen waren, und gegen 19:00 Uhr waren wir endlich im Lake House angekommen.
Wir kannten das Hotel, ein wunderschönes viktorianisches Fachwerkhaus, das aussieht, als sei es direkt aus England importiert worden, von unserem ersten Aufenthalt vor 10 Jahren. Alles wirkt ein bisschen wie aus der Zeit gefallen….
Während ich beim letzten Aufenthalt hinsichtlich der Sauberkeit des Zimmers nicht uneingeschränkt glücklich war, gab es dieses Mal nichts auszusetzen. Das Zimmer war wunderschön, denn wir bekamen ein kostenloses Upgrade in eine Suite, die aus zwei Zimmern bestand und trotz kleiner Bleiglasscheiben in den Fenstern sehr hell und gemütlich war. Auch das Bad war riesig, mit einer Walk-In-Dusche, in der eine ganze Familie gleichzeitig duschen könnte.
Nur das Essen war leider immer noch ziemlich schlecht – wir wollten nach der anstrengenden Fahrerei nicht mehr weitere 15 km gewundene Bergstraßen bis Tanah Rata fahren, sondern blieben im Hotel. Unser Fisch hatte deutlich schon ein paar Tage auf dem Buckel und wie eine Zitronengrassoße dunkelbraun aussehen und süß schmecken konnte, wird wohl ewig das Geheimnis des Küchenchefs bleiben…..
Nach einem Abseglerbier auf dem gemütlichen Sofa vor dem riesigen offenen Kamin mit prasselndem Feuer (es regnete inzwischen und war recht frisch, sicher nur noch ca. 15 – 18°C) zogen wir uns relativ früh in unser fürstliches Gemach zurück.
17.01.2010 – Cameron Highlands
Ein strahlender, etwas frischer Morgen – wie ein englischer Frühsommertag – mit blitzblauem Himmel und ein paar Wölkchen bei etwa 20°C.
Nach einem leichten Frühstück – für mich mit einer Schüssel heißem Porridge mit frischer Sahne und braunem Zucker (Dieter schüttelt sich da) – machten wir uns auf die Hufe.
Zuerst ging’s auf die Boh Teeplantage ganz in der Nähe, ein langer gewundener Weg die Berge hoch, zwischen Gemüsefeldern und Teegärten. Das saftige Grün in der Morgensonne löste bei mir einen wahren Fotorausch aus – ich war kaum von den Feldern wegzukriegen.
Wir fuhren dieses Mal ganz nach oben, bis zu der Tee-Verarbeitungs-Anlage, wo es auch eine kleine Teestube gibt. Dort ließen wir uns den Weg vom frisch gepflückten Teeblatt bis zum fertigen Tee zeigen – von einer riesigen Inderin, die möglicherweise ein Mann war, der keiner sein wollte.
Nach einer Teeprobe fuhren wir weiter nach Tanah Rata, das noch genauso desolat aussieht wie vor 10 Jahren.
Auch was unser heutiges Abendessen anging, gab es leider keinerlei erfreuliche Neuentdeckungen – entweder schmuddelige Inder, schmuddelige Chinesen oder schmuddelige Halal-Küchen, die aber ausschieden – denn das erfahrungsgemäß hier ohnehin kaum genießbare Essen ohne ein Bier wäre doch eine zu große Zumutung.
Von Tanah Rata aus ging’s weiter in die Berge, zu einer zweiten Boh-Teeplantage, zu welcher der Weg fast noch schöner war als zur ersten.
Da es dort ein Café gab, beschlossen wir, ein-zukehren und die Aussicht zu genießen, denn das Lokal war rundum verglast und thronte wie eine Kanzel auf dem Berg. Indische Pflücker-Familien feierten dort offenbar ein Familienfest…
Leider kamen immer mehr dunkle Wolken auf, so dass Fotografieren und filmen nur noch schwer möglich waren. Nach einer Kanne Tee und Erdbeertörtchen fing es auch prompt zu regnen an, außerdem kam Nebel auf. Dennoch war die Atmosphäre fast magisch ….
Regen und Nebel wurden dann allerdings so heftig, so dass der Rückweg über die kurvige Straße eine echte Strapaze war. Zu allem Unglück ging auch noch der Scheibenwischer auf der Fahrerseite kaputt, das Wischerblatt war abgerissen und das nackte Metall quietschte und schabte über die Scheibe. Und damit nicht genug – der Gurt am Fahrersitz blockierte plötzlich und ließ sich nicht mehr rausziehen.
Irgendwie schafften wir es aber doch zurück ins Hotel, machten es uns ein Stündchen mit einem Buch gemütlich und fuhren dann zurück nach Tanah Rata zum Abendessen. Zwar wussten wir, dass kaum kulinarische Highlights auf uns warteten, aber zumindest würde es nicht so teuer werden wie im Hotel.
Während Dieter eine leidlich genießbare Gemüsesuppe nahm, versuchte ich wider besseres Wissen ein Chickencurry – der Geschmack ging, aber was das Fleisch anging, hatte ich erhebliche Bedenken, ob das angebliche Chicken jemals Federn getragen hatte. Ich hielt mich an den Reis und spülte das Ganze mit reichlich Bier runter.
Da wir am nächsten Tag weiter wollten, machten wir uns bald auf den Heimweg und nach einem Absacker am Kamin früh ins Bett.
Und so ging’s weiter: >>>> Von den Cameron Highlands nach Kuala Selangor